Sonntag, 21. April 2024

Weberknecht F.A.Q. - oder: worauf man gut achten sollte

21.04.2024

Wir sind zu dritt am Projekt Weberknecht. Marlies, Gerd und ich. Zusammengekommen durch einen Webrahmen, den Marlies entdeckt oder in ihrem Fundus hatte. 3D Druck war so grade haushaltsfähig, also nutzbar ohne ein Diplom anschließen zu müssen und vom Preis her erschwinglich.

Zusammen haben wir und dran gemacht und versucht, dieses Modell nachzubilden, da es hier nirgendwo auch nur eine Angabe zum Hersteller gab. Jeden von uns hat es auf eigene Art fasziniert, Gerd die Einfachheit der Konstruktion (die natürlich verbesserungswürdig ist), Marlies die nun mehr Möglichkeiten, Muster auf dem Webrahmen zu weben und ich habe einfach nur überlegt, ob und wie ich das auf meinen Rahmen bringe, den ich schon habe. 

Wir haben "gebastelt", probiert, geändert und optimiert. Mit jedem Schritt haben wir Neues gelernt. Bei dem Originalrahmen sind die Scheiben, die das Muster machen aus Kunststoffdruckguss. Dieses Verfahren wieder zu nutzen, ist recht teuer für nur ein paar Leute. Der 3D Druck springt hier gut in die Lücke. Er ist perfekt für solche Mini-Projekte.

Inzwischen sind 2 Jahre vergangen und hin und wieder kommen nun Fragen und Anfragen. Meist bei mir, oder an mich weiter geleitet. Gerd und ich haben inzwischen schon einige Rahmen und auch nur die Musterwalze für Leute, die schon einen Rahmen haben gebaut. Die Rückmeldungen waren eher null. Ich habe also keine Ahnung, wie die Leute damit zurecht kommen. Allerdings habe ich auch schon einen Rahmen zum testen verliehen und einmal als Antwort bekommen: geht gar nicht! Aber auch: man muss sich reinarbeiten.

Ich webe selber gerade an einem neuen Stück mit Platten, um einen Vergleich zu haben, wie unterschiedlich Kett- & Schussköper optisch wirken. Dafür braucht es wieder neue Platten. Beim Einrichten des Rahmens habe ich ein paar Sachen unter die Lupe genommen und für mich notiert. Zusammengekommen sind ein paar Punkte, die man eventuell auch schon vor der Begeisterung, oder zumindest gleich danach, beachten sollte. Ich habe bei diesem letzten Projekt Bilder gemacht, um einiges zu verdeutlichen, aber speziell bei Punkt 1 beziehe ich mich auf Anfragen, die mir manchmal gedankenlos erscheinen. nach dem Motto: toll, mach mal. 

Ich habe das für mich in eine Liste geschrieben, die ich unten dann ausführen werde. Wenn es sich ergibt, Fragen bei mir aufschlagen, oder ich selber noch etwas entdecke, das schief laufen kann, werde ich die Liste, oder die Erklärungen ergänzen

1. Kenne Deinen Rahmen

2. Musterplatten in 2 Farben

3. gleichmäßige Kettspannung

4. Aufmerksamkeit am Webanfang

5. Schiffchen richtig führen

6. Spannung von Walze und Kette ausbalancieren

7. Musterwechsel auf der Walze

8. Kleine Helfer


Punkt 1: kenne Deinen Rahmen

"Hallo ich bin begeistert und habe einen Knitters Loom 80cm" 

Ähm, ich freue mich wirklich über jeden, dem gefällt, was wir machen und auch den Weg zu uns gefunden hat. Aber nein, ganz sicher gibt es keine Knitters Loom mit 80cm. Wenbbreite! Knitters Loom (von Ashford) gibt es in nur in den ungeraden 30cm, 50cm und 70cm Webbreite.  Den Rigid Heddle Loom (RHL) gibt es in 40cm, 60cm, 80cm und sogar in 120cm Webbreite. 

Ich persönlich finde 80cm am Webrahmen sehr unbequem zu beweben. Man braucht Affenarme, um das Schiffen in das Fach und auch auf der anderen Seite wieder raus zu holen. Benutzt man die langen Webschiffchen, die dabei sind, braucht man auch noch genauso viel Platz links und rechts vom Rahmen. Um die Kette weiter zu drehen, ist die neue Verriegelung zumindest am Kettbaum schwer zu lösen, solange sie unter Spannung ist. Je breiter der Rahmen ist, umso mehr muss man sich dabei verrenken. 

Den Weberknecht haben wir für 10cm, 25cm, 40cm und 60cm ausgelegt. Gewebt habe ich schon mit 40cm. 60m noch nicht, aber da 60cm mit dem Webblatt schon fast eine sportliche Leistung ist, wird das für mich auch beim Walzenbau die Obergrenze sein. 

Ich habe inzwischen ein paar unterschiedliche Webrahmen angesammelt. Unter anderem Ashford Rigid Heddle Looms, (starre Webrahmen mir einem Webblatt), nun auch einen Knitters Loom (auch mit einem Webblatt, aber faltbar zum Transportieren), ich hatte 3 Kircher und Eitdorfer Webrahmen (ist für mich irgendwie das Gleiche, man kann sie optisch auch kaum auseinander halten), die ich aber schon wieder verkauft habe. Allerdings habe ich noch einen kleinen mit 20cm Webbreite, einen Erla Webrahmen (ein alter Webrahmen aus der DDR, der auch ein Webblatt hatte) auch einen Schulwebrahmen, wie es sie heute noch gibt mit einem Drehstab. Einen Lervad in 80cm mit Webblatt und ein Kromski Presto ist mir auch noch zugelaufen. Ich habe dieses Sammelsurium zusammengetragen, weil ich auf Anfrage auch workshops mache, wo man sich eben diese Unterschiede mal vor Augen führen kann, inklusive ausprobieren. Ich sehe immer wieder Enthusiasten, die sich die besten Werkzeuge kaufen und nach ca. einem halben Jahr feststellen: "Das ist nichts für mich". Ich finde das sehr schade, denn oft fehlt einfach nur die richtige Beratung. Ok, ich merke, zu den Webrahmen braucht es nochmal einen extra Beitrag 😂

Ein anderer Grund für diese Sammlung ist nun, durch den Weberknecht begründet. Theoretisch brauche ich keinen kompletten Rahmen, meine Auswahl dafür ist reichlich. Aber mein Gedanke geht auch dahin, dass einige Leute Platzprobleme haben könnten und für noch ein Rahmen mit Zubehör ist es einfach zu eng. Eventuell hat man sich auch mit seinem Werkzeug so eingearbeitet, dass ein komplett anderer Rahmen wieder alles gewohnten Griffe durcheinander bringt. Also ist ein Zusatzteil, das man für den eigenen Rahmen nutzen kann, eine gute Lösung. Auch die Webwalze bringt wieder einiges an Zubehör mit, will man mit unterschiedlichen Webdichten arbeiten, zumindest die Schachteln für die Platten. Aber alles ist zerlegbar und damit leichter zu verstauen. Ich bin ein Bastler, Ausprobierer. Kaum ein Muster werden ich so schnell kein zweites Mal weben, also nehme ich die Platten von der Walze, wenn ich mit meinem Projekt fertig bin. Die restlichen 3 Teile sind dann auch schnell auseinenander geschraubt. Also alles gut verstaubar.


