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Freitag, 1. Dezember 2023

Finnischer Tango mit 7 Brüdern

 2017 war ich das erste mal in Finnland und beim Stöbern durch ein Riesenkaufhaus habe ich schöne Wolle und ein finnisches Strickheft gefunden, durch das ich mich dann mit Bildübersetzung per Handy abfotografieren und im Tablet dann übersetzen durchgewurschtelt habe. Herausgekommen ist etwas, dass ich am Ende "Finnischer Tango" getauft habe. In Finnland angefangen zu stricken, zu Hause wieder aufgeribbelt, weil zu groß, die Ärmel mit Löchern für Daumen versehen, weil sie ja immer zu lang sind, und den Kragen habe ich auch anders gestrickt, als in der Zeitschrift gezeigt.

In diesem graublau und dem Rautenmuster komme ich mir immer vor, wie in einer Rüstung. find ich voll cool! 

Und der Kragen ist es, der mir so recht nicht gefällt. Die Idee war (geklaut von einem gekauften Pullover), dass er vorne überlappt und sich hinten schön den Hals hochrollt. Das Prinzip passt, nur ist er halt leider nicht hoch genug, damit er schön im Genick hochrollt. Inzwischen habe ich meinen Pommerncardi und für die Nachbarin die Strickjacke in Höllenwolle gestrickt, wo der Kragen genau das macht, was ich bei dem Pullover wollte.
Meine Strickjacke aus Pommernwolle, die von Hause aus grau ist
Die Strickjacke für die Nachbarin aus weißer Höllenwolle. Damit die Farben nicht so grell sind, habe ich schwarz drunter gemicht um den Effekt der grauen Pommernwolle zu bekommen. Es ist nicht ganz so grell, hat aber auch nicht diesen grauen Grund, der die Farben noch mehr mildert. Ist trotzdem schön und die Nachbarin erzählt  mir immer, wenn sie sie ausgeführt und offene Münder geerntet hat.

Neulich ist mir dann ein kleiner Kragen über den Weg gelaufen und wieder ist der Kragen mit 1 rechts/1links ein bissel gradeaus.
Erantis
Bei dem hübschen Kragen fiel mir das wieder ein, denn dort habe ich irgendwie das gleiche Dilemma.
Ich habe einen weiteren in Höllenwolle angeschlagen und will dort den neuen Kragen testen. Nebenher fiel mir dann ein, dass wenn ich am Pullover den alten Kragen aufribbel nicht genug Wolle für den neuen haben werde. Irgendwo hatte ich doch noch ein Knäuel! Nur wo? Nicht gefunden, Meine Ordnung ist teilweise etwas chaotisch, weil einfach zu viel von allem da ist. Also wollte ich zwei neue Knäule nachbestellen. Puuh, wie hieß die? Ist nun auch schon wieder ein paar Jährchen her. Aah ja, Novita 7 Brüder. Da muss man ganz schön suchen, dass man was findet, das der Farbe entspricht. Da war dann eines, leicht meliert, grau blau. Schaut gut aus. Sicherheitshalber mal 2 bestellt.
Dann kommt es ziemlich schnell und ich pack Glitzergarn aus 😣
och nöö, Glitzer am Hals, das kratzt ja schon, wenn ich nur dran denke!
Immerhin, käme ich mit der Farbe halbwegs hin. Ich hab gleich mal geschaut, ob man den Glitzerfaden nicht beim Stricken entfernen könnte, aber er ist mit einem der Fäden und den anderen beiden verzwirnt. Das wird eher nix, oder sehr mühsam, 
Also habe ich den Gedanken einmal mehr beiseite geschoben und mich mit meinen anderen Projekten beschäftigt. 
Und gestern hat es mich dann gepackt. Der Computer, der an der Strickmaschine steht ist uralt und braucht Ewigkeiten, um hoch zu fahren. Ich brauche aber meine Tabelle zum Sockenstricken, weil da alle Eckdaten für alle Sockengrößen drinstehen. Und dann habe ich mal vorne angefangen, die einzelnen Behälter zu durchsuchen und schon beim dritten bin ich fündig geworden. Tatsächlich noch ein ganzes Knäuel der Originalwolle  lag dort. 
so im direkten Vergleich ist die neue Wolle dunkler, aber auch die Originale hatte hell und dunkel und immer wenn ein Knäuel zu Ende war, habe ich versucht, im Muster zu bleiben 

für den Fall, dass ich doch nichts gefunden hätte: die neuen Knäule hätten es auch getan 😉

Nun muss ich nur noch die Muße, die Zeit und das Ende vom Kragen finden, damit ich es aufribbeln und endlich neu stricken kann.





Samstag, 11. März 2023

wollige Haushose

ich habe mir eine Haushose gestrickt. Aus Wolle, genauer gesagt aus Höllenwolle. Und zwar aus der letzten Lieferung.

