Mittwoch, 30. Januar 2019

Bunte Vielfalt, so interessant

Ich kann mich grad nicht entscheiden, was mir am meisten Spaß macht...
Wolle spinnen von Hans Günter Bretthauer, die ich versucht habe mit Farbe zu versehen, Socken stricken aus Wolle, die mit Mohairfastern gemsicht ist, um sie stabiler zu machen oder eine Sofadecke weben.
Also mache ich jeden Tag von allem ein bisschen. Das zeigt zwar keine großen Fortschritte, aber ich habe dreierlei Spaß 😄

Die Wolle von Hans Günter ist Shropshire und ich dachte Anfangs, sie will keine Farbe von Mutter Natur annehmen. Aber am Ende habe ich es mit Indigo geschafft und festgestellt: auch die anderen Farben haben ein bissel was zurückgelassen. Gemischt kardiert, dass es schön bunt wird... und nun denke ich, es ist recht dunkel.

 

Also habe ich gestern ne neue Rolle gemischt, die vorrangig weiß bleibt, und wo ich ein paar bunte Fasern untergemischt habe, um einen Tweed-Effekt zu bekommen. Nun spinne ich aber erstmal das fertig, was ich noch in dunkel habe, dann das helle...

 

Die Socken habe ich angefangen, weil ich die, die ich aus Gesche gestrickt habe unbedingt nochmal von oben nach unten stricken wollte. Da lag noch ein Garn, das schon länger auf Socken gewartet hat. Damit wollte ich zweierlei testen: färbt Blauholz so gemischt immer noch lila? Und bringen die Mohairfasern wirklich was in Sachen Haltbarkeit? Beim Färben bin ich inzwischen relativ sicher, dass ich nicht mit dunklen Füßen abends aus den Socken steige. Es färbt beim Stricken fast gar nicht Die untergemischten Mohairfasern sind übrigens nicht mit dem zu vergleichen, was man üblicherweise als Mohairwolle im Laden kaufen kann, sondern sehr gatte, lange Fasern, die schon einen recht stabilen Eindruck machen.
Socken von Gesche, ein Schaf, das auf dem Hof Ebeling wohnt und eine wirklich "nette" Wolle hat. Wo es weiß ist, richtig  kuschelig, da wo schwarze Haare mit drin sind, eher robust. In der Mischung alles zusammen ein Garn, dass nicht kratzt und sich trotzdem nicht gleich auflöst, wenn man es mal scharf anschaut. Im Moment sind es noch Bettsocken, weil noch nicht gewaschen. Und gewaschen sind sie noch nicht, weil die Fäden noch nicht verstochen sind 😂 Aber angenehm warme Füße hat man damit! 😍
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wartet schon länger auf seinen Einsatz:
selber gefärbt und mit Mohairfasern gemischt
Inzwischen hatte ich noch einen Spleen, um die Ferse, Sohle und Spitze noch nen Tick stabiler zu machen. Ich stricke diesen Bereich einfach doppelt. Und zwar nicht mit zwei getrennten Lagen, sondern mit einer Masche oben und unten, fest miteinander verbunden als doppelt dickes Gestrick, genannt Double face. Ich habe ein bisschen gebraucht, um mich reinzufinden, aber inzwischen habe ich den Dreh raus und es ist eigentlich ganz einfach. 😉
das gleiche Muster, wie bei den Gesche Socken, aber aus der anderen Richtung gestrickt, Fersenwand habe ich schonmal ohne Probleme hinbekommen
Die Fersenrundung schaut auch gar nicht so schlecht aus. Ich bin selber erstaunt 😎


Ferse fertig, schaut etwas schmal aus. Das wird wieder breiter...










Sofadecke wollte ich schon lange eine aus reiner Wolle. Im Laden sind sie immer sehr teuer (zu Recht!) und immer wieder denke ich, dass ich so viel Geld nicht für etwas ausgeben will, dass ich garantiert auch selber machen kann. Also bleibt die Decke meist dort 😵 Aber nun ist mir letztes Jahr fertig gesponnene Pommernwolle zugelaufen. Kuschelig ist sie nicht... aber der Schal, den ich daraus gemacht habe, ist sehr schön locker gefallen und hatte einen angenehmen Wärmeeffekt. Das will ich auf dem Sofa auch haben. Umso mehr, als meine Katze scheinbar Chemiefasern bevorzugt und an Wolle irgendwie so gar kein Interesse hat. Da mein Rahmen nur 60cm breit ist, habe ich beschlossen 2 Schals zu weben, die dann zusammengenäht werden. Einen habe ich am Wochenende schon fertig geschafft und den zweiten aufgezogen... da webe ich grad noch dran, ist aber auch schon über die Hälfte fertig.