2. Musterplatten in 2 Farben

Ich habe eine Anfrage bekommen, eine Walze für den Knitters Loom zu bauen. An meine vielen unterschiedlichen Rahmen komme ich meist, weil ein Enthusiast aufgegeben hat und seine Werkzeuge meist einfach nur loswerden will. Ich habe diese Anfrage benutzt, um zu testen, ob es funktioniert und weil ich länger nicht mit dem Weberknecht gearbeitet habe, zu schauen, was ist wichtig zu beachten. Zusätzlich habe ich die neuen Platten für Kett- & Schussköper ausprobiert. Für die Benutzer, damit sie es so einfach wie möglich haben. Aber auch für uns Bauer, um eventuell doch noch etwas zu finden, das man besser machen kann.

Marlies hatte einen Schal mit 1/3-3/1 Köper gewebt. Mir verursacht das Überspringen von 3 Fäden immer ein bisschen Bauchschmerzen. Nicht, weil es nicht funktionieren könnte, sondern weil ich ein Schlumper bin. Ich habe immer Angst, dass ich bei solchen langen Flotten an den Fäden hängen bleibe und damit alles kaputt mache. Das geht mir an der Strickmaschine genauso. Also habe ich mich für meinen Test für 1/2-2/1 Köper entschieden, getrennt durch Streifen im gleichseitigen Köper.

Für mich arbeite ich ganz gerne mit "Restmaterial", Platten die übrig waren, bunt zusammengewürfelte  Rahmen- & Walzenteile, generell Teile, die beim Drucken nicht ganz so schön geworden sind und die ich ungesehen so niemandem anbiete. Wenn ich mal einen Workshop mache, werde ich sehen, dass ich sie in Musterrahmen mit unterbringe und wer möchte, kann den Rahmen so übernehmen. Gekauft, wie gesehen. 

Was mir schon einmal beim Schären einer Kette aufgefallen ist, ist, das dunkle (ich hatte schwarz) Scheiben nicht sehr gut schon beim Schären sind. Man sieht durch die Schatten in den Zwischenräumen sehr schlecht, wo der Schlitz ist und ob da nun schon ein Faden liegt, oder nicht. Also am besten nicht ganz so dunkle Farben verwenden. Das geht an mich. 

Bei mehrschäftigen Mustern gibt es meist einen Rapport, 1,2,3,4 und wiederholen oder zurück. Speziell bei diesem Test habe ich meine Walze 4x öffnen müssen, um einen Fehler beim Aufstecken der Platten zu korrigieren. Ich kann es nicht beschwören, aber ich vermute, 2farbige Platten kamen auch daher, dass Gerd auf 2 Druckern gearbeitet hat. Praktisch ist das schon, man kann diese rapportweise oder auch immer abwechselnd einsetzen, um schon beim Aufstecken der Platten die richtige Reihenfolge in kleinen Schritten zu prüfen.

Der Unterschied und damit der Vorteil ist klar zu erkennen. Auch, dass es ganz links bei den schwarzen Scheiben doch recht dunkel ist. Sie lila-rosa Streifen am Rand und in der Mitte sind für den gleichseitigen Köper. Die Platten stecken nur in 2 Positionen, darum auch abwechselnd gesteckt. Das Muster auf der unteren Walz ist 4,1,2,3,2,1, (wahrscheinlich eher 1,2,34,3,2 und die Walze liegt nur auf der falschen Seite 😄 ) ein Spitzköper mit einem Rapport über 6 Kettfäden. Sehr leicht zu kontrollieren über die 6 Platten pro Farbe und den Rillen am oberen Rand, wo das Muster eine Pyramide bilden sollte. Jede Ungleichmäßigkeit fällt da eigentlich sofort ins Auge.


3. gleichmäßige Kettspannung

Darüber haben wir uns in einem Meeting ausgetauscht und es ist noch ein Grund, warum breiter als 60cm eher unpraktisch ist. 

Beim Direktschären, das ich am Webrahmen bevorzuge, weil es einfach recht schnell geht, laufen die Fäden immer auf einen zentralen Punkt zu. Damit sind die äußeren Fäden länger, als die in der Mitte. Beim Bäumen der Kette (Aufwickeln auf den Kettbaum) muss man sie stramm halten, damit sie nicht zu locker aufgewickelt werden. Je dicker diese Fadenbündel sind, umso schwieriger wird es, alle gleich stramm zu halten. Hält man sie mit der Hand, liegen immer welche in der Mitte vom Bündel, sie werden wahrscheinlich etwas lockerer aufgewickelt. Je weiter man dann aufwickelt, umso mehr ändert sich der Winkel zwischen den Schlaufen am Ende und der Breite der aufgezogenen Kette. Es wird an den äußeren Fäden mehr Zug in Richtung Mitte aufgebaut. Ich lasse die Schlaufenenden ganz gerne geschlossen, weil ich sie dann Stück für Stück aufnehmen und an der Anbindeleiste verknoten kann. Da ich beim Weberknecht die Fäden nicht durch Ösen ziehen muss, wie bei einem Webblatt, muss ich dafür die Schlaufen noch nichtmal aufschneiden. 

Bei so schmalen Webstücken kann ich die Spannung mit der anderen Hand ein bisschen korrigieren, indem ich stellenweise in die Kette greife und Fäden nachziehe, die ich dann in der anderen Hand wieder so imkompletten Bündel halte.

Marlies schärt am liebsten auf einem externen Schärgerät mit einem Fadenkreuz, wie für einen Webstuhl. Der Vorteil hier sind die Kreuzleisten, die man dann in dieses Kreuz legt und miteinander verbindet. Es braucht dann nicht ganz so viel Spannung (ganz ohne geht es nicht!), um die Kette zu Bäumen, weil diese Kreuzleisten, wo der Faden abwechslend drüber und drunter geht, das Aufwickeln schon etwas bremsen und damit für eine Gleichmäßigkeit sorgen. Der Nachteil ist, dass man ein zusätzliches Werkzeug braucht, um die Kette zu schären. Je nach Kettlänge und -breite kann man sich da wahrscheinlich mit Spannzwingen helfen, aber es braucht mindestens 3, um an einer Seite das Fadenkreuz zu wickeln

Das Bild ist zwar von meinem Webstuhl, aber man sieht gut, dass vorne (also Richtung Kettbaum) die Fäden glatter und gerader liegen, als hinter den Kreuzleisten. Man erkennt sie nur, wenn man es weiß. Es sind 2 Stäbe hintereinander gekoppelt. Ein Faden geht über den hinteren und unter dem vorderen, der nächste unter dem hinteren und über den vorderen. Bei mir hängen sie an den grünen Silikonbändern rechts und links. Damit kann es auch keine "Vertauschung" der Fäden geben, denn es liegen nie 2 in der gleichen Richtung und man nimmt immer den, der vorne dran liegt, um ihn (am Webstuhl) durch die Litzen zu ziehen.

