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Mittwoch, 14. Oktober 2020

Ralf

Das ist Ralf, aber nicht einfach nur irgendein Ralf, sondern DER Ralf. Ralf war ein Skuddenbock und wohnte bei Sigrid. Ralf "war es, der die ganze Bunte Skudden Sache ins Rollen gebracht hat und weswegen seit 2018 die Skudden im SZVBB auch mit Mustern im HB gezüchtet werden dürfen" (hat Sigi gesagt) Wobei SZVBB der Schafzuchtverband Berlin Brandenburg ist und das HB das Herdbuch, quasi eine Liste aller registrierten Schafe, die den Rassemerkmalen ihrer jeweiligen Rasse  entsprechen, die vorgegeben sind. Alles was nicht diesem Rassestandard entspricht, wird dort nicht aufgeführt, oder zugelassen. Das ist cool. Denn Skudden waren vor Ralf dort nur mit drei Farben angegeben. Weiß, braun und schwarz und dann NUR in dieser Farbe. Keine Muster!
Skudden finde ich, genauso wie Shetlandschafe, Islandschafe und die vielen Mixe damit so interessant, weil sie so unheimlich viele Farben in nur einem Schaf zur Schau tragen. Ralf hat allein am Kopf reichlich davon. Auch immer wieder schön die gestreiften Gesichter "Badgerface". Fee, mein Patenschaf auf dem Hof Ebeling hat auch so ein cooles Gesicht. Und damit nicht genug, zu unterschiedlichen Jahreszeiten ändern sich die Farbverhältnisse! Eine Zuckerschnute wird weniger hell, oder scheint zu verschwinden, Stirnlocken auch. Bei unseren Katzen habe ich das auch schon beobachtet, nur dass die Farbänderung meist mit dem Fellwechsel einherging.

Den Ralf wollte ich schon lange miniaturisieren, aber damals war ich bei der Sache mit dem langen Fell noch nicht so richtig zufrieden. Und es war ja auch von Sigis Seite erstmal nur eine Liebäugelei. Manche Sachen brauchen halt ihre Zeit und den richtigen Zeitpunkt. Und für Ralf ist er jetzt 😉

Seit dem ersten Schaf mit langem Fell (mit dem ich tatsächlich auch zufrieden war), habe ich immer wieder Neues ausprobiert, gelernt und umgesetzt. Und auch bei Ralf wird es einiges geben, das ich so vorher noch nicht ausprobiert habe.

Den Anfang macht der  Körper, allerdings schon gleich in den richtigen Farben. Für die Schnute habe ich das Garn von Jamie genommen. Jamie war ein Shetlandbock von Irina, dessen letzte Wolle mir richtig gut gefiel, also habe ich es bekommen.

die Kopfgrundfarbe hat mich etwas grübeln lassen, es ist ein recht dunkles braun, dass aber ein bisschen einen Stich ins aschgraue hat. Einmal mehr kam mir der Zufall zuhilfe. Ein Kommentar zum Flitzepieps hat mich aufmerksam gemacht. Schafe, die Flitzepieps heißen, gibt es, glaube ich, nicht so viele. Ich weiß, das Irina ein Skudden-Lamm hatte, das so hieß.
Und es handelt sich tatsächlich um dasselbe Schaf. Inzwischen wohnt es bei Sigrid. Wie lustig, dass ich vom Pieps ein kardiertes Vlies hier liegen habe. Auch eine Übernahme von Irina, die es aus Zeitmangel nicht selber verarbeitet, aber kardieren lassen hat.