2m lang und ein bissel was über 50cm breit. Durch das Muster konnte ich nicht die volle Webbreite nutzen. Aber ich kann den zweiten und dritten Schal ohne Musterunterbrechung ansetzen und festnähen. Hoffentlich auch ohne eine sichtbare Naht😉
Ich mag die Vielfältigkeit dieses Musters. Es ist so einfach und schaut so raffiniert aus. Immer wieder mit einem
dreidimensionalen Effekt
 

Dienstag, 15. Januar 2019

Mag Victoria Leinen? Und wer ist Victoria?

Was Leinen ist, weiß ja so ziemlich jeder. Die gute alte Tischdecke in der Truhe, die nur zu besonderen Feiertagen rausgeholt wurde. Aufgebügelt mit Wahnsinnsaufwand, weil die Knitter einfach nicht rausgehen wollen... Was ich inzwischen über Leinen weiß, macht manchen Handgriff auf einmal verständlich: anfeuchten das Leinen beim Bügeln... weil Leinen, wenn es nass wird, die Fasern anlegt und geschmeidiger wird. Wenn man es so "dämpft" wird auch das Gebügelte glatt 😲

Leinengarn wird auch beim Klöppeln hauptsächlich verwendet. Also zumindest typischerweise. Und auch hier hilft Feuchtigkeit. Wenn nämlich das Garn auf dem Klöppel alle ist und man einen vollen Klöppel anknoten muss, hält der Knoten einfach besser, wenn man ihn anfeuchtet.

Also Leinen ist damit kein Geheimnis, aber wer ist nun Victoria und was hat sie damit zu tun?

Victoria ist mein neuer (gebrauchter) Webstuhl, den ich auf dem Marktplatz gefunden habe.
Sie ist eine kleine Schwedin aus dem Haus Glimakra und hat statt Pedale zum Schaftheben, Handhebel.
Handhebel habe ich mir ja schon einmal selber gebaut und bin auch super damit zurecht gekommen, aber so eine Eigenkonstruktion hat auch ein paar Macken. Und ein Grund für Vicky war unter anderem, zu schauen, wie DIE das gemacht haben, was mich bei meinem ein bissel stört. 
Mein anderer Mini-Schwede von Maliz hat mir auch schon neue Ideen beschert, die ich auch schon umgesetzt habe. Aber noch ein anderes Modell zum abgucken zu haben, ist auch nicht verkehrt 😎

Auf meiner letzten Dienstreise kam ich dann endlich dort vorbei, um sie abzuholen...


Was für ein Glück, dass ich mit einem Kombi unterwegs war 😋

Zu Hause habe ich sie erstmal eingelagert, weil noch ein paar andere Sachen zu erledigen waren. Aber im Weihnachtsurlaub habe ich sie dann aufgeweckt. Sie war in grade mal 2 Teile und das Untergestell zerlegt, so dass ich sie mit 3 Handgriffen zusammengebaut hatte. Das Untergestell habe ich erstmal weggelassen. Vielleicht baue ich das irgendwann nochmal zusammen und setze alles zusammen. Aber bis dahin bin ich erstmal ungeduldig.

Eigentlich hatte ich mir Wolle in Shetland bestellt... die ist auch schon lange da und ich hatte mir sogar schon eine Webpatrone geschrieben. Aber irgendwie ist das alles in Vergessenheit geraten.
Keine Fotobeschreibung verfügbar. Keine Fotobeschreibung verfügbar.

Und als wiederum auf dem Marktplatz Leinengarn angeboten wurde, hatte ich meine Shetlandwolle total verdrängt und Leinentücher waren auf einmal in meinem Kopf. 😂

 

Erst sehr viel später dachte ich, hmpf, das sind doch die gleichen Farben... und tatsächlich, sie sind wirklich ähnlich. Scheinbar gefallen sie mir, denn ich habe nicht geschmult, um das Gleiche nochmal in Leinen zu finden! 