Ein paar Bilder, was ungleichmäßige Spannung ausmacht. Man kann das so lassen, dann sollte man speziell an dieses Stellen immer gut aufpassen und kontrollieren. Solange die Anbindung vorne noch zu sehen ist, kann man da aber auch korrigieren und den Knoten noch einmal öffnen und einzelne Fäden nachziehen. Knoten wieder schießen.

Die nicht gehobenen Fäden sind nicht ganz unten.
Es kann passieren, dass man mit den Schiffchen darunter fährt. Darum führe ich das Schiffchen immer so, das die Spitze oben, dicht unter den gehobenen Kettfäden langfährt
so sieht das aus, wenn man von der Seite reinschaut 
 

Wolle, auch Sockenwolle haftet gerne mal aneinander und bildet Bündel. Dann wandert ein Faden mit seinem Nachbarn mit, anstatt der Hebung oder Nicht-Hebung zu folgen. Das kann er aber nur, wenn er zu locker ist.
 
oft sehe ich das erst zu spät. Bei nur ein paar Schüssen, webe ich auch schonmal zurück, aber hier wäre das zu aufwändig


4. Aufmerksamkeit am Webanfang

Egal, ob ich am Webrahmen mit Webblatt, oder am Webstuhl mit Schäften arbeite. Für mich ist der Anfang, bis das Gewebe um den Streichbaum vorrückt, immer mit viel Aufmerksamkeit verbunden. Beim Weberknecht nochmal so viel, weil die Schlitze oben offen sind und das Fach halt nicht soo riesig ist. 

Wie fest muss ich anschlagen? Meist ist es zu fest. Manchmal zu locker, wenn ich im Hinterkopf habe, dass es meist zu fest ist. 

Bis diese Schlaufen um die Kurve sind, dauert es immer eine scheinbare Ewigkeit. Eben, weil ich sehr aufmerksam sein muss, aber auch, weil ich die Kette fast immer so weit nach vorne drehe, damit die Schlaufen schneller verschwinden. Besser wäre es wahrscheinlich, die Anbindeleiste auf volle Länge offen zu lassen. Dann geht vielleicht auch das Anschlagen der ersten Schüsse etwas leichter.

Speziell für den Umbau des Knitters Loom ist das auf jeden Fall so, weil der Warenbaum recht tief sitzt. Die Seitenteile benötigen aber diese Höhe, weil der Rahmen klappbar ist und nicht nur vorne und hinten eine Erhöhung hat, sondern auch an diesem Gelenk. Bei einem Seitenteil habe ich das Loch für die die Schraube um einen halben Zentimeter zu hoch gesetzt. Das Ergebnis war, dass das Seitenteil um diesen halben Zentimeter zu tief sitzt. Das Handrad vom Walzengriff ist da so knapp drüber gelaufen, dass es geschliffen hat.

 


5. Schiffchen richtig führen

Wie schon bei Punkt 3 in den letzten Bildern gezeigt, ist das Fach so um die 2einhalb cm hoch. Hoch genug, für die meisten Webschiffchen. Bei manchen Modellen muss man etwas mehr acht geben. Die leicht gebogenen schwedischen Schiffchen funktionieren auch. Ich habe in einem früheren Webstück die Kunststoffspulen von Ashford verwendet, die aus dem Schiffchen herausgeschaut haben. Das war eher nicht so optimal, aber da kein anderes Schiffchen bei der Hand war, musste es mit diesem gehen. Und nach ein paar Schüssen stellt sich immer eine Routine ein.

Generell habe ich mir beim Weberknecht angewöhnt, das Schiffchen immer mit der Spitze nach oben durch das Fach zu schieben, Speziell bei weniger elastischem Material, wie Baumwolle oder Cottolin kann es passieren, dass die nicht gehobenen Fäden etwas durchhängen, wenn die anderen gehoben werden. Da die gehobenen damit mehr unter Spannung stehen, ist es für mich leichter, an diesen entlang zu fahren.

6. Spannung von Walze und Kette ausbalancieren

Die Teile von der Musterwalze sind normalerweise so ausgelegt, dass, wenn man alle Teile aufgesteckt und die Walze verschlossen hat, dass die Scheiben optimal zusammengepresst sind und die Kettheber ideal in die Rillen auf der gegenüberliegenden Seite greifen. 
Nun bin ich nicht der 3D-Druck-Profi (auch, wenn es mir sehr viel Spaß macht und die  meisten Sachen gut funktionieren) und es wird eben nicht ein Druck, wie der andere. So kann es passieren, dass an den Ketthebern Nasen sind. In diesem Fall bin ich aber auch nicht geduldig genug, um auf Fehlersuche zu gehen und nehme es einfach hin. Oder ich nehme die Druckteile von der Platte, bevor diese kalt genug ist. Dann verziehen sich die Platten. Sehe ich es, fliegen  die Platten weg. Ich habe es noch nicht geschafft, sie wieder gerade auszurichten.

Aber auch wenn die Platten optisch gut aussehen, kann es sein, das irgendetwas anderes ist und sie nicht sauber ineinander greifen. Sind sie dann auf der Walze und diese ist gespannt, kann es dazu kommen, dass manche Ecken zusammenstoßen. Eigentlich wäre das nicht schlimm, aber wenn nun die Kettspannung nicht hoch ist, flutschen die Kettfäden aus ihrem Fach und finden den Weg nicht zurück.
Ausbalanciert habe ich das, indem ich mit der Spannung der Walze und auch mit der Kettspannung soweit gespielt habe, dass es funktioniert. Zu locker darf die Spannung der Walze allerdings auch nicht sein, weil die Fäden sonst an den Ketthebern vorbei rutschen, sich im nächsten verfangen und sich dann verhaken. Ich habe es immer erst nach 3 Drehungen bemerkt (auch wieder nur am Anfang passiert, wenn die Anbindeschlaufen noch nicht um die Kurve sind, damit kann man den Kettfaden immer noch lockern). Also zurück weben, den Kettfaden befreien, die Anbindung lösen, Kettfaden wieder stramm ziehen und noch einmal von vorn.

