Donnerstag, 7. Januar 2021

ein neues Jahr...

 ...eine neue Herausforderung!

Die Strickmaschine mal wieder. Karin hat mir ihren 4fachfarbwechsler geliehen, weil ich beim Stöbern mal wieder auf ein altes Teil gestoßen bin.

Die Mama hat mal vor gefühlt 1000 Jahren eine Weste für den Papa gestrickt. In grau mit Zick-zack und Rauten. Die Weste ist verschwunden, keiner weiß, wohin. Ich habe noch einen Kommentar im Hinterkopf um die schöne Weste und man fragt ja auch nicht, wenn man sie nicht sucht. 

Also eigentlich habe ich das Buch ja durchgeblättert, weil ich wissen wollte, wie man das, was man heute so pauschal als "Fair Isle" bezeichnet, früher genannt hat. Das neue Mützenprojekt ist in der Endphase und immer wieder "Fair Isle trifft deutsches Design" wird beim dritten Mal ein bisschen fad. Also einmal stöbern, was haben die früher dazu gesagt? Einstrickmuster! Klingt komisch und ich habe noch keine Idee, wie ich das einbringe, aber irgendwas wird mir schon einfallen 😉
Tja und da ist diese Weste wieder...
Mit meinem heutigen Wissen und Können schaue ich mir die Strickschrift nach dem Maschenrapport an: geht das auf der Strickmaschine? Hat es 24M? Oder auch 12? hat es nicht, es sind nur 10 😮 Mist!

oder auch nicht 🙄
Der erste Gedanke ist ja immer der Beste: Pommernwolle und Höllenwolle kombinieren, hellgrau, dunkelgrau und weiß. Das die dunklen Streifen blau sind, kann man auch mal ignorieren. Das bissel rot kann man einfärben. Die Farben stehen. Die Wolle wurde in derselben Spinnerei gesponnen, passt also perfekt zusammen.

Aber der 10-Maschenrapport muss noch ausgebügelt werden. Also erstmal aufmalen. Und dabei fällt mir auf... ähm, da sind ja 3 Farben in einer Reihe 😨 
nach dem Aufmalen gleich mal ein bisschen in die Breite gezogen, fällt kaum auf.

Das stricke ich mit der Hand sehr ungern, wird immer ein Gewurschtel, weil die Spannfäden IMMER zu fest angezoegn werden. An der Maschine kann ich im Normalfall mit 2 Farben stricken.

Messenger Konferenz mit Karin, wie geht das, geht das überhaupt und was mach ich nun? Jo, nicht einfach, aber irgendwie muss es gehen. Aha. Nun bin ich genauso schlau, wie vorher. Vielleicht doch mit der Hand? Aber 3 Farben!! Ich ziehe erstmal meinen Hut vor der Mutter. Eine Handarbeiterin ist sie nicht, und dann sowas. Ich kann nur den Kopf schütteln. Vor allem, weil ich weiß, dass das Teil nicht rund gestrickt wurde, wo man nur rechts stricken muss und hinterher aufschneidet und säumt. Macht man heute so. Kommt auch aus Shetland. 

Karin dann: mit dem 4fach Farbwechsler könnt es gehen. 
ich: Was ist das?
Karin: liegt bei mir rum, benutze ich nicht, kannst Du mal ausprobieren.
Ja, und das tue ich nun. Ausprobieren.
 
Diese Woche habe ich es dann endlich mal angesteckt das Teil. 
Ein Haufen Drähte und Führungen und 4 Wollkonen. Ich habe zum rumprobieren Reste von gestrickten Socken genommen. Die Wolle ist ordentlich strapazierbar, kann man getrost wieder aufribbeln und wieder verstricken.
Alles eingerichtet, los gehts.
Als erstes mal Streifen, wie im Anleitungsbuch angegeben.
ja, 4 Streifen sauber gestrickt, vorne und hinten gleich.

Als nächstes wollte ich also das mit dem mustern probieren und habe mir dafür dieses ausgesucht. Erinnert entfernt an ein Schaf mit Riesenhörnern, wenn man das auf dem Kopf stehende ignoriert 😏
Also Farben wieder einfädeln und los.

ähm, ja. Die Farben hat es gewechselt, aber wo ist mein Muster?? Auch wenn ich es mit Augen zukneifen versuche, Mein Muster ist nicht zu erkennen. Hm, aber die Maschine hat doch die Nadeln ausgewählt. 🤔 Für diesen Tag ist es zu spät, zum Denken. Feierabend und alles nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Ein neuer Tag, ein neuer Versuch. Nochmal alles lesen und Schritt für Schritt durchgehen.
Also die Lochkarte einschalten UND die Mustertasten drücken. Mustertasten? Hab ich gestern gar nicht gemacht 😮 Das stand da auch gestern nicht, sonst hätte ich es ja gemacht! 😝 Da hat doch einer über Nacht in der Anleitung rumgeschrieben! 
Wie auch immer, heute steht es da und also mache ich das auch. Und kaum macht mans richtig, schon funktionierts! Vorsichtshalber erstmal nur mit 2 Farben.
die Rückseite, die auf der Maschine vorn ist, schaut schonmal gut aus

und endlich ein Muster, yippieh ♥

saubere Seitenränder auf der Farbwechselseite...

... und auch auf der andren Seite

Jetzt muss das nur noch in bunt funktionieren! 
Das Gestrick fasst sich recht dick an, finde ich. Und dann sehe ich auch im Anleitungsbuch, das ist gedacht für Wolle, oder Garne mit einer Lauflänge von 600m (+)/100g. Mal zum Vergleich: Sockenwolle hat ca. 420m/100g, also schon um einiges dicker.