Das die neuen, bunten Farben nicht so heißen, wie die schon bekannten bei Shetland Schafen ist für mich nur bedingt logisch. Die Deppen, wie ich, haben es damit nicht leicht, Farben zu vergleichen. Für die Schaf"nerds" 😉 macht es wieder Sinn. Denn auch wenn sie für mich vergleichbar aussehen, sind sie es doch eben nicht. Die Farbe von Ralf ist bronzed/nonagouti, die vom Flitzepiepsieps "vermutlich grau".  Da das Pieps so ziemlich den perfekten Farbton von Ralf hergegeben hat, ist es für mich mal wieder ein Rätsel. Am Ende liegt es wohl daran, dass die bunten Schafe in unterschiedlichen Regionen leben und jeder so seine eigene Farbe benennt. Sie nun zusammenzubringen und zu versuchen, eine Einheitlichkeit zu finden, wird wohl in die Hose gehen. Jeder wird darauf bestehen, dass er das perfekte Farb-Bestimmungs-system hat und dieses (natürlich) am aussagekräftigsten ist.
"Genetisch gesehen haben deshalb gleiche Farben verschiedene Namen. Allerdings verwendet man umgekehrt dieselben Namen für genetisch verschiedene Farben/Muster. Katmoget heißt sie bei Shetland" meine Leiblingsfarbe haferflokich "und beim Kamerung heißt sie braunmarken" sagt Irina. Ich sag ja, für einen Deppen nur verwirrend 😵

Ich habe mir also ein Stück Vlies vom Pieps geschnappt und gspunna.
Ich hatte recht, das Pieps bringt alles an Farbe mit, was ich brauche. Wen interessieren schon Farbnamen?!
Anfangs habe ich das Vlies noch einmal über die Kämme gezogen, weil ich dachte, es fast sich etwas unkuschelig an. Irgendwann habe ich es dann so gesponnen, wie es war.




Am Ende kam ein Garn raus, das sich doch recht angenehm anfasst. Vielleicht nicht gerade halstauglich, aber auch nicht wirklich kratzig. Der Vorteil des Kämmens war, dass wieder ein bisschen Füllmaterial in der richtigen Farbe abgefallen ist 😉

Die Beine vom Ralf sind irgendwie fuchsrot 😮 Ich bin froh, dass ich um ein Komplettbild gebeten habe, sonst wären sie auch dunkel geworden.
vergleicht man dieses Bild mit dem am Anfang, ist das weiß der Schnute kürzer, die Stirn viel heller und fast lockig
Um die Farbe für die Beine hinzubekommen habe ich in meinem Vorrat an Walnussfärbungen gekramt.
3erlei Fasern aus dem gleichen Färbepott. Bleue du Maine, Bockwolle von meinem Schäfer um die Ecke und einer der Dörtherichse von Irina (von links nach rechts).
 2x kardiert, damit es sich ein bisschen mischt, ohne gleich Einheitsbraun zu werden
spinnt sich durch die unterschiedlichen Faserlängen ganz angenehm und das Stränglein fasst sich nach dem Entspannen richtig gut an. Leider habe ich den Entspannungstopf aus den Augen verloren und die Farben haben sich etwas zu sehr verdunkelt. Das Fuchsrot ist verschwunden 😣 Da muss ich wohl nochmal mischen gehen!

Für die Hörner werde ich die gleichen Farben nehmen, nur anders mischen. Dort werde ich die helle Farbe als Grundton nehmen und von den anderen beiden ein bisschen was einstreuen. Das Ganze wird dann auch nur einmal kardiert, damit es sich dort nicht zu sehr mischt.

der erste Strang hat sich total verdunkelt 😮 dafür hat sich der zweite etwas aufgehellt, ist aber immer noch genau richtig. Das Garn für die Hörner: perfekt: beige mit ein paar fuchsigen Sprenkeln

Das Stricken des Schafes ist eigentlich immer fix gemacht, wenn es ein langes Fell bekommen soll. Hier hält das Einknüpfen der einzelnen Fellbüschel etwas auf. Weil es schwer ist, immer genug, oder nicht zu viel Fell einzuknüpfen, habe ich mir eine kleine Hilfe eingebaut. Da, wo bei den kurzfelligen Schafen die  Knubbelchen sitzen, die das Fell andeuten sollen, stricke ich einfach eine linke Masche. Die finde ich dann ganz einfach und das Fell hat genau die richtige Dichte.