Die Kettspannung muss dann bei jedem Weiterdrehen der Kette wieder sorgfältig angepasst werden

es ist nicht bei allen Platten, aber in diesem Fall bei vielen.

wenn die Kettfäden nicht wieder ins Bett wollen



ich habe es dieses Mal so gelöst, weil es nur ein paar Platten waren

7. Musterwechsel auf der Walze

der Vorteil, wenn ich kein geschlossenes Webblatt habe, ist, dass ich mitten im Webstück einfach das Muster ändern kann. In meinem Teststück musste ich die Musterwalze 2x herausheben, weil ziemlich in der Mitte ein Musterfehler war. 2x konnte ich das Herausheben umgehen, denn der Fehler war ziemlich am Rand.

Warum auch immer die Walze aus dem Webstück gehoben werden muss, der Weg ist immer der gleiche:

- Kettspannung reichlich lösen

- Kette anheben, so dass sie komplett aus der Walze heraus ist 

- Walze entnehmen

- Änderung vornehmen

- Kette anheben und die Walze wieder auf den Rahmen setzen

- Kette vorsichtig anziehen

- Kettfäden wieder einlesen

Die Kettfäden wieder einzulesen geht für mich am einfachsten mit einer dickeren Häkelnadel. Ich lege die Fäden dafür bewußt etwas weiter seitwärts. Mein Gewebe funktioniert jetzt wie die Kreuzleisten. Ich picke nah an der Webkante einen Faden nach dem anderen und lege ihn zurück in sein Fach. Hilfreich dieses mal, war, die Walze so zu drehen, dass ich den Alustab vom Schären wieder oben liegen hatte. damit liegen alle Kettfäden wieder auf einer Höhe und ich kann gut sehen, wo schon ein Faden liegt.

Wenn alle Kettfäden wieder eingelesen sind, den Alustab wieder rausnehmen und die Kette spannen. Dann drehe ich meine Walze so lange, bis ich den nun letzten Schuss offen habe und kann ab da weiter weben.

8. Kleine Helfer

    - Distanzstücke

Als ich angefangen habe und meine ersten Platten gedruckt habe, war ich ungeduldig, endlich loszulegen. Aber mit jedem Druck kam immer gerade mal 1cm Webbreite dazu. Also habe ich bei 20cm erstmal eine Pause eingelegt und kleine Stücke gedruckt, die ich an den Enden aufgefädelt habe. Denn irgendwie muss ich die Walze spannen. Ich habe sie später wieder genutzt, wenn ich nicht die volle Webbreite gebraucht habe. Auch bei meinem Knitters Loom Test kamen sie wieder zum Einsatz.

Sie werden wohl mit in das offizielle Teileprogramm vom Weberknecht mit aufgenommen. Es macht die Walze auch etwas geringer. Meine Bedenken, dass sich die Mittelachse durchbiegen könnte, wenn die Platten und die Kettspannung nur in der Mitte sind, haben sich nicht bestätigt. Auf dem Bild ist noch meine allererste Version zu sehen. Da hieß das Projekt noch nicht Weberknecht 😎


    - Stäbe zum Schären und Bäumen

In der Stückliste sind Aluminiumstäbe aufgelistet und ich habe sie oben auch schon erwähnt. In den Griffen kann man sie in eine Vertiefung einclipsen. Sie sollen beim Schären und Bäumen helfen. Die Vertiefungen sind an unterschiedlichen Entfernungen zu den Ecken. Das ist nicht etwas schief, das muss so. 

Die Vertiefung, die näher an der Ecke ist, wird zum Schären benutzt, also man legt die Alustange in dieser Höhe ein. Damit liegen alle Fäden so hoch, dass sie mindestens auf Kettheberhöhe liegen. Kein Faden kann durch das eingestellte Muster tiefer rutschen und es hilft, zu erkennen, welches der nächste Schlitz ist, um den Faden einzulegen.
 
kein Kettfaden kann tiefer rutschen. alle liegen auf einer Höhe
hier erkennt man gut, dass der Stab beim Schären in der höheren Position sitzt
in der Dokumentation zum Schären und Bäumen ist das auch noch einmal gut erklärt

Beim Bäumen kommt dann die zweite Stange zum Einsatz. Die erste bleibt, wo sie ist. mit der zweiten, die tiefer eingeclips wird, werden die Kettfäden nach unten gedrückt, damit sind beim Bäumen die Schlitze geschossen. Trotzdem muss die Kette beim Bäumen gespannt sein, sonst kann es passieren, dass die Fäden sich verwurschteln und in fremde Schlitze hüpfen. 

    - Walze mehrfach vor- & zurück schieben

Trotz aller Vorsichtsmaßnahem und klugen Ratschläge passiert es mir immer wieder, dass die Kettfäden nicht alle die gleiche Spannung haben. Oder mein Garn ist zu dick für die vorgesehene Webdichte, dich ich mir ausgewählt habe. Dann ist die Reibung der Kettfäden im Fach so hoch, dass sie trotz Kettspannung beim Drehen der Walze nicht nach unten rutschen. Ich schiebe dann die Walze nachdem ich die richtige Position habe, ein paar mal vor und zurück. Das reicht normalerweise. Falls nicht, ist vielleicht doch das Garn zu dick.












Freitag, 1. Dezember 2023

Finnischer Tango mit 7 Brüdern

 2017 war ich das erste mal in Finnland und beim Stöbern durch ein Riesenkaufhaus habe ich schöne Wolle und ein finnisches Strickheft gefunden, durch das ich mich dann mit Bildübersetzung per Handy abfotografieren und im Tablet dann übersetzen durchgewurschtelt habe. Herausgekommen ist etwas, dass ich am Ende "Finnischer Tango" getauft habe. In Finnland angefangen zu stricken, zu Hause wieder aufgeribbelt, weil zu groß, die Ärmel mit Löchern für Daumen versehen, weil sie ja immer zu lang sind, und den Kragen habe ich auch anders gestrickt, als in der Zeitschrift gezeigt.

In diesem graublau und dem Rautenmuster komme ich mir immer vor, wie in einer Rüstung. find ich voll cool! 

Und der Kragen ist es, der mir so recht nicht gefällt. Die Idee war (geklaut von einem gekauften Pullover), dass er vorne überlappt und sich hinten schön den Hals hochrollt. Das Prinzip passt, nur ist er halt leider nicht hoch genug, damit er schön im Genick hochrollt. Inzwischen habe ich meinen Pommerncardi und für die Nachbarin die Strickjacke in Höllenwolle gestrickt, wo der Kragen genau das macht, was ich bei dem Pullover wollte.
Meine Strickjacke aus Pommernwolle, die von Hause aus grau ist
Die Strickjacke für die Nachbarin aus weißer Höllenwolle. Damit die Farben nicht so grell sind, habe ich schwarz drunter gemicht um den Effekt der grauen Pommernwolle zu bekommen. Es ist nicht ganz so grell, hat aber auch nicht diesen grauen Grund, der die Farben noch mehr mildert. Ist trotzdem schön und die Nachbarin erzählt  mir immer, wenn sie sie ausgeführt und offene Münder geerntet hat.