Ich habe ja schon verschiedene Sachen auf der Strickmaschine gemacht, aber mein Lieblingswunsch, ein Pullover für mich schien immer nicht möglich, da nach Maschenprobenrechnung nie genug Nadeln auf einem Bett waren. Dann hat Ingrid Wiens eine Hose in der Strickmaschinengruppe gezeigt. Mit einem kleinen Muster im großen Teil und einem Musterstreifen in der Seite. Ein bissel sehnsüchtig habe ich sie angeschaut, weil das nur mit einer elektronischen Strickmaschine geht, wo man das Muster einprogrammieren kann. Meine Maschine hat "nur" eine Lochkartenautomatik, die ein Muster auf 24M beschränkt.
die Vorlage von Ingrid (ist auch ihr Bild) 
  
Aber auf einmal hat es geklickt! Warum nicht Vorder- und Rückteile einzeln stricken und den Streifen separat? Damit wäre das Dilemma gelöst, dass nicht genug Nadeln auf dem Bett wären und ich hätte einen coolen Seitenstreifen 🥰
Das Muster für die großen Teile war schnell gefunden und eine Karte gelocht. Ein passendes Garn lungert schon eine Weile bei mir herum. Ich hatte es mal als Restposten gekauft in verschiedenen Farben, die im Nachhinein überhaupt nicht zusammen gepasst haben. Es ist mir lange nicht passiert, dass ich so bei Farbkombinationen daneben gelegen habe. Aber die Farben einzeln mit wollweiß passen perfekt.
Was ich auch schon immer mal testen wollte, wie sich die Höllenwolle in der größten Maschenweite verstrickt, bzw. wie sie sich nach dem Waschen verhält.
Und nun ging das testen und mustern, messen und rechnen los.

Das kleine Muster kannte ich von nordischen Pullovern. Ingrid sagt, es ist isländisch, ich hätte es nach Schweden gesteckt, weil ich es verschiedentlich in der schwedischen Strickgruppe gesehen habe.
Das Muster für den Seitenstreifen hat ein bissel gedauert. Ich habe ein Buch von Alice Starmore: "Charts for Color Knitting". Dort habe ich gestöbert und bin fündig geworden im finnischen Teil. Ein Muster über 21M mit einem durchgängigen Farbstreifen. 2 zusätzliche weiße Maschen rechts und links und alles ist perfekt.
Zumindest sollte es das sein. Ein schmaler Streifen, an dem Gewichte hängen, verhält sich nun einmal anders, als einer der 3x so breit ist. Am Ende haben die Maschenproben, obwohl gleich gestrickt, nicht zusammen gepasst. Ich hatte schon überlegt, wie ich es ausrechnen könnte, dass ich die Teile nicht 1:1 zusammennähe, sondern bei dem Streifen immer mal eine Masche überspringe, da kam wieder Ingrid und sagt: mach doch den Streifen mit einer geringeren Maschenweite. Ähm, ja, das klingt ja beinah, wie ein bissel perfekt. Gedacht, getan und zwar gleich in 2 verschiedenen kleineren Maschenweiten... nur für den Fall. Die Maschenproben müssen ja jedes Mal gewaschen und getrocknet werden, damit man sie reell miteinander vergleichen kann und vor allem mit dem Maß, das es am Ende werden soll. Des dauert alles immer.


wichtig war mir bei beiden Mustern, dass die Spannfäden auf der Rückseite nicht so lang sind, dass man sich darin verheddern kann. Das hat bei beiden richtig gut geklappt. Zumal Wolle beim Waschen ja immer ein bissel anfilzt. Bei dem breiten Musterstück wollte ich eigentlich noch das nachträgliche Bündchen mit Tunnel und Abketten hinter dem Maschengitter testen, aber dann hatte ich durch einen Denkfehler den Schlitten falsch eingestellt und mein Gestrick ist mir auf dem Schoß gelandet. 🙈
das habe ich dann bei dem zweiten Muster nachgeholt. Man muss es mal gemacht haben, um es am Ende flüssig hinzukriegen. 

Abends noch ein Versuch, den schmalen Streifen n das breite Stück zu nähen. Selbst bei der kurzen Länge sieht man, dass sich hier die Balken biegen. Also wieder aufgetrennt und versucht, es mit ein paar übersprungenen Maschen anzunähen. Es hätte mich eine ewige Rechnerei gekostet, das ordentlich auszugleichen.
also doch noch eine Maschen-Muster-Probe. Diesmal in Maschenweite 6 (links) und 8 (rechts). Maschenweite 8 hat dann nach dem Trocknen die passende Länge ergeben. Aber gut, dass ich auch weiß, wie es bei MW 6 wird. Wer weiß, wofür ich das nochmal brauche