Ralf hat hinten und am Rücken ein Fell, dass mich an katmoget erinnert, also haferflockich mit einem schönen Karamellton im Grund und hübschen blonden Spitzen. Nach vorne kommt dann das typische Skudden Deckhaar, lang, glatt und ein bisschen derb. In diesem Fall grau. Für den hinteren Teil habe ich, logisch, von Sigi, ein Vlies mitgenommen, das genau diesen Farbton hat. Die blonden Spitzen werden hier wohl nicht durchdringen, aber das Vlies ist schön durchgemischt, hat hellere und dunklere Stellen. Die richtige Farbe ist ganz sicher mit dabei 😉

Ich bin selber etwas überrascht: ich ziehe aus diesem Wuschel hauchdünne Strähnen und sie haben durchgängig eine Farbe 😮 Nix von wegen unten dunkel, Spitzen hell. Aber das erklärt auch, warum der Buschel als Ganzes heller wirkt, als einzelne Strähnen aus dem Untergrund. Es ist wie bei einem grauen Vlies, das nur eine Mischung aus weißen und schwarzen Haaren ist. Hier also weiß und verschiedene Braunstufen.
 Das "Schlimmste" ist geschafft, das Fell an den richtigen Stellen einzuknüpfen. Das Knüpfen selber ist nicht schlimm, nur die Stellen zu finden, ist trotz der linken Maschen nicht immer einfach. Die dunkle, bunte Wolle macht es noch mal einen Ticken weniger einfach. Am Besten geht es, wenn Sonnenlicht drauf fällt 😎 Früh und abends fällt dann dafür aus. Im Moment steht die Sonne am günstigsten am Nachmittag in der Werkstatt... wenn sie denn dann auch scheint!
Aber ab jetzt wird es wieder leichter 😉
Bis hierher habe ich die Wolle genommen, die kein so richtiges Deckhaar hat. Aber ich bin ja gut ausgestattet 😉 und habe inzwischen auch genug Deckhaar in der richtigen Farbe. Und das kommt jetzt strähnchenweise zwischen die "Unterwolle". Allerdings nur am Oberkörper. Dafür habe ich das schon eingeknüpfte Fell nochmal um einen halben Zentmeter gekürzt. Es soll, wie richtige Unterwolle von untern her verdichten. Schauen wir mal, ob das so klappt... Auf gutes Licht muss ich nun nicht mehr warten, die Zwischenräume finde ich auch so 😂
Nachschub an dunklem Deckhaar. Es ist so lang, dass ich es halbiere. Damit ich die untere Hälfte nicht wegwerfe, sind auch immer wieder weiße Strähnchen dabei. Aber eben die Mischung aus weiß und schwarz gibt am Ende grau.
Eine kleine Fingerbrecherei zum Schluss: Die Hörner mit Nadelstärke 2. die geplante Hörnerfarbe pur war mir dann doch zu hell und zu wenig meliert. Im Wechsel mit der Beinfarbe nicht genug Kontrast. Also habe ich einmal mehr in die Reservekiste gegriffen und ein schönes Garn in perfekter Hörnerfarbe rausgezogen. Unverzwirnte Shetlandwolle, die ich (eigentlich) zum Weben gekauft habe. 😉 Aber da dieses Stück eh schon abgerollt und gewaschen ist, kann ich es auch zum Stricken nehmen.

