ich habe mir eine Haushose gestrickt. Aus Wolle, genauer gesagt aus Höllenwolle. Und zwar aus der letzten Lieferung.
Ich habe ja schon verschiedene Sachen auf der Strickmaschine gemacht, aber mein Lieblingswunsch, ein Pullover für mich schien immer nicht möglich, da nach Maschenprobenrechnung nie genug Nadeln auf einem Bett waren. Dann hat Ingrid Wiens eine Hose in der Strickmaschinengruppe gezeigt. Mit einem kleinen Muster im großen Teil und einem Musterstreifen in der Seite. Ein bissel sehnsüchtig habe ich sie angeschaut, weil das nur mit einer elektronischen Strickmaschine geht, wo man das Muster einprogrammieren kann. Meine Maschine hat "nur" eine Lochkartenautomatik, die ein Muster auf 24M beschränkt.die Vorlage von Ingrid (ist auch ihr Bild) |
Aber auf einmal hat es geklickt! Warum nicht Vorder- und Rückteile einzeln stricken und den Streifen separat? Damit wäre das Dilemma gelöst, dass nicht genug Nadeln auf dem Bett wären und ich hätte einen coolen Seitenstreifen 🥰
Das Muster für die großen Teile war schnell gefunden und eine Karte gelocht. Ein passendes Garn lungert schon eine Weile bei mir herum. Ich hatte es mal als Restposten gekauft in verschiedenen Farben, die im Nachhinein überhaupt nicht zusammen gepasst haben. Es ist mir lange nicht passiert, dass ich so bei Farbkombinationen daneben gelegen habe. Aber die Farben einzeln mit wollweiß passen perfekt.
Was ich auch schon immer mal testen wollte, wie sich die Höllenwolle in der größten Maschenweite verstrickt, bzw. wie sie sich nach dem Waschen verhält.
Und nun ging das testen und mustern, messen und rechnen los.
Das kleine Muster kannte ich von nordischen Pullovern. Ingrid sagt, es ist isländisch, ich hätte es nach Schweden gesteckt, weil ich es verschiedentlich in der schwedischen Strickgruppe gesehen habe.
Das Muster für den Seitenstreifen hat ein bissel gedauert. Ich habe ein Buch von Alice Starmore: "Charts for Color Knitting". Dort habe ich gestöbert und bin fündig geworden im finnischen Teil. Ein Muster über 21M mit einem durchgängigen Farbstreifen. 2 zusätzliche weiße Maschen rechts und links und alles ist perfekt.
Zumindest sollte es das sein. Ein schmaler Streifen, an dem Gewichte hängen, verhält sich nun einmal anders, als einer der 3x so breit ist. Am Ende haben die Maschenproben, obwohl gleich gestrickt, nicht zusammen gepasst. Ich hatte schon überlegt, wie ich es ausrechnen könnte, dass ich die Teile nicht 1:1 zusammennähe, sondern bei dem Streifen immer mal eine Masche überspringe, da kam wieder Ingrid und sagt: mach doch den Streifen mit einer geringeren Maschenweite. Ähm, ja, das klingt ja beinah, wie ein bissel perfekt. Gedacht, getan und zwar gleich in 2 verschiedenen kleineren Maschenweiten... nur für den Fall. Die Maschenproben müssen ja jedes Mal gewaschen und getrocknet werden, damit man sie reell miteinander vergleichen kann und vor allem mit dem Maß, das es am Ende werden soll. Des dauert alles immer.
Zumindest sollte es das sein. Ein schmaler Streifen, an dem Gewichte hängen, verhält sich nun einmal anders, als einer der 3x so breit ist. Am Ende haben die Maschenproben, obwohl gleich gestrickt, nicht zusammen gepasst. Ich hatte schon überlegt, wie ich es ausrechnen könnte, dass ich die Teile nicht 1:1 zusammennähe, sondern bei dem Streifen immer mal eine Masche überspringe, da kam wieder Ingrid und sagt: mach doch den Streifen mit einer geringeren Maschenweite. Ähm, ja, das klingt ja beinah, wie ein bissel perfekt. Gedacht, getan und zwar gleich in 2 verschiedenen kleineren Maschenweiten... nur für den Fall. Die Maschenproben müssen ja jedes Mal gewaschen und getrocknet werden, damit man sie reell miteinander vergleichen kann und vor allem mit dem Maß, das es am Ende werden soll. Des dauert alles immer.