Was ich ja schon immer mal ausprobieren wollte, seit ich so fix auf einem Webrahmen eine Kette aufziehen kann, ist, das auch mal am Webstuhl auszuprobieren.
Es funktioniert. Dummerweise habe ich genau wie bei meinen ersten Schärversuchen am großen Webstuhl auch hier das Fadenkreuz vergessen 😕 Das Fadenkreuz ist ein unersetzlicher Helfer, wenn man keinen Kuddelmuddel in seinen Fäden haben will, wenn man sie auf dem Webstuhl aufrollt (für alle, die es wissen: ich weiß, es ist der Kettbaum. Aber nicht jeder der das liest, weiß das auch). Für das Fadenkreuz braucht man am anderen Ende der Kette zwei Bolzen, um die man den Faden herumlegt, bevor man wieder zum Rahmen zurückgeht. Der Faden wird dort rumgelegt, wie eine 8, so dass der Kommende Faden von links kommt, durch beide Bolzen durchläuft, um den zweiten herum und nun von rechts über den anderen geht. Bei Ahsford kann man das mit sehr vielen Bildern nachvollziehen. Der Sinn des Ganzen ist, dass man, wenn man die einzelnen Fäden dann durch die vielen Litzen ziehen muss, dass man sie in der richtigen Reihenfolge einfädelt. Ganz wichtig ist das bei einer Kette, die unterschiedliche Farben hat, so wie meine.

Irgendwie mache ich nie eine Gewebeplanung, also Garnstärke anschauen (oder gar gezielt auswählen 😱), das passende Riet auswählen (das nur zu diesem Garn passt) und dann genau die richtige Menge an Garn bestellen...
Ich finde meist ein tolles Muster, oder habe ein wunderschönes Garn, dass ich verweben möchte und dann lege ich einfach los. Ich schau mir mein Garn an, lege zwei Fäden nebeneinander und schaue, wie viel Platz sie damit brauchen. Dann schaue ich, was ich für ein Metallblatt habe, wo ich die Fäden so durchfädeln kann, dass sie etwas Luft haben und los gehts. Das birgt gerne mal die Überraschung, dass das Muster etwas anders ausfällt, als ich mir das gedacht habe, aber es ist irgendwie immer so, wie ich es wollte... nur (fast) immer etwas kleiner 😆

Das Fadenkreuz habe ich nun bei meinem Victoria Erstling vergessen. Ich hatte auch nur diese Vorlage. Zumindest habe ich dran gedacht, dass das Garn sehr dünn ist und pro Farbabschnitt gleich 16 Fäden eingeplant 😉
Wie oft sich der Rapport wiederholen soll, war mir erstmal Wurscht, ich habe in der Mitte angefangen und nach einer Seite die Fäden gezogen, bis ich der Meinung war, diese Breite ist ungefähr die Hälfte von dem, was ich haben will. Den Rapport noch zu Ende gebracht und das Ganze in die andere Richtung wiederholt.
Die beiden Richtungen habe ich getrennt gehalten und dachte eigentlich, wenn ich die einzelnen Schlaufen, eine nach der anderen wegnehme funktioniert das. Aber ich habe die Fäden durch das Metallblatt gezogen, damit sie gleich in der richtigen Breite hinten auf dem Kettbaum liegen, wenn ich die Kette dann aufrolle. Bisher stelle ich mich immer noch etwas umständlich an, WIE ich die Fäden durch die Litzen steche. Sie im Blatt zu lassen, wäre ideal, dann kämen sie nicht durcheinander.
Bild könnte enthalten: Personen, die sitzen
rechts hängen noch die Fäden am Stück, weil ich beim Litzenstechen auch in der Mitte anfange. Wenn ich sie so liegen lassen würde, könnte ich die Litzen nicht verschieben. Auf der linken Seite habe ich die Schlaufen aufgeschnitten und oben drüber gelegt. Ich musste sehr gut schauen, dass ich sie halbwegs der Reihe nach erwischt  habe. Zumindest haben die Farbrapporte ein größeres Durcheinander verhindert.

Aber ich habe 4 Schäfte, auf denen die Litzen hängen und durch die ich die Fäden ziehen muss. Solange die Fäden noch im Metallblatt stecken, kann ich die Litzen nicht dorthin schieben. Ich muss sie also aus dem Metallblatt rausholen und hinter oder über meine Schäfte legen, damit ich dann die Litzen an die richtige Stelle schieben kann. Und jetzt brauche ich mein Fadenkreuz.