Es ist geschafft... fast. Wie immer klappt es nicht beim ersten Anlauf beide Hörner symmetrisch auf dem Kopf anzunähen. Dieses Mal war ich übervorsichtig und habe nicht einen Faden vorzeitig verstochen und abgeschnitten
Man sieht es kaum, aber das linke sitzt weiter hinten. Also wieder aufziehen. Das Garn ist super, es hält! 😮 Ich sollte vielleicht doch mal ein Webprojekt in Angriff nehmen...
Zweiter Versuch: sitzt! Puuh... Aufatmen, nun ist es nur noch ein bisschen Kosmetik.
Fäden verstechen, Ohren richten, Ohrmarke anbringen...
Aber halt! Es fehlt noch ein bissel bunt in der Stirn!
WOW! Jetzt gefällt er mir richtig gut ♥ Nun muss er nur noch "erkannt" werden 😎

Ralf ist was Besonderes. Jedes Schaf ist etwas Besonderes! Jedes hat Eigenheiten, Merkmale und meist nur für den Besitzer etwas, dass nur er kennt. Ein Schaf nur mit 2 Bildern nachzuempfinden, ist nicht einfach. Ganz unauffällig versuche ich immer, noch etwas Hintergrundinformationen zu bekommen. Nicht immer klappt es, dann müssen die Bilder genügen.

Ein fettes Dankeschön an dieser Stelle an Sigrid Heilmann, die ich besuchen durfte und einen Teil ihrer Schafe (unter anderem das Flitzepieps). Und an Irina Böhme, meine persönliche Schafflüsterin, die mir immer wieder geduldig Schafsachen erklärt, die mir unverständlich sind. Danke für Eure Begeisterung an dem, was Ihr tut. Für Eure komplett andere Sicht auf Schafe, als ich sie habe. Und Danke, dass ich Euch Freunde nennen darf! ♥




Freitag, 8. Mai 2020

Shetland vs. Shetland ... ja ist das denn nicht alles gleich?

Zwei Punkte vorweg:
1. mit Shetland ist (natürlich) das geschorene Vlies eines Shetlandschafs gemeint. Ist ja wohl klar!
2. tja, nein, es ist eben NICHT alles gleich. Genauso, wie nicht alle Menschen einer Nationalität gleich sind. Am augenscheinlichsten ist eben der Haartyp und dessen Farbe... um mal einen passenden Vergleich zu wählen.

Shetland vs. Shetland bezieht sich auf die beiden Halbschwestern Happy und Gan Ainm. Richtigerweise müsste ich ja sagen Gan Ainm und Happy, weil ich sie wolltechnisch gesehen in dieser Reihenfolge kennen gelernt habe. Gan Ainm war mein erstes Shetlandvlies überhaupt und diese Farbe hat mich gefangen genommen ♥ Nicht mal so sehr, dass es an Schafwolle das bisher weichste war, das ich bis dahin in der Hand hatte. Einfach diese Farbe. Katmoget? Ich merke es mir nie! Für mich ist halt einfach Haferflocke. Oatmeal, wenn mir der Begriff grade wieder mal eingefallen ist 😉 Das sind so Fachbegriffe die wahrscheinlich alles aussagen, aber so total an mir vorbeigehen, weil mein Fokus ganz woanders liegt.
Ich schaue auch gezielt an einem Staatspräsidenten vorbei, der vor meiner Nase tanzt (ok, es war sein Bruder), weil ich irgendetwas viel Interessantes dahinter gesehen habe, dass mir der Depp verdeckt hat! So in etwa kann man sich das vorstellen.

Um auch ein Ausgangsbild zu haben: die beiden "großen", also die erwachsenen Schafe sind Gan Ainm (die helle) und Happy (die dunkle). Die Farbe von Happy ist (wieder vermutet) gulmoget und da es auch wieder so ein Begriff ist, der mir schwer fällt: schokoladenbraun passt erklärungstechnisch sehr gut zu Haferflocke: Wohl gemerkt, dunkle Schokolade. Und in diesem Fall so gar kein Problem für die Figur. Man kann dabei zwar süchtig werden, aber kein Gramm dabei zunehmen. Das ist mal ne unschlagbare Diät.
Die Zwerge auf dem Bild sind die jeweiligen Zwillinge der beiden. Und nicht etwa die hellen von Gan Ainm und die dunklen von Happy... nein, jede hat eines in jeder Farbe. Wie das sein kann kann man erfahren, wenn man das Buch von Irina und Saskia mal zur Hand nimmt.