Neulich ist mir dann ein kleiner Kragen über den Weg gelaufen und wieder ist der Kragen mit 1 rechts/1links ein bissel gradeaus.
Erantis
Bei dem hübschen Kragen fiel mir das wieder ein, denn dort habe ich irgendwie das gleiche Dilemma.
Ich habe einen weiteren in Höllenwolle angeschlagen und will dort den neuen Kragen testen. Nebenher fiel mir dann ein, dass wenn ich am Pullover den alten Kragen aufribbel nicht genug Wolle für den neuen haben werde. Irgendwo hatte ich doch noch ein Knäuel! Nur wo? Nicht gefunden, Meine Ordnung ist teilweise etwas chaotisch, weil einfach zu viel von allem da ist. Also wollte ich zwei neue Knäule nachbestellen. Puuh, wie hieß die? Ist nun auch schon wieder ein paar Jährchen her. Aah ja, Novita 7 Brüder. Da muss man ganz schön suchen, dass man was findet, das der Farbe entspricht. Da war dann eines, leicht meliert, grau blau. Schaut gut aus. Sicherheitshalber mal 2 bestellt.
Dann kommt es ziemlich schnell und ich pack Glitzergarn aus 😣
och nöö, Glitzer am Hals, das kratzt ja schon, wenn ich nur dran denke!
Immerhin, käme ich mit der Farbe halbwegs hin. Ich hab gleich mal geschaut, ob man den Glitzerfaden nicht beim Stricken entfernen könnte, aber er ist mit einem der Fäden und den anderen beiden verzwirnt. Das wird eher nix, oder sehr mühsam, 
Also habe ich den Gedanken einmal mehr beiseite geschoben und mich mit meinen anderen Projekten beschäftigt. 
Und gestern hat es mich dann gepackt. Der Computer, der an der Strickmaschine steht ist uralt und braucht Ewigkeiten, um hoch zu fahren. Ich brauche aber meine Tabelle zum Sockenstricken, weil da alle Eckdaten für alle Sockengrößen drinstehen. Und dann habe ich mal vorne angefangen, die einzelnen Behälter zu durchsuchen und schon beim dritten bin ich fündig geworden. Tatsächlich noch ein ganzes Knäuel der Originalwolle  lag dort. 
so im direkten Vergleich ist die neue Wolle dunkler, aber auch die Originale hatte hell und dunkel und immer wenn ein Knäuel zu Ende war, habe ich versucht, im Muster zu bleiben 

für den Fall, dass ich doch nichts gefunden hätte: die neuen Knäule hätten es auch getan 😉

Nun muss ich nur noch die Muße, die Zeit und das Ende vom Kragen finden, damit ich es aufribbeln und endlich neu stricken kann.





Samstag, 18. November 2023

kleines Klöppelkissen

In unserer Klöppelgruppe kam eines Tages (im Mai 22) eine unserer Mädels mit einem coolen Teil. Ein kleines Flachklöppelkissen, bei dem man nur das Kissen drehen und im Winkle neigen kann. Das Kissen selber ist rund, so dass es kein vorne oder hinten gibt. Alles aus Holz gearbeitet. Das Prinzip hat mich total begeistert und ich habe ein paar Bilder gemacht. Dann ist das erstmal liegen geblieben, weil ich, wie oft, den Kopf voll mit anderen Sachen hatte.

Das Originalkissen, wo ich frech die Idee geklaut habe

für mich interessanter war eher die Rückseite 😂

Irgendwann im letzten Jahr habe ich im Baumarkt ein quadratisches Kissen entdeckt. Unten ne Hartpappeplatte 30x30cm und es hat mal wieder geklickt im Gehirn. Eigentlich sind das Rückenlehnen, die man an de Wand schraubt. Ich habe keine Bänke, die an der Wand stehen, brauche sowas also eher nicht.
Aber dann endlich habe ich mich dann dran gemacht, gezeichnet, gedruckt, probiert und musste neu zeichnen. 

Herausgekommen ist am Ende mal wieder was Brauchbares. 

 
Neu zeichnen musste ich, weil bei dem rechten Teil der Bogen die falsche Krümmung hatte, er hat sich beim kippen selbst verklemmt. Also einmal neu.
Dann wollte ich eigentlich durch drehen von diesem Hebel das Kissenlösen und klemmen kann, um es zu drehen. Aber sowas geht nur, wenn man einen Exzenter einbaut. Ich hatte nur eine Feder. Also nochmal ändern und neu drucken.
und so funktioniert es nun einwandfrei. Je nachdem, in welche Richtung man das Kissen dreht, muss man an diesem Knopf nun lösen oder nachziehen. Es ist auf jeden Fall eine Eihandbewegung und das Kissen ist hoch genug, dass man das von vorne machen kann und nicht um das Kissen herumgreifen muss.
Damit habe ich dann im letzten Sommerurlaub einige schöne Lesezeichen geklöppelt
 
 
Beim ersten ging mir das Lied durch den Kopf, weil alle Garne, die ich verwendet habe, so schön geschimmert haben und dann habe ich bei allen anderen auch nach einem passenden Lied gesucht.

Seit dem letzten Herbst habe ich einen "Klöppellehrling", ein nettes junges Mädel, dass unseren Altersdurchschnitt drastisch nach unten drückt. Sie hat eine schnelle Auffassungsgabe, ist recht geschickt, probiert alles aus und das Klöppeln macht ihr richtig Spaß. Als sie mein Klöppelkissen gesehen hat, gefiel es ihr so gut, wie mir, das erste. Auf meine Frage, ob sie eines möchte, hat sie freudestrahlend "Ja" gesagt. Ich weiß gar nicht, warum, aber ich hatte schonmal noch ein weiteres Kissen gekauft, diesmal nicht mit Samtbezug, sondern mit einem etwas gröberen Sofastoff. 
Allerdings habe ich hier einen Bezug dazu genäht, denn das viele Stärken hinterlässt seine Spuren. Und so kann man den Bezug entfernen, waschen und wieder aufspannen. 