Der Versuch mit den entsprechenden Farben an den richtigen Stellen ist dann mal prompt nicht geglückt. Das Garn bei der 3. Farbe kam nicht so, wie es sollte, die Maschen wurden nicht gestrickt und alles ist mir runtergefallen. Den Fehler habe ich schnell gefunden: der Anfang war noch in der Schiene eingeklemmt. Auch für gestern war mir das zu spät, um noch einen Versuch zu wagen. Das habe ich dann heute früh gemacht.

Und da ist es!
Alles da, wo es sein soll. Im Nachhinein war es mal wieder "nur" das Einhalten der logischen Schritte und Abkürzungen bringen nunmal nix.

Bei dieser Art Stricken ist die Vorderseite und die Rückseite glatt rechts. Also im Prinzip ein ganz feines re/li Bündchenmuster. Es ist, wie schon festgestellt, recht dick, rollt aber die Ränder nicht ein. Also schön für einen Schal, oder auch eine Jacke. Für einen Pullover nur mit sehr viel dünnerem Garn.

Tja, dann bleibt immer noch zu überlegen, wie man die Weste stricken könnte. Karin hatte mal wieder im Hinterkopf, das es irgendwo für die elektronische Maschine ein Muster gab, das mit 3 Farben pro Reihe gestrickt wurde. Also habe ich gestern abend noch die Musterbücher für die elektronische Strickmaschine durchblättert und bin fündig geworden.

Aber anders als bei meinem vorne und hinten glatt Gestrickten, ist das hier ein anderes Prinzip 
Bei meinem Muster wurde immer nur mit den Nadeln am Hauptbett gemustert, die Nadeln auf dem vorderen Bett haben immer alle Maschen gestrickt. Die nicht gestrickten Maschen auf der Musterseite werden stillgelegt und erst nach dem Farbwechsel gestrickt. Deshalb hat man auf der Rückseite pro gestrickter Reihe auf der Musterseite, 2 gestrickte Reihen auf der Rückseite.
 
Die Maschen auf der Vorderseite wirken lang gezogen gegenüber denen auf der Rückseite. Aber in sich ist das Gestrick ausgeglichen.
Die Musterkarte dazu schaut nicht so leicht durchschaubar aus und ich bin immer noch am auseinanderzählen, WAS die Maschine mit jedem Schlittenzug macht, oder lässt.
Fakt ist, sie wählt für die nächste Reihe, die Maschen vor, die gestrickt und stillgelegt werden. Für die Hinreihe. Zurück muss sie in derselben Farbe, also wählt sie die Maschen vor, die in der gleichen Farbe in der Reihe danach gestrickt werden. Sind diese Maschen gestrickt, wählt sie die Maschen aus, um die Lücken der ersten Reihe mit der zweiten Farbe zu füllen, und für die Rückreihe werden die Lücken der zweiten Reihe gefüllt. Dann geht es von vorne los. Es wird also mit 4 Reihen 2 Reihen gemustert. Normalerweise kann ich in einer Strickschrift, oder einer Lochkarte schon das fertige Muster erkennen. Hier fehlt mir noch das richtige Augenmaß.
Leichter ist es dann doch, den 3 Farben zu folgen. Hier gibt es keine Rückseite und ich kann an der Lochkarte das Strickprinzip erkennen:
 
 
Das Muster rechts ist von dem Muster oben. Schon links am Rand sieht man, dass sich die 3 Farben abwechseln. Es wird immer nur eine Farbe über 2 Reihen gestrickt, die anderen warten, dann die nächste, dann die dritte. Am Ende rutscht alles an die richtge Stelle. Yay, ich spreche strickmaschinisch 😂

Ich habe das auch schonmal beim Handstricken gemacht. Statt mit 2 Farben zugleich erst eine Farbe, dann die andere und die nicht gestrickten Maschen einfach rüberheben. Der Faden läuft dann hinten lose mit. Zweifarbig stricken ist ja im Prinzip nichts anderes, als immer nur eine Farbe stricken und den Faden hinter den Maschen weiterlaufen lassen, bis er wieder gebraucht wird. Beim zweifarbigen strickt man halt alle Maschen und muss sich dafür auch mit 2 Farbfäden abmühen, um immer den richtigen zu erwischen. Der Vorteil ist, wenn die Fäden zu lang werden, weil die einzelnen Farben zu weit auseinander liegen, kann man sie auf der Rückseite mit dem anderen Faden verkreuzen, damit ist die Gefahr gebannt, später beim anziehen daran hängen zu bleiben. 
Beim Maschinenstricken funktionert das nicht, es gibt keinen zweiten Faden. Und wenn, dann verkreuzt die Maschine den nicht mit dem Strickfaden. Aber hier gibt es einen anderen Trick. Ist der der Faden zu lang, kann man ihn ganz leicht mit einer Häkelnadel greifen und über eine Masche hängen, dann wird er in der nächsten Reihe einfach mit abgestrickt und liegt blind hinter der Masche, die eigentlich gestrickt wurde. das geht sehr leicht, weil an der Strickmaschine ist ja sie Rückseite vorne. Noch eine Möglichkeit ist, am Ende auf der Rückseite diese langen Spannfäden einfach wie gefallene Maschen zu schnappen und eine lange Maschenkette nach oben zu stricken, oder zu häkeln. Aber dazu müssen die Spannfäden auch locker genug sein. Ist wohl auch ein bisschen tricky...

Ich werde mich wohl mal näher mit der Geschichte mit den 3 Farben, jede einzeln über 2 Reihen gestrickt, beschäftigen.