Na gut, zwei Schafe, eines mit hellem Fell, eines mit dunklem. Beides sind Shetlandschafe. Was soll da jetzt noch anders sein? Im Prinzip: alles. Es tauchen halt immer wieder Fragen von Leuten auf, an die man selber so nie gedacht hat. Oder es werden Behauptungen in den Raum geworfen, die heiß diskutiert werden: ja stimmt! Nein, das ist ganz anders! Und nun schaue ich mal wieder genau hin.

Ich habe sehr genau geschaut und verglichen und wieder eine Million Bilder gemacht und eben einen Blogbeitrag als Text gewählt, weil mir hier nicht einzelne Bilder und Kommentare dazu aus dem Zusammenhang gerissen werden können. Hier lege ich sie nebeneinander, damit man den Vergleich auch sehen kann und nicht erst das passende Pendant Bild suchen muss.
Zwei Flöckchen der jeweiligen Vliese, mehr oder weniger wahllos aus der Tüte gepickt. Sie sind eh in Stücken gewaschen und weiter verarbeitet worden, so dass ich nicht mehr weiß, an welcher Stelle am Schaf das nun vor der Schur gewohnt hat. Geschaut hatte ich, dass ich von beiden ein Stück finde, das schönen Crimp hat. Crimp sind die kleinen Krissellocken, die mal mehr mal weniger stark ausgeprägt sind. Eigentlich bei beiden vorhanden!
Und das sind sie! Man kann es schon auf dem Bild mit den größeren Vliesstücken sehen, dass das helle Vlies irgendwie länger Haare hat. Gut, die Vliese sind aus verschiedenen Jahren, man könnte also annehmen sie waren unterschiedlich lang auf dem Schaf, bevor es geschoren wurde. Aber Shetlandschafe sind wieder so cool, sie haben sich was ureigenes behalten. Nämlich den natürlichen Fellwechsel. Das heißt so viel wie, wenns zu warm wird, ziehen sie den Pelzmantel aus. Und wenn keiner daneben steht, um das coole Zeuch einzusammeln, machen die das auch ohne fremde Hilfe. Schaut dann vielleicht aus, wie gerupftes Huhn, aber man wird wohl nie ein Shetlandschaf finden, dass, wenn es sich für ein paar Jahre in den Bergen verlaufen hat, mit einem ewig dicken Pelz wieder heimkommt, wie man das schon einmal bei einem Merinoschaf gefunden hat.
oben bei Gan Ainm wirkt der Crimp noch auffälliger, als bei Happy, wo man nur grade so ein paar Wellen ausmachen kann. Die Stricknadel, die ich in jedes der Wellentäler gelegt habe ist eine 2(!)mm starke Sockennadel. Sie wird wieder auftauchen.

Um es noch genauer zu sehen, habe ich mir aus jedem Stück eine Locke rausgepickt. Und auf einmal schaut das alles ganz anders aus! Jetzt wirken die Fasern von Gan Ainm fast glatt während Happy voll die Krause zeigt 😮
noch weiter gefächert. ok, "glatt" ist das nicht, allerdings auch nicht so büschelig wellig, wie das andere. Irgendwie so jeder gegen jeden. Bringt Volumen ins Vlies und Luft ist ja mit einer der besten Isolatoren.
Und natürlich musste ich mal wieder die Lupe aktivieren. Jetzt schaut hell wieder aus, wie einfach nur ungekämmt grade aufgestanden. 😄 Während man bei Dunkel sieht, dass die Haare richtig schön nebeneinander kuscheln.

Das war der reine Faservergleich. Es gibt sehr wahrscheinlich Schafvliese, die von einer anderen Rasse sind, aber die Fasern von der Form her so aussehen. Für das dunkle fällt mir das graue Gotland ein, das ich aus Schweden bekommen habe, oder auch das Blue Faced Leicester, das gestern gekommen ist. Beide haben Partien, die solche gebündelten Wellen haben, mal großwellig, mal krisselig. Oder auch Rassemixe, die sehr voluminös sind, und eben auch so ähnlich aussehen, wie das helle.