wichtig war mir bei beiden Mustern, dass die Spannfäden auf der Rückseite nicht so lang sind, dass man sich darin verheddern kann. Das hat bei beiden richtig gut geklappt. Zumal Wolle beim Waschen ja immer ein bissel anfilzt. Bei dem breiten Musterstück wollte ich eigentlich noch das nachträgliche Bündchen mit Tunnel und Abketten hinter dem Maschengitter testen, aber dann hatte ich durch einen Denkfehler den Schlitten falsch eingestellt und mein Gestrick ist mir auf dem Schoß gelandet. 🙈
das habe ich dann bei dem zweiten Muster nachgeholt. Man muss es mal gemacht haben, um es am Ende flüssig hinzukriegen.
Und dann hat es 4 Nachmittage an der Strickmaschine gebraucht. Bündchen fester, Zunahmen auf einer Seite, Abnahmen für den Zwickel, Bündchen oben und bei allem immer schön die Ränder im Auge behalten, damit dort nix verloren geht. Das strickt sich nicht mit einer Stunde nach der Arbeit. Da muss ich mich schon gut konzentrieren.
Das erste Teil hat 5 Stunden gedauert, da habe ich aber auch noch so ziemlich jeden Schritt notiert, damit ich es bei den anderen Teilen 1:1 wiederholen kann. Am hilfreichsten war am Ende, dass ich mir die Reihennummern notiert habe, in denen die seitlichen Zunahmen machen musste. 3x in jeder 4. Reihe, 1x in jeder 5. Um mir das Zählen noch etwas zu erleichtern, habe ich die 4 Reihen durch ein Komma getrennt und den 5er Block mit Schrägstrichen. Beim Zweiten Teil habe ich das noch abgehakt, aber dann gemerkt, dass ich ja einfach nur auf meinen Reihenzähler zu schauen brauche, wann die nächste Zunahme kommt.
Die Aufmerksamkeit hat sich gelohnt. Alle 4 Teile haben sich dann doch recht problemlos stricken lassen.das erste Teil habe ich mal locker aufgespannt und nachgemessen. Es war reichlich lang, aber die Breite hat gepasst. |
also einen Streifen stricken und einnähen. Auch hier wieder erst auf einer Seite, bevor ich den zweiten stricke. Auch das hat ziemlich gut gepasst. |
Der zweite Streifen ging dann eigentlich ruck-zuck. Das Zusammennähen mit der Hand dauert halt. Aber anders, als bei den Bauchnähten habe ich bei allen Teilen die Randmasche ignoriert und erst in die zweite Masche eingestochen. Dort sind die Abstände etwas lockerer und das Nähen geht etwas schneller.
Und dann war sie auf einmal fertig. Ich konnte es kaum glauben 😮
endlich gewaschen und ein provisorischen Gummi eingezogen. Ich konnte es kaum abwarten |
und sie passt, wie angegossen! 😍 Ein bissel luftig ist sie schon... |
aber ich kann mich im Schneidersitz hinsetzte, ohne dass eine Naht kracht. So soll es sein! |
Natürlich lief nicht alles so reibungslos, wie es nun aussieht. Keines der 4 Hosenteile ist wie das andere. Eine Reihe mehr hier, 2 Maschen weniger am Zwickel bei der anderen. Bei 2 Teilen ist das Muster erst in der 5. Reihe losgegangen, statt in der 4. wie es sollte, obwohl alles gleich eingestellt war. Bei den hinteren Teilen wollte ich eigentlich schon ab dem Zwickel verkürzte Reihen einarbeiten, damit der hintere Bund höher kommt, habe das aber erst nach der Hälfte der Höhe gemerkt, dass ich das vergessen habe und hab fix umdisponiert. Am Ende habe ich die verkürzten Reihen einfarbig oben angesetzt.
Trotz der verschiedenen Minifehler passt alles gut zusammen. Ich habe inzwischen eine Woche Probe getragen und bin sehr zufrieden. Eine schöne warme Hose, die angenehm locker sitzt, damit die Luft gut zirkulieren kann. Die nächste wird vielleicht etwas weniger weit an den Beinen, dann kann ich sie eventuell auch in 2 Teilen stricken.
Der positive Effekt ist, dass ich nun eine richtig gute Maschenprobe und damit festgestellt habe, dass meine Strickmaschine ja doch für einen Pullover für mich ausreicht. Zumindest, wenn ich ihn aus Höllenwolle stricke 😎 Bei feinerem Garn werde ich wohl etwas kreativ werden müssen.