Einfach Tunnel eingenäht und mit Schürsenkeln gespannt. erst die Ecken, dann die langen Seiten. Bei diesem Kissen konnte ich meine Feder leider nicht verwenden, weil die für mein Kissen aus einem kaputten Saugnapfgriff war. Von einem Federkernkissen habe ich die Federkerne rausgenommen, weil ich damit nicht gut schlafen konnte. davon habe ich jetzt zwei eingebaut und musste dafür den Knopf anpassen. So richtig glücklich bin ich damit nicht, habe aber eine bessere Möglichkeit gefunden, die meiner ersten fast gleich kommt. Dafür muss ich nur nochmal ans Zeichenbrettausgetauscht ist das dann fix 😎
Was ich übrigens an dem ersten so toll fand: es war wo es gepasst hat, aus altem Material gemacht. Daran habe ich mich auch gehalten. unten ein ausgemustertes Frühstücksbrettchen. Die Platte zwischen Kissen und Gelenk ist ein Reststück von einem unserer Panele. Unten aufgeklebt eine Antirutschmatte. Alles ist mit metrischen Schrauben und Muttern befestigt. Bei den Muttern, die man öfter lösen muss, habe ich halt einen größeren Griff drumrum gedruckt.
Nachdem ich das Lehrlingkissen abgeliefert habe, kam prompt eine Bestellung für ein weiteres. Das konnte ich leicht am Montag darauf abliefern. 
 





Donnerstag, 16. November 2023

Weberknecht - wie jetzt?

Update 2: Aus gegebenem Anlass weise ich hier darauf hin, dass bei Rücksendung einer Bestellung die Hälfte der Kosten für den Bau einbehalten werden. Wenn eine bestätigte Bestellung vor Lieferung storniert wird, berechne ich 25% vom Auftragswert. Die Höflichkeit gebietet es, wenn jemand nach einer Anfrage zumindest Bescheid gibt, das man es sich anders überlegt hat, damit ich die Planung abbrechen und ggf. jemand anderen vorziehen kann.
Es kostet mich sehr viel Zeit, jeden Auftrag wunschgemäß zu erledigen, vorab zu beraten und zu überlegen, was die beste Ausstattung ist. Diese Zeit nehme ich mir gerne, damit am Ende alles passt. Aber es ist auch Zeit, die ich auch gerne mit anderen Sachen verbringen könnte. Da ich auch beruflich oft unterwegs bin, gibt es dadurch bedingt auch immer wieder Unterbrechungen. Ich habe auch nie genug Platten (die zeitaufwändigsten Teile) in der entsprechenden Stärke und Anzahl da, um einen Rahmen, oder auch nur die Walze passend auszustatten. Es besteht immer noch die Möglichkeit der Ausleihe zum Testen. 

update: I want to make an Engish translation inside the post. But then everything of the text will be double. So please if you do not understand the German select your language by clicking on the translation button on the top right of the blog. I made a translated table for the prices on the bottom.

Wie schon öfter erwähnt ist der Weberknecht ein Do-it-yourself Projekt, bei dem man sich selber voll austoben und mit halbwegs günstigen Mitteln ein stabiles Webgerät bauen kann. Alles, was ich hier aufzähle, beschreibt den Aufwand, der mit dem Bau verbunden ist, einfach nur, damit man sieht, dass es mit dem Kaufen der Holzteile und dem Drucken der Teile nicht getan ist. 

Ja, es hat nicht jeder eine Holzwerkstatt im Keller oder einen 3D-Drucker in der Abstellkammer. Für diejenigen, die das doch haben, stehen wir mit Rat und technischer Tat kostenlos zur Seite. Jeder auf seinem Gebiet. Gerd, um Tips zur Verarbeitung beim Holz und vor allem beim 3D Druck zu geben. Marlies, wenn es um das Weben an sich geht und ich? Nun ja, wie man immer so schön liest: für alles was nirgendwo anders reinpasst. 😉

Da es doch immer wieder Fragen für ein fertiges Modell gibt, habe ich schon ziemlich zum Anfang eine Übersicht gemacht, was was kostet. Denn vor allem wenn wir mit der praktischen Tat zur Seite stehen, kostet uns das Geld und Zeit. Es gibt auch noch ein paar versteckte Kosten, die manchmal mit berechnet werden, manchmal aber wegfallen. Stromkosten für den Drucker sind mit in der Berechnung, Stromkosten für elektrische Handwerkszeuge nicht. Genauso wenig wie Werkzeuge, die ich erst anschaffen musste.  

Meine Übersicht zeigt, was ich berechne und wie man sich, wenn man wirklich einen fertigen Weberknecht haben will, sein Modell selber ausrechnen kann. 

Es fängt an mit der gewünschten Webbreite. Wir haben die Daten für 10cm, 25cm, 40cm und 60cm bereit gestellt. Sonderbreiten sind natürlich immer möglich, müssen dann aber eventuell neu berechnet werden.

Für die Holzteile kann man immer von einem Material mit 1m Länge ausgehen, dass am wenigsten Abfall übrig lässt, aber eventuell dann ein paar Euro mehr auf den Kassenbon schreibt. Eine Preisabweichung gibt es beim 60cm Rahmen, wo ich aus einer 1m Stange keine 2 Anbindeleisten mit je 60cm absägen kann. Das Gleiche gilt für die dünnen Aluminiumstangen, die man zum Schären und Bäumen braucht, die ich aber doppelt benötige.

Alle Teile für das Walzen-Grundgestell sind auch immer gleich, da die Metallteile auch in 1m Stücken verfügbar sind und alle Teile nur auf das entsprechende Maß gekürzt werden. Also gibt es einen Festpreis für den Rahmen mit dem Grundgerüst der Webwalze. 

Die Musterscheiben sind die, bei denen man schauen muss. Die Angaben der Webdichte sind immer pro 10cm. Also für eine Webdichte von 40/10 und einem Rahmen in 10cm Webbreite brauche ich 40 Musterscheiben. Entsprechend mehr für einen breiteren Rahmen, entsprechend mehr für eine höhere Webdichte. Bei 50/10 sind es 50 Musterscheiben für 10cm... Auf meinen Drucker passen 4 Scheiben für einen Druck drauf. Der Druck dieser 4 Scheiben dauert zwischen 2-3 Stunden (abhängig von der Dicke der Scheiben) bei 40 Scheiben, die ich für 10cm bräuchte sind das schonmal 20-30 Stunden, nur die reine Druckzeit. Entsprechend mehr bei größerer Webbreite... und naja halt wie oben. Irgendwann muss ich auch mal schlafen und zwischenzeitlich bin ich voll berufstätig. So kommt eine Fertigstellungszeit von schätzungsweise einer bis zwei Wochen zusammen. 

Das Ausrechnen für einen kompletten Rahmen ist somit ganz einfach. Der Preis setzt sich aus den Kosten der ersten Zeile für den entsprechenden Rahmen + der Kosten für die gewünschten Webdichte zusammen. Um es einfach zu halten sind diese schon für alle notwendigen Scheiben aufgelistet, man muss nicht überlegen, wie viele und welche. Einfach eins und eins zusammenzählen und man hat das Ergebnis.