Als nächstes habe ich geschaut, wie sich die Fasern spinnen. Ich habe ja angefangen zu spinnen mit Kammzügen, die ich gekauft habe. Also ein fetter Strang Wollfasern, fast immer glatt und so um die 5cm im Durchmesser, das Ganze in einem endlos langen fetten Wurm. Fast immer um die 100g, was den Wurm eben endlich macht. Damit ich daraus einen längst möglichen Faden bekomme, habe ich immer dünner und dünner gesponnen, und irgendwann habe ich festgestellt, dass ich mit diesen Bindfäden nicht wirklich was anfangen kann. Die meisten liegen sich im Schrank kaputt... Zu wenig, um was Gescheites daraus zu machen, zu eigen in der Farbe, um es mit etwas anderem zu kombinieren. Inzwischen spinne ich nicht, weil ich nur einen Zopf habe, sondern ich lasse mehr oder weniger die Fasern entscheiden, wie sie gesponnen werden wollen. Dazu gehört eigentlich auch, dass ich die Fasern zum Spinnen so vorbereite, dass ich das Beste heraushole und das ist nicht immer der Kamm. Dieses Mal habe ich aber absichtlich für beides das gleiche Werkzeug verwendet. Und zwar einmal komplett keines. Was nichts anderes heißt, als die Locken so zu spinnen, wie ich sie in der Hand halte
 Happy

 Gan Ainm

Und schon machen sich die Unterschiede bemerkbar. Happy´s Krause macht die Fasern zu kurz, um sie schön gleichmäßig zu spinnen. Auch "rutschen" sie nicht so recht, weil sie auch immer noch in den Wellen gefangen sind. Hier kommt die Stärke von Gan Ainm, die recht lockeren Fasern gleiten schön und ziehen dabei die nächsten geschmeidig mit sich, so dass man einen schönen gleichmäßigen Faden bekommt. Und das einfach so.

Aber ich bin sicher, Happy hat noch nicht alles gegeben!
Eine kleine Portion auf den Kamm gesteckt und einmal so durchgekämmt, dass der Kamm durch die ganze Länge ohne zu zucken durchfährt. Das macht er natürlich nicht gleich beim ersten Strich. Dafür muss man sich schön vorsichtig, wie bei verfitzten Haaren, vom äußersten Ende zum Kamm vorarbeiten. Bei jedem Strich werden Fasern aus dem einen Kamm rausgezogen und bleiben im anderen stecken. Bis man am Ende den einen Kamm hat, an dem alle Fasern schön und ohne Fitz sind. Auf einmal wirken sie länger und wenn man so über den Buschel streicht, ist das total flauschig! Aber man sieht immer noch, dass das eigentlich ganz schön krisselig ist, nur hat der Kamm die Wellenbüschel getrennt. Und nun liegt auch hier jedes Haar einzeln, die Wellen sind nicht mehr auf einer Wellenlänge, sondern haben sich vielleicht verdreht, oder sind etwas weiter herausgezogen worden durch das kämmen, wodurch die Welle eben etwas verschoben ist. Und das ganze in tausendfach (schätzungsweise)
Jetzt kommt bei Spinnen auch hier ein super gleichmäßiger Faden raus. Die Fasern gleiten leicht aneinander vorbei und nehmen immer nur ein paar weitere mit...
Viel bleibt bei so einer Minimenge nicht übrig, dass nicht  gesponnen werden kann. Aber es lohnt auch nicht wirklich darüber nachzudenken, was man damit vielleicht doch noch machen könnte... Vielleicht kann man es bei Filzen untermischen. Aber jeder Gedanke, den man jetzt anstell, wie man davon noch was spinnen kann, ist verschwendete Zeit. Der Aufwand ist einfach zu groß und das Ergebnis, verglichen mit dem tollen Faden, den man hat, einfach zu schlecht.

