Donnerstag, 6. Oktober 2022

Fächerkamm

mal wieder was total verrücktes zum Weben. Ich selber habe es noch gar nicht ausprobiert, ich bin ausnahmsweise nur der Umsetzer eines Wunsches.

2018 hat Marlies etwas dazu geschrieben und seitdem schaue ich in Abständen, was so ein Teil für meinen Inca kosten würde. Immer wieder zu teuer dafür, dass ich theoretisch eine Hängelade bräuchte. Denn der Zauber beim Weben damit entsteht, indem man das Webblatt in der Höhe verstellen kann. Mit einer Standlade ist das nicht so ohne weiteres zu bewältigen.

Inzwischen habe ich auch schon einen Umbau einer Standlade in eine Art Hängelade gesehen und denke, dass das funktionieren könnte. Aber da muss ich nochmal drüber schlafen 😉

Warum komme ich nun wieder zu diesem Fächerkamm? Bei unserem Weberknechtprojekt kam Marlies darauf zurück mit der Frage, ob man sowas denn nicht auf dem 3D Drucker machen könnte, sie hätte gerne einen, der gröber wäre, als der, den sie mit ihrer Freundin getestet hat.
Mein Bastlerherz hat kurz gerumpelt und dann losgelegt. Zuerst mal am Computer ein bisschen gezeichnet.
 
Die Webdichte sollte 40/10 sein. Irgendwie habe ich es ausgerechnet, wie die Abstände in der Mitte sein müssen und auch Maß genommen an Bildern vom Stahlwebblatt
Am Computer sah es dann irgendwann ganz gut aus 😉

Der erste Testdruck war allerdings etwas grenzwertig 😂


so einen richtig stabilen Eindruck hat das nicht hinterlassen 🙄

also nochmal ans Zeichenbrett und am Ende ging es ganz fix

60cm volle Breite mit geraden Randstücken
Ein Rahmen drumrum und fertig ist das Testobjekt

Bis zum Testen hat es nun ein Weilchen gedauert, Marlies ist nach Schweden gefahren und hat ihn mitgenommen und dort endlich auf Herz und Nieren geprüft. Auf ihrem Blog gibt es dazu jetzt auch einen Beitrag

Nun trifft sie in Schweden Bekannte, denen das 3D gedruckte Webblatt ins Auge gestochen ist und es gab ein update auf schwedischer Seite. Meine Dateien hatte ich Marlies gegeben und offensichtlich bin ich nur zu faul um stl-Dateien bearbeitbar zu machen, oder Bengt hat wirklich nochmal bei null angefangen. 
Die einzelnen Module sind anders zusammengesetzt und es gibt jetzt eine Art Verzahnung, die die einzelnen Segmente in sich nicht verrutschen lassen. Das war beim Zusammenbau meines ersten Blattes eine ganz schöne Fummelei, dauernd sind die Segmente nach oben rausgeflutscht, bevor ich die Leiste festschrauben konnte. Die exakte Breite für die Seitenholme auszumessen ein Alptraum und am Ende hatten sie wirklich 2mm Luft! 😝 Aber es ging ja erstmal darum, ob diese immer noch biegbaren Stege die Position halten und die Kettfäden dahin schieben, wohin sie sollen, oder ob die stramm gespannte Kette den Stegen sagt, wo es langgeht. Aber Marlies hat mich beruhigt, gröberes Webblatt = dickeres Garn = weniger Spannung auf der Kette. Alles hat man halt doch nicht im Kopf, um dran zu denken.
erst auf den zweiten Blick habe ich gesehen, dass die Ecken und Kanten nicht nur ein Verrutschen verhindern, sondern die Teile wirklich ineinander stecken, sogar ziemlich gut passen. Super Idee! 
Aber weil ich das nicht gleich gesehen habe, habe ich selber an meinen Dateien rumgespielt. So eine Art Puzzle-Verbindung müsste doch gehen! Und da ich ja noch gar nicht gesehen hatte, dass die Teile aneinander halten, habe ich Verbinder eingeplant. 
Aber vorher wollte ich mal wieder die eierlegende Wollmilchsau, nämlich eine Verdickung des oberen und unteren  Rahmens, damit es wie bei einem "richtigen" Webblatt aussieht. Unten nur ein bisschen abgerundet, damit es besser in die Webblatthalterung passt

das gehört eher in die Kategorie oben hui unten pfui. Zu umständlich, um das hübsch zu drucken.
also besser flach. Und endlich habe ich entdeckt, dass die Segmente ineinander verhaken. Wenn man sie auf den Kopf stellt, bekommt man ein anderes Muster und die dünnen Stege sind nicht noch hinten verdickt, wie bei mir, sondern gerade und oben und unten abgerundet. Verflixt! Das ist perfekt! ich brauche nur ein Modul. Und die Verzahnung baut nicht so weit raus, wie meine Puzzlenasen. 