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Man kann richtig gut erkennen, dass ich so nicht so einfach die Fäden vertauschen kann. Ich muss sie nur der Reihe nach wegnehmen, einen der von oben kommt, dann einen von unten.
Die linke Seite habe ich noch so π x Daumen reingezupft. Die rechte Seite habe ich glücklicherweise in der Schlinge hängen lassen, wie ich sie schärt habe. So konnte ich diese Schlaufen nachträglich in ein Fadenkreuz legen, die beiden Stäbe durchfädeln und fixieren und damit ging die rechte Seite wie geschmiert 👍

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Im Weihnachtsurlaub habe ich es nicht ganz geschafft, also ist es erst danach fertig geworden. Abends ist es nun schon dunkel, wenn ich nach Hause komme, aber ich habe letztes Jahr so tolle LED Lichtleisten gefunden. Die kann man zusammenstecken zu der Länge, die man braucht. Und die habe ich mal fix am Rahmen befestigt, so dass ich was sehe und nicht geblendet werde. Ich habe das auch schon an meinem Eigenbau dran, allerdings schon fest geklebt. Hier habe ich sie mit so Silikon-Kabelbindern festgemacht. Ich glaube, die sind eigentlich um Rouladen zu wickeln, aber dafür habe ich immer noch meine Rouladennadeln. Wenn dich die mal wieder sehe, kaufe ich mir davon noch welche, die sind so wunderbar universell einsetzbar und so schön schnell, um mal eben was festzuhalten!

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Das Anbinden ist inzwischen nichts mehr, worüber ich groß nachdenken muss, das geht immer recht schnell. Aber was mir gerne passiert, wenn ich solche Muster webe: ich weiß nie, wie fest ich den Schussfaden anschlagen muss und habe es dann entweder zu fest, oder zu locker. Bei einem geplanten Schal ist es dann auch blöd, nach 10 cm wieder zurück zu weben, weil es nicht so wird, wie gedacht. Ist aber am Ende die bessere Alternative.
Da es hier reines Leinengarn ist, sollen es eigentlich Küchentücher werden. Nur bin ich grad nicht sicher, ob das Material überhaupt dafür geeignet ist. Und deshalb habe ich dieses Mal erstmal einen Mustersatz Probe gewebt. Einmal, um zu sehen, ob ich mich nicht an irgendeiner Stelle verfädelt habe und auch, um zu schauen, wie fest muss ich denn nun anschlagen, damit meine Farbquadrate auch quadratisch werden?

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Am Anfang ist es durch das Anbinden immer noch etwas lückig. Ich konnte nicht erkennen, ob es passt oder nicht, also habe ich ein anderes Garn genommen und nochmal vorsichtig angeschlagen... hm, viel zu locker. Also nochmal das erste Garn und etwas fester: So schaut es gut aus!

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Also kann ich nun mit dem richtigen Garn loslegen 😄 Es gefällt mir sehr gut 😍

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Bisher habe ich Wolle und Baumwolle verwebt. Auch Baumwolle hat irgendwie eine Art Elastizität, wenn auch nicht viel. Aber immerhin so viel, dass meine Fäden immer schön gespannt sind.
Bei dem Leinen wurde ich nun überrascht. Alles ist schön stramm, dann hebe ich Zwei Schäfte und die gehobenen Fäden sind auch weiterhin schön fest...
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Aber die, die untern bleiben, hängen durch, wie ein nasser Sack 😲 Hier das Schiffchen durchzuwerfen ist schier unmöglich! 😱 Es verhakelt sich sofort in diesen lockerren Fäden und fährt darunter durch, so dass ein sauberes Muster sehr mühselig ist, indem ich mit einer Hand die Fäden nach unten drücke und mit der anderen das Schiffchen so weit wie möglich durchhebe.
Das kann ich mal für den Mustersatz machen, aber für über 3m Gewebe geht das nicht, da werde ich ja nie fertig!
Über Nacht kam mir eine Idee, die ich am nächsten Tag gleich ausprobieren musste: Wenn ich so ein Webschiffchen zwischen die gehobenen und unten liegenden Fäden lege, dürfte ich nicht mehr hängen bleiben 😏 Ausprobiert und es funktioniert! Es hat sogar noch den Vorteil, dass ich dieses Holzbrettchen wie eine Schiene verwenden kann. Dort schießt mein Schiffchen nun mit Schwung drüber und nichts kann sich mehr verhaken.
Da bekommt der Ausdruck "Leinen ist cool" gleich eine ganz neue Bedeutung. 😄

Fazit: Vicoria mag Leinen doch, auch, wenn man es ihr erst beweisen muss. Und falls das mit den Küchentüchern nichts wird? Was solls, die Mama ist irgendwie immer auf der Suche nach "Platzdeckchen" für den Abendbrottisch. Einen langen Läufer und einen kurzen quer drüber gelegt, schaut bestimmt schick aus 😉