Gan Ainm lässt sich eigentlich leichter kämmen, aber sie lädt sich tatsächlich so auf, dass die Fasern Richtung Kammzinken zurückschlagen und dort bleiben wollen. Es gibt wohl eine Mischung aus Wasser und Öl und noch irgendwas, womit man die Fasern einsprühen kann. Einfach mit der Hand drüberstreichen und die Ladung rausnehmen geht auch 😉
Die hellen Fasern lassen sich auch schön aus dem Kamm spinnen, aber einen wesentlich besseren Faden kann ich nicht erkennen. Im Gegenteil erkenne ich einen Nachteil. Denn das haferflockige ist nicht ein beiges und ein weißes Haar nebeneinander, sondern helle Spitzen und beiger Grund. Wenn ich nun die Fasern kämme, spinne ich erst die hellen Spitzen und komme dann langsam bis zum Grund, wo es eigentlich dunkler wird, aber auch ein Teil davon im Kamm hängen bleibt und eben nicht gesponnen wird. Das ganze Garn wird also heller und verliert ein bisschen was von seiner Farbtiefe. Wie beim kardieren wird es eher einheitliche Matschepampe.

Auf der Spule sieht das dann so aus. Die jeweils kleineren Mengen sind aus der Flocke gesponnen, die größeren aus dem Kamm, weil ich bei der Flocke einfach aufhören kann und den Kamm mit der gekämmten Menge leer gesponnen habe.
Hier habe ich jetzt angefangen, meine verschiedenen Fäden mit 08/15 Sockenwolle zu vergleichen. Die kennt jeder und kann sich damit gute einen Vergleich vorstellen.
Die beiden unverzwirnten Garne.
 umgewickelt auf dicke Filzmarker. Also wirklich von jedem nur ein Fädchen
und nun ein Vergleich mit der Sockenwolle und dem verzwirnten Garn. Gan Ainm habe ich mal kurz losgelassen. Man sieht, dass sie sich wieder zusammenzieht. Happy ist wie ein Gummiband.
Das verzwirnte Garn zu einem Strang gewickelt (also einen hinter dem anderen verzwirnt und so verbunden gelassen)...
 und beim Runternehmen total verdrillt
schon jetzt hat sich der Strang so zusammengezogen, dass ich ihn wohl nicht mehr über die Schachtel streifen könnte und wieder der Vergleich mit der Sockenwolle.
Warum vergleiche ich das mit der Sockenwolle? Shetlandwolle hat noch eine andere lustige Eigenart. Wenn sie nach dem Zwirnen entspannt wird (also nass und heiß und dann trocknen lassen) ploppt sie auf, wie Popcorn in der Microwelle. Es tut da nicht so einen Schlag und man hört auch kein Ploppen. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass die Wolle nach dem Trocknen mindestens doppelt so dick erscheint wie vorher. Das kürzt natürlich den Strang in der Länge!

wenn ich jetzt Happy mit der Sockenwolle vergleiche, ist die auf einmal viel dicker, wo sie vorher noch halb so dick war. Das mal unabhängig von der Spinnart, aber oben die Spinnereien aus der Flocke unten die aus dem Kamm.


Jetzt kommt die 2mm Stricknadel wieder ins Spiel. Ich habe meinen Strang in ein Knäuel gewickelt, 30 Maschen angeschlagen und stricke geduldig einen Faden nach dem anderen. Das dauert fast den ganzen gestrigen Abend! Noch ein Grund, warum ich nicht mehr so dünn spinne: ich sehe das dünne Zeug nicht gut und muss mich sehr konzentrieren.


Aber ich habe es geschafft. Jetzt lohnt sich wieder ein genauer Blick. Das Muster ist nicht gestreckt und aufgepinnt, sondern nur glatt hingelegt und mit Nadeln gegen einrollen fixiert

 ich habe immer nur die glatt rechts gestrickten Stellen gemessen.