aber kampflos gebe ich mich nicht geschlagen 😉 Ich habe die Version von Bengt hergenommen und noch Löcher reingebohrt. Ich will die Segmente zumindest ein bisschen miteinander verbunden haben, damit man sie so, wie es Marlies mit meinem Webblatt gemacht hat, auch einfach an Schnüren aufhängen kann. Dann wäre die Originalversion doch etwas wackelich und könnte zu leicht auseinander fallen. Die Form der Verbinder kommt an die Form der Holme bei normalen Webblätter heran und ist nur unterbrochen und nicht durchgängig. 
Dann habe ich noch die Verzahnung genommen und 2 Seitenteile gebastelt, die mit den Verbindern aus der Mitte befestigt werden können. So gibt es auch einen schönen sauberen Abschluss an der Seite und der "Holm" schließt auch bündig ab.
Für ein Grundmodul in 12cm Webbreite, braucht man 2 Fächersegmente, je 1 Randteil und 6 Verbinder. Für die Erweiterung um je 2 Segmente noch 4 Verbinder und dann das Randstück nach außen versetzten. Auf meinen Drucker passt so ein Grundset und auch das Erweiterungsset komplett drauf, so dass man da nicht groß zählen und nachdenken muss. Perfekt und stabil. 
Jetzt muss ich nur noch eine Möglichkeit finden, das auszuprobieren. Wird nicht so schnell, die nächsten Wochenenden sind so ziemlich ausgebucht.


Grundset
Erweiterungsset
 
So sieht das in dem Programm aus, das mir die Datei für den Drucker erstellt. Nur mal so, um ein Verständnis für die Zeit zu bekommen, dies braucht um einen kompletten Fächerkamm zu drucken: Das Grundset braucht über 8 Stunden zum drucken und das Erweieterungsset 6,5 Stunden. Und hochgerechnet brauche ich für alle Teile im Set weniger Zeit, als wenn ich sie einzeln drucke Mit beiden zusammen habe ich 24cm Webbreite.  Für ein Blatt mit 60cm bräuchte alleine das Drucken 34 Stunden (am Stück) 

Nachtrag einen Tag später:

Die Verschraubung mit M2 Schrauben und den passenden Scheiben und Muttern passt zwar super und ist stabil, allerdings auch sehr teuer, wenn man die Schrauben und Muttern nicht da hat. Auch mein Vorrat aus einer Sammelbox reicht nicht aus, um einen Kamm mit 60cm zusammen zu bauen. Also habe ich Holzschrauben getestet. Mein allererster Verbinder musste dafür herhalten und weil er im Durchmesser kleiner ist, war er dafür nicht stabil genug. Auch einer der neuen Verbinder ist nicht wirklich dafür ausgelegt. Wenn man die Schraube zu fest anzieht, reiß der Druck auch da auf. 

Beider Verbinder im Vergleich mit den Holzschrauben, der neuere ist noch in Ordnung, aber fester anziehen darf ich die Schraube nicht

Der Versuch in dem ersten Verbinder ist schon beim Reinschrauben gescheitert.
Der Kopf schaut mir immer noch zu weit raus
Aber nur eine Drehung weiter, knackt es auch hier

Also habe ich jetzt ZUERST geschaut, was andere Schrauben kosten und da findet man schon Holzschrauben M3x12 in einer angenehmeren Verpackung und braucht keine Scheiben und Muttern extra. 
Und mich dann nochmal ans Zeichenbrett gesetzt. Herausgekommen sind größere und leicht versetzte Löcher im Modul und den Rändern. Der Verbinder hat seine Größe behalten, aber der Sechskant für die Mutter ist weg und ich habe das Ganze so gestaltet, dass der Schraubenkopf versinken soll, ohne dass die Spitze hinten raus schaut. Der Druckversuch steht noch aus!

Der Vorteil mit den Holzschrauben ist ganz klar, dass man nicht erst einer Scheibe eindrücken muss (das Loch dafür wird beim Drucken nicht rund) und man muss auch keine winzige Mutter von hinten dagegen halten. Außerdem gibt es Holzschrauben auch in verzinkt und M3 ist eine Größe, bei der Standard Schrauben losgehen.

Der Nachteil ist rein optisch. Durch die Verschiebung der Löcher wird der Verbinder nicht mehr bündig mit dem Rand abschließen. Man könnte das zwar so ausknobeln, dass es wieder "schick" aussieht, aber dann muss man zumindest bei den Randverbindern immer aufpassen, wie rum man sie setzt und hat eventuell die Schrauben einmal von vorn und einmal von hinten. Das ist mir zwar nicht zu aufwändig zu konstruieren, aber zu aufwändig bei der Erklärung darauf hinzuweisen. Ich möchte das Ganze im Moment eher einfach uns selbsterklärend halten. Die Zeichnungen und Druckvorlagen sind fertig, der Testdruck muss nochmal warten 😉

Nachtrag noch ein Tag später:

die Verbinder waren noch nicht fertig 😉 Holzschrauben haben vorne eine Spitze, wenn das Loch dafür zu groß ist, greifen sie nicht richtig. Also habe ich über Nacht nochmal welche gedruckt. Nun passt alles und die Dateien dazu findet man auf Thingiverse zum runterladen.
letzter Test: alles sitzt fest und passt. Die Überstände der Verbinder am Rand sind reine Kosmetik
 
2mm mehr oder weniger, im wahrsten Sinne des Wortes. Isso.


Wichtig (für mich) die Schrauben stehen weder vorne noch hinten über