Dienstag, 2. September 2014

Kreta Tag 9 - Zickenalarm

Der letzte Tag mit Auto, aber weil wir das Auto mit halbvollem Tank bekommen haben, müssen wir es auch so wieder abgeben. Schwer zu schätzen, wie lange halbvoll reicht. Also haben wir heute was in der Nähe gesucht. Außerdem haben wir uns früh reichlich Zeit gelassen, so dass wir erst gegen 11 losgefahren sind.

Erstes Ziel war Mohos. Es liegt auch irgendwie auf dem Weg zum Plateau, aber dort wollten wir heute nicht noch einmal hin. Wenn man vom Hotel aus in die Berge schaut, kann man ziemlich weit oben ein Riesenhaus sehen, vorne mit einer großen Glasfront. Vielleicht kann man da mal schauen, was das ist?

Kaum zu glauben, es ist ein Kloster. Wofür brauchen die so eine tolle Aussicht? Das Beste ist, dass man dort tatsächlich nur (fast) verhüllt reindarf. Also Frauen mit Kopf und Schultern bedeckt und natürlich lange Hosen. Männer haben es etwas leichter, sie brauchen nur lange Hosen zu tragen. Für den Fall, dass man ein Tourist ist und das nicht weiß, oder unvorbereitet ist, gibt es gleich links neben dem Eingang ein kleines Häuschen, wo solche Sachen liegen... Und natürlich haben sie Öffnungszeiten. Wir hatten schon ein Kloster, also haben wir es uns geschenkt und haben nur von außerhalb ein paar Bilder gemacht.

Irgendwann habe ich Ziegengemecker gehört, habe aber keine Ziege gesehen. Da oben ist es aber auch recht steinig, da kann man auch mal ein geschecktes Fell übersehen. Auf dem Rückweg zurück zur Hauptstraße hängt auf einmal eine Zeige mit einem Hinterhuf im Maschendrahtzaun. Die hing doch vorhin noch nicht da... bin ich sicher. Ich hatte zwar einen Fotoapparat in der Hand, aber in dem Moment hab ich gar nicht dran gedacht, wär auch ein bissel deppert.

Wir haben angehalten und ich hab gesehen, dass sie noch lebt. Das hat vorher nicht so ausgeschaut, die hing da einfach nur rum, mit einem Hinterhuf in 1m Höhe, das Gesicht im Dreck. Aber der Kopf hat noch gewackelt. Also haben wir uns das mal angeschaut. Ich geb es zu, ich war ein bisschen schissrich, ich weiß ja, dass die einen mit ihren Hörnern fix mal gewaltig in den Hintern stupsen können. Hm, die hatte aber gar keine Hörner... naja, dann kann sie zumindest auch nicht stupsen. Aber sehr heftig hat sie auch nicht gezappelt, um los zu kommen. Gut, dass es nur ein Maschendrahtzaun war, da brauchten wir nur einen Draht weit genug vom Huf durchzuschneiden, und die Schlinge hat sich geöffnet. Und wieder war ich nicht schnell genug mit dem Fotoapparat, bevor ich wieder am Auto war, war das Fellbündel schon verschwunden. Ich denke mal, so schnell springt die nicht wieder über einen Zaun.

Keine 20m weiter trabt auf einmal ne ganze Herde Ziegen über die Straße. Da bekommt das Wort Zickenalarm gleich eine ganz andere Bedeutung *gg

In Mohos haben wir dann die Tschu-tschu-Bahn getroffen. Ein kleine Elektro-Bimmelbahn mit 3 Anhängern, die sich tapfer den Berg hochgequält hat. Und tatsächlich saß die ganze Touristenmeute in einem Kaffee und hat sich schön ausgeruht. Wir sind 20m weiter gefahren und eigentlich wollte ich nur ein Bild von der Bahn machen und stehe vor einer Olivenfabrik.

Ich habe mich schon gewundert, dass wir noch keine gefunden haben. Und wir haben sogar eine exklusive Führung bekommen. Ein Franzose, der mir in Griechenland auf englisch erklärt, wie Olivenöl gepresst wird. Das ist einfach unschlagbar und kommt an keinen Fernsehbericht ran :-)
Ich muss gestehen, ich habe keinen Akzent gehört und ich habe mich inzwischen mit genug Franzosen auf englisch unterhalten. Erst als er gesagt hat, dass er Franzose ist, hat es ein bisschen durchgeklungen, aber auch nur bei Wörtern, die er nicht wusste und auf französisch gesagt hat. Die waren alle so nett, dass wir natürlich dort im Laden noch ein paar Vorräte eingekauft haben.

Ich dachte die ganze Zeit, die Oliven an den Bäumen, an denen wir die ganze Zeit vorbei gefahren sind, sind noch nicht reif, weil sie noch so winzig sind, aber die Oliven für das Öl sind wohl nicht größer. Eher so klein wie Kapern, nur nicht rund. Natürlich durften wir das Öl und die Oliven probieren und haben dazu einen guten Raki serviert bekommen. Hm, der schmeckt sogar. Der ist natürlich auch im Einkaufskorb gelandet.