 Sie sind nach dem Stricken noch alle so ziemlich gleich in der Breite

Die Sockenwolle braucht da etwas mehr Platz.

Ich habe es nun noch einmal gewaschen.
Die Fasern werden beim Spinnen aus ihrer ursprünglichen Form gerissen und anders zusammengelegt. Damit sie in der neuen Lage bleiben und nicht etwa wieder zurück wollen, muss man das Garn entspannen. Also den Drall beruhigen und ihm erklären, dass passt schon so, wie das jetzt ist. Ich mache das normalerweise, indem ich einen Topf Wasser nehme, die Wolle dort reinlege und ordentlich einheize. Kein Angst, der Wolle passiert in dem Topf überhaupt nichts! Außer dass sich der neue Krissel beruhigt. Das gleiche macht man mit Maschenproben bevor man sich daran macht, ein Stück passend zu stricken. Auch beim Stricken wird das Garn und die Fasern darin wieder in eine neue Form gezwungen. Ribbelt man das gleich wieder auf, sieht man das dem Garn kaum an. Es wird weder fast so glatt sein, wie vorher. Wartet man eine Weile und ribbelt es dann wieder auf, bleibt das Garn kringelig. Es hat sich also von selbst mit der neuen Situation abgefunden. So lange will aber niemand warten, wenn er ja was stricken will. Also strickt man eine Probe, wäscht sie und lässt sie wieder trocknen. Erst jetzt wird eigentlich gemessen, weil das die Werte sind, die ich als Grundlage für mein Kleidungsstück brauche.

Ohne Feststecken sieht man relativ gut, dass sich das untere helle Stück ein bisschen verzieht 😮 das breite braun steht da, wie eine eins. das obere helle ist genauso grade und das braune ist zwar ein sehr schmaler Streifen, aber eigentlich auch nicht schlecht
Nachgemessen, hat sich Gan Ainm, die Gekämmte, kaum verändert, Happy aus dem Kamm ist fast einen Zentimeter schmaler. Gan Ainm, die Flockige, hat sich auch etwas zurechtgerückt und ist schmaler und auch die Happy aus der Flocke ist etwas anders dimensioniert. Denn genau, wie beim Garn, das durch das Aufploppen zwar kürzer, aber dicker wird, verschwindet auch nach dem Stricken nichts vom Garn. Das Gestrick wird in sich dicker, fluppt noch einmal und zieht den Rest halt in Richtung schmal.

Habe ich nun ein Fazit?

Happy aus der Flocke ist vom Gestrick her etwas dicker, als das aus dem Kamm gesponnene. Da muss man aber schon genau hinschauen. Zum spinnen ist das mit den Krissellocken ein Kampf der Finger, weil die gebündelten Wellen so viel Wiederstand haben, dass sie immer wieder zurück wollen in die Locke. Auch wollen sie nicht so recht aus ihrer Komfortzone, der gebündelten Welle, raus und das gesponnene Garn ist eher unregelmäßig. Der klare Vorteil liegt hier beim Kämmen. Die Fasern spinnen sich leichter und beim Kämmen haben sie sich auch überhaupt nicht aufgeladen.
Gan Ainm aus dem Kamm nimmt dem Vlies und damit dem Garn etwas von seiner Farbvielfalt und das Gestrick verzieht sich. Auch schaut das Gestrick ein bisschen ungleichmäßig aus. Ok, auch nach über 40 Jahren stricken kriege ich rechte und linke Reihen nicht gleichmäßig hin 🙄 aber bei den oberen Farben ist es ja auch schön geworden, also kann es eigentlich nur am Garn liegen 😉

Also dann: Happy kämmen und Gan Ainm nehmen, wie sie ist. Vielleicht beides ein kleines bisschen dicker, denn meine Komfortzone beim Spinnen hat sich bei ungefähr Sockenwollstärke eingespielt