Inzwischen haben ich auch Walzen für Ashford Rigid Heddle Looms und Salusso Quadro gebaut. Beim Ashford Rahmen benötigt man noch 2 Bretter, die innen an die Seitenholme angelegt und mit einer der Schrauben vom Webblatthalter dort fixiert werden. Der Salusso hat schon gerade Holme und braucht das nicht. Ein Frage für den Ashford Knitters Loom hat mich einen gebrauchten besorgen lassen und mit diesem scheint es auch zu funktionieren. Der Rahmen kann so weit aufgeklappt werden, dass er flach aufliegt und die Webblatthalter werden durch den Griff, der zum Falten gelöst werden muss fixiert. Man kann sie aber komplett entfernen und damit gibt es auch für diesen Rahmen eine Möglichkeit, innen gerade Seitenholme anzubringen. Muss ich aber erst noch ausknobeln. 

Da beim Umbau keine Holzarbeiten hinzukommen (Ausnahme, wenn wie beim Ashford gerade Seitenteile benötigt werden), habe ich auch hier eine Aufstellung der Kosten gemacht. Der Einfachheit halber habe ich hier mit den Webbreiten gearbeitet. Zusammen mit der Tabelle oben, sind somit alle gängigen Webbreiten von Webrahmen abgedeckt.
Abhängig davon, in welchem Land Du wohnst, kommen hier noch die entsprechenden Frachtkosten hinzu.
Bis jetzt haben sich die Anfragen angenehm hintereinander gereiht, so dass ich immer einen Auftrag nach dem anderen abarbeiten konnte. Sollte nun eine Welle von Bestellungen aufschlagen, muss ich auf  den oben erwähnten Zeitfaktor verweisen. In jedem Fall bekommt jede Anfrage einen ca. Fertigstellungstermin genannt. 

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an alle, für die ich inzwischen gebaut habe und von denen keiner gedrängelt und/oder gequengelt hat, wann es denn endlich soweit ist, weil man doch am liebsten gestern schon loslegen wollte. Manchmal kommt halt auch mal was dazwischen 🤷‍♀️

Samstag, 17. Juni 2023

8. Weberforum in Oederan

Ich habe mir nach dem Urlaub noch einen Mini-Urlaub gegönnt! die letzten beiden Tage war ich beim Weberforum in Oederan. Genaueer gesagt, beim 8 Weberforum. Da wollte ich schon 2020 hin! Alles war gebucht und bezahlt und dann ist es ausgefallen. Das fand ich sehr schade, aber die Umstände haben es nicht zugelassen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass dieses Jahr alles wieder "normal" läuft. 

Außer dem Programmheft, w alle Veranstaltungen und Workshops aufgeführt waren, hatte ich keine Idee, wie das abläuft. "Sind wahrscheinlich lauter Profis, die sich dort treffen und austauschen. Naja, ganz ohne Erfahrung biste nich, kannst mal hingucken" waren so meine Gedanken. Also Kurse raussuchen und Anmeldung abschicken.


Es wird ganz schön was geboten, also wirklich querbeet verschiedene Sachen. Da ich ja nur mal schnuppern will, entscheide ich mich für zwei Kurse. Färben mit Pflanzen und Weben mit dem Salusso. Keine Übernachtung, keine Abendveranstaltung. Ich fahre früh hin und abends wieder heim. 
Oederan ist nun nicht bei uns um die Ecke. Die Fahrt dauert gute anderthalb Stunden. 
Was ich nicht bedacht habe: ob man die Leute nun kennt, oder nicht, man kommt einfach ins Schwatzen und Erfahrungen austauschen.
Im Programmheft habe ich auch alte Bekannte getroffen, die ich länger nicht gesehen hatte. Also noch ein guter Grund, bei ihnen mal anzuklopfen und Hallo zu sagen.

Das Weberforum findet alle 2 Jahre statt. Und damit noch ein Grund, die Chance wahrzunehmen. Es findet im Webermuseum in Oederan statt und ein Teil der Kurse hat dort auch stattgefunden. Ich habe zwischendurch und nach Feierabend der Kurse auch dort mal reingeschaut und war überwältigt von dieser Webstube. 😮 Da werden wirklich viele alte Geräte, die mit dem Weben zusammenhängen ausgestellt. Ich habe zwar ein paar Bilder gemacht, aber die zeigen lange nicht das Ausmaß dessen, was man dort entdecken kann!
Im Obergeschoss gab es dann eine Ausstellung zum Thema "Fläche und Farbe" 
Kommt man die Treppe hoch, wird man mit einem 3teiligen Webkunstwerk begrüßt. Gleich vorweg, ich habe mir keine Projektdaten zu irgendeinem dieser Kunststücke aufgeschrieben, sondern habe es einfach genossen, die unterschiedlichen Umsetzungen des Themas auf mich wirken zu lassen.
Ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Materialien und Webtechniken. Die durchsichtigen Stellen sind mit weniger Dichte gewebt.

Doppelgewebe, das hinten farbverkehrt hist. Auch etwas, um dass ich schon länger herum schleiche
deflected double weave, also auch ein Doppelgewebe, bei dem allerdings ein Flechtwerk aus zwei Farben 2 Ebenen bildet, das dann auch wieder auf der Rückseite farbverkehrt erscheint.
auch das ist gewebt. Aus Papier! 😮
 

Im Treppenhaus hing ein langes Webstück das von ganz oben bis ganz unten lang war. Unterteilt in gleichlange Segmente, getrennt durch ungewebte Streifen, könnten es gut Handtücher werden. 😉  

Mein erster Kurs war dann auch gleich mit einer "alten" Bekannten. Pflanzenfärben mit Karin Drutschmann. Von ihr und ihrer Schäferei kam die Wolle und von Irina die Idee, daraus etwas zu machen. Unser erster Stricksack wurde geboren. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Fischlimützen ich dabei gestrickt habe, aber es waren einige. 😂 Ihre Wolle war auch mein erster Gedanke, als ich gefragt wurde, wo man 2fädige Wolle für einen gewebten Stoff bekommt. Ich habe die Wolle dort bestellt, sie wurde vom Kunden mit Indigo und Krapp gefärbt und ich habe sie dann verwebt.


Auch wenn ich selber schon mit Naturmaterialien gefärbt habe, wollte ich wissen, gibt es noch was, dass ich nicht mache, ein Trick, ein Kniff irgendetwas, das ich vielleicht umständlicher mache? Irgendwas gibt es immer, das ich für mich mitnehme. In diesem Fall, dass es wirklich noch ein paar gute Bücher gibt, bei denen es sich lohnt, mal reinzuschauen. Bei dem einen waren die Rezepte schön einfach gehalten, bei dem anderen war in der Rückklappe eine Übersicht, wann man die entsprechenden Pflanzen am besten sammelt. Ob es diese Bücher noch gibt, muss ich schauen, aber auf jeden Fall hat es mir wieder neue Suchwörter geschenkt. 

Der zweite Kurs war zweigeteilt. Angefangen am Samstag nachmittag und fortgeführt am Sonntag bis Mittag, war ich "Feuer und Flamme" Der Workshop mit dem Salusso Webrahmen. Und ich muss sagen, ich bin wirklich begeistert, was man mit "dem kleinen Italiener" so alles anstellen kann. Bis dahin war es für mich einfach eine andere Möglichkeit, Leinwandbindung zu weben. Aber WAS da alles möglich ist, ist einfach erstaunlich. 

  
Das hing als Muster beim Workshop aus und dadurch dass die Kettfäden eigentlich oben offen liegen und nur mit einem Stab gesichert werden, den man entfernen kann, ist die Kette nicht mehr starr. 
Wer da mehr dazu wissen, oder es selber ausprobieren möchte, sollte sich unbedingt zu einem Kurs bei Ingrid Frank anmelden. Mindestens ein Wochenende lang, denn in 2x ein paar Stunden schafft man es grade, den Rahmen einzurichten und loszulegen. Ok, wenn man nicht, wie ich, losrennt, um anderswo mal reinzuspitzen. Es hat auch jemand sein Projekt beenden können 😂

Ich hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Idee, die ich früh gleich mal zusammengesucht habe. Ich habe meine Weberknecht Musterwalze und meine bisherige Dokumentation und vor allem gewebte Muster eingepackt und mit nach Oederan genommen. Dort habe ich mir 2 der verantwortlichen Mädels geschnappt und das Projekt vor ihnen ausgebreitet. Es gab ein Funkeln in den Augen und und bei der Abschlussveranstaltung durfte ich es dann noch einmal allen vorstellen. Hinterher kamen doch ein paar Interessierte, die mehr erfahren wollten. Und vielleicht, wenn genug Interesse besteht, gibt es in 2 Jahren einen Kurs: Weben mit dem Weberknecht. Bis dahin habe ich angeboten, Rahmen auszuleihen und über unser Portal Hilfe anzubieten. Das wäre natürlich super.
Es gab auch Verwunderung, warum wir das alles umsonst anbieten und nicht den großen Reibach mit dem Weberknecht machen. Einfach, weil wir möchten, dass sich die Leute dafür begeistern! 

Alles in allem hat mir dieses Wochenende, so anstrengend es am Ende doch war, sehr gut gefallen und ich war ganz sicher nicht das letzte Mal dort. Das Reinschnuppern hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Vor ein paar Wochen habe ich in den Kleinanzeigen einen kleinen Webstuhl entdeckt, der interessant aussah. Er wurde nur zerlegt gezeigt. Die Oma, die ihn bis dahin benutzt hatte, war gestorben und der Preis war in Ordnung. Zwischendrin Teile von mindestens 3 Kircher (oder bauähnlichen) Webrahmen. Sie waren mit dabei und werden teilweise für richtig viel Geld gehandelt. Wenn ich sie verkaufe, habe ich ein Teil meines Geldes wieder herein 😉.
Zu Hause habe ich das Puzzle dann beim Ausladen gleich auseinander genommen und sortiert. 
 
Eigentlich war es gar nicht so schwierig, die paar Teile richtig zuzuordnen. Umso schneller habe ich festgestellt, dass so ziemlich alles da ist, um loszulegen. 
 
Also habe ich ihn mal provisorisch hingestellt und fange nun an, ihn Stück für Stück wieder auseinander zu nehmen und ein bisschen aufzuhübschen. AN manchen Holzteilen sind schon arge Wasserflecken. 
 
Alles war ein bisschen wackelich, nicht nur, weil noch nichts fest geschraubt war. Die Beine als reine Stütze nach unten, wird beizeiten in die Grätsche gehen, wenn man mit dem Webblatt nach jedem Schuss anschlägt, egal, wie leicht. Also habe ich mir überlegt, wie man das stabilisieren kann und ohne noch irgendwo nachzuschauen, habe ich mir eine überkreuz-Verstrebung aufskizziert. Auf dem Weberforum gab es im Erdgeschoss einen Raum, in dem alle möglichen Webstühle aufgestellt waren. Ich habe fast einen Freudentanz aufgeführt, als ich meinen kleinen Tiefzieher entdeckt habe. Und dann habe ich mich gefreut, wie Bolle, als ich festgestellt habe, dass er genau so aufgebaut wird, wie ich das gemacht habe. Und musste mir ein Grinsen verkneifen, als die Verstrebung des Gestells genau so umgesetzt wurde, wie ich mir das aufgemalt habe. Es war schon spät am Samstag und so habe ich nur ein paar Schnappschüsse gemacht. Am Sonntag hatte ich etwas mehr Zeit und habe mir die verschiedenen Webstühle mal genauer angeschaut, also nur im Vorbeigehen, um zusehen, was für ein Webstuhl. So ziemlich alle waren webbereit und hatten auch Angewebtes zu zeigen. Es ist also zwar ein Museum, aber eines, bei dem die Museumsstücke noch benutzt werden. In einer Ecke habe ich Schäfte für unterschiedlich breite Webstühle gesehen, aber alle in der gleichen Art, wie meine. Das war wohl also die damals einheitliche Bauart. Ich könnte wetten, dass für alle Schäfte dieselben Litzen passen!
Zu jedem der Webstühle gibt es eine Fahne mit Text, wo einiges erklärt wird. Dieses Mal hatte ich keine Zeit, sie zu lesen. Aber ich bin ja Widerholungstäter. Dann nehme ich mir die Zeit! 
 

 
 
 
Da hat sich ein "moderner" Tischwebstuhl mit Handhebeln eingeschlichen 😉   Alle Schäfte mit demselben System, unterschiedlich breit, aber ganz sicher alle gleich hoch.
nicht nur Webstühle, auch alles Mögliche an Maschinen, um das Weben vorzubereiten sind zu finden.
Auf der Seite, die am Anfang verlinkt ist, finden sich dazu noch mehr Bilder
 
Alterfil hat am Samstag Abend einen Vortrag gehalten, den ich verpasst habe, weil ich da schon wieder auf dem Heim weg war. Auf meine Frage am Nachmittag, was das für ein Garn sei, das er da in der Hand hielt, bekam ich zur Antwort: Stein. 😮 Auf der homepage von Alterfil kann man es nicht finden, aber ich habe es am Sonntag in der Webstube entdeckt. Es ist wohl wirklich erst ein Versuchsgarn.

Ich glaube, immer, wenn ich mir die Bilder von dem Wochenende anschaue, werde ich aufs Neue beeindruckt sein und doch immer wieder Einzelheiten entdecken, die mir vorher nicht aufgefallen sind.