In Mohos haben wir kein Kaffee gefunden, dass uns zugesagt hätte, also sind wir weiter gefahren. Bis Avdou. Ein Minidorf, dass nicht ganz so viele verfallene Häuser hat, wie wir es woanders gesehen haben. Es gab ein großes Kaffehaus für Touristen und verschiedene kleine. Wir haben uns für eines entschieden, in dem 2 alte Männer Backgammon gespielt haben. Als wir uns hingesetzt haben, war außer dem Geklapper vom Backgammon nichts zu sehen und zu hören. Irgendjemand im Inneren des Hauses hat unsere Bestellung für den griechischen Kaffe aufgenommen. Dass wir den mit Zucker wollten, ist wohl nicht so rüber gekommen. Naja, dann eben nicht. Die Kurve in der das Kaffee steht ist so eng, dass die Tische und Stühle an drei verschiedenen Stellen stehen. Unser Auto stand direkt neben unserem Tisch. Aber kaum saßen wir, hat ein Auto mit Ladefläche schräg gegenüber geparkt. Direkt vor dem Eingang zu einer anderen kleinen Gasse. Keine 2 Minuten später fährt ein Auto vorbei, dreht um und fährt wieder vorbei, um weiter unten zu parken. 2 junge Männer mit einer älteren Frau setzen sich an den Nebentisch. 2 Brüder mit ihrer Mutter, wie der eine nachher erzählt. Und er erzählt noch mehr.

Wir haben bestimmt eine halbe Stunde geplaudert. Der jüngere der beiden hat sich so gefreut, dass es doch noch Menschen gibt, die sich lieber an so ein winziges Tischchen setzen, um die Ruhe und die Umgebung zu genießen, anstatt in einem großen Laden mit eisgeühlten flippigen Getränken und (ganz wichtig!) WLAN, natürlich kostenlos. Nun weiß ich auch, warum so viele der Häuser in den kleinen Dörfern verfallen. Seit 50 Jahren ziehen die Menschen aus den Dörfern weg in die Hauptstadt, so dass diese seitdem um das über 3fache gewachsen ist, weil dort das Geld verdienen viel einfacher und leichter ist. Inzwischen gibt es wohl nicht nur durch die Krise ein eine recht hohe Arbeitslosigkeit und die Menschen besinnen sich darauf, dass das Leben auf dem Land vielleicht nicht einfacher, aber trotzdem günstiger ist. Es kommen wohl jetzt einige wieder zurück. Es gibt also Hoffnung, dass das Gleichgewicht irgendwann wieder hergestellt ist und Dörfer und Städte wieder so bewohnt sind, dass jeder leben kann. Für den Tourismus kann das nur besser sein, als halb verfallene oder leere Dörfer zu besichtigen.

Kurz bevor die Jungs mit Ihrer Mutter weiter gefahren sind, kam noch ein altes Muttchen, die sich eine Zigarette geschnorrt hat. Hat sie natürlich auch bekommen und dann haben die doch tatsächlich unseren Kaffee mit bezahlt. Da war ich ja mal sprachlos. Aber scheinbar war ihnen die gute Unterhaltung das wert.

Zum Auto zurückgeben war es noch zu früh, also sind wir wieder ins Hotel, um eine kurze Wellness-Runde im Meer zu genießen. In Hersonisos habe ich nur noch die letzten Sachen besorgt und dann haben wir den Bus nach Hause genommen... und sind dieses Mal 2 Stationen zu früh ausgestiegen. Ich dachte, es ist genau die richtige Ecke, aber von der Seite schaut das immer so anders aus. Also hatten wir noch ca. 1km zu tippeln. Soll nochmal jemand sagen, ich bin zu faul zum laufen. Ganz tapfer habe ich durchgehalten und noch ein paar hübsche Bilder gemacht.

Das Bild des Tages ist aber trotzdem das kleine Kaffee. Die Backgammonspieler waren dann fertig, aber sie saßen noch weiter links, außerhalb vom Bild um die Ecke. Die dritte Stelle, um einen Kaffee zu trinken war auf der Straßenseite gegenüber, direkt hinter dem Pick-up. Ich war inzwischen mehrfach Zeuge, dass die Menschen in Dörfern mit so engen und kurvigen Straßen Weltmeister im Ein- und Umparken sind. Sie brauchen diese recht großen Autos, um alles mögliche günstig transportieren zu können, aber ich würde dort nicht mit meinem Auto nicht fahren wollen! Ich bin immer wieder froh über die kleinen Mietwagen *gg



Und damit genug für heute. Die nächsten beiden Tage werden wohl Strandtage werden. Meine Einkäufe habe ich alle erledigt. Nun muss ich nur noch schauen, dass ich alles verpackt bekomme und ohne Übergewicht im Koffer wieder heim komme.

Guts Nächtle oder Kalispera

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