Und dann hat es 4 Nachmittage an der Strickmaschine gebraucht. Bündchen fester, Zunahmen auf einer Seite, Abnahmen für den Zwickel, Bündchen oben und bei allem immer schön die Ränder im Auge behalten, damit dort nix verloren geht. Das strickt sich nicht mit einer Stunde nach der Arbeit. Da muss ich mich schon gut konzentrieren.
Das erste Teil hat 5 Stunden gedauert, da habe ich aber auch noch so ziemlich jeden Schritt notiert, damit ich es bei den anderen Teilen 1:1 wiederholen kann. Am hilfreichsten war am Ende, dass ich mir die Reihennummern notiert habe, in denen die seitlichen Zunahmen machen musste. 3x in jeder 4. Reihe, 1x in jeder 5. Um mir das Zählen noch etwas zu erleichtern, habe ich die 4 Reihen durch ein Komma getrennt und den 5er Block mit Schrägstrichen. Beim Zweiten Teil habe ich das noch abgehakt, aber dann gemerkt, dass ich ja einfach nur auf meinen Reihenzähler zu schauen brauche, wann die nächste Zunahme kommt.
Die Aufmerksamkeit hat sich gelohnt. Alle 4 Teile haben sich dann doch recht problemlos stricken lassen.
das erste Teil habe ich mal locker aufgespannt und nachgemessen. Es war reichlich lang, aber die Breite hat gepasst.

Dann habe ich bei den beiden Vorderteilen zuerst die Bauchnaht geschlossen, um zu sehen, wie es mit der Gesamtbreitepasst. Das gleiche habe ich dann mit den beiden hinteren Teilen gemacht und einmal rundum zusammengehalten. Soweit, so gut. 
also einen Streifen stricken und einnähen. Auch hier wieder erst auf einer Seite, bevor ich den zweiten stricke. Auch das hat ziemlich gut gepasst.

Der zweite Streifen ging dann eigentlich ruck-zuck. Das Zusammennähen mit der Hand dauert halt. Aber anders, als bei den Bauchnähten habe ich bei allen Teilen die Randmasche ignoriert und erst in die zweite Masche eingestochen. Dort sind die Abstände etwas lockerer und das Nähen geht etwas schneller.
ja, die Musterfarbe war am Ende grün, das lila war nur zum Testen. Da, wo die Nadel steckt, ist die Naht. Die Maschen links und rechts davon gehören zu den jeweiligen Teilen. Wie gut, dass ich überall 2 weiße Randmaschen eingeplant hatte. Als hätte ich es geahnt 😂

Und dann war sie auf einmal fertig. Ich konnte es kaum glauben 😮

endlich gewaschen und ein provisorischen Gummi eingezogen. Ich konnte es kaum abwarten
und sie passt, wie angegossen! 😍 Ein bissel luftig ist sie schon...

aber ich kann mich im Schneidersitz hinsetzte, ohne dass eine Naht kracht. So soll es sein!

Natürlich lief nicht alles so reibungslos, wie es nun aussieht. Keines der 4 Hosenteile ist wie das andere. Eine Reihe mehr hier, 2 Maschen weniger am Zwickel bei der anderen. Bei 2 Teilen ist das Muster erst in der 5. Reihe losgegangen, statt in der 4. wie es sollte, obwohl alles gleich eingestellt war. Bei den hinteren Teilen wollte ich eigentlich schon ab dem Zwickel verkürzte Reihen einarbeiten, damit der hintere Bund höher kommt, habe das aber erst nach der Hälfte der Höhe gemerkt, dass ich das vergessen habe und hab fix umdisponiert. Am Ende habe ich die verkürzten Reihen einfarbig oben angesetzt.

Trotz der verschiedenen Minifehler passt alles gut zusammen. Ich habe inzwischen eine Woche Probe getragen und bin sehr zufrieden. Eine schöne warme Hose, die angenehm locker sitzt, damit die Luft gut zirkulieren kann. Die nächste wird vielleicht etwas weniger weit an den Beinen, dann kann ich sie eventuell auch in 2 Teilen stricken. 

Der positive Effekt ist, dass ich nun eine richtig gute Maschenprobe und damit festgestellt habe, dass meine Strickmaschine ja doch für einen Pullover für mich ausreicht. Zumindest, wenn ich ihn aus Höllenwolle stricke 😎 Bei feinerem Garn werde ich wohl etwas kreativ werden müssen. 





Mittwoch, 14. Oktober 2020

Ralf

Das ist Ralf, aber nicht einfach nur irgendein Ralf, sondern DER Ralf. Ralf war ein Skuddenbock und wohnte bei Sigrid. Ralf "war es, der die ganze Bunte Skudden Sache ins Rollen gebracht hat und weswegen seit 2018 die Skudden im SZVBB auch mit Mustern im HB gezüchtet werden dürfen" (hat Sigi gesagt) Wobei SZVBB der Schafzuchtverband Berlin Brandenburg ist und das HB das Herdbuch, quasi eine Liste aller registrierten Schafe, die den Rassemerkmalen ihrer jeweiligen Rasse  entsprechen, die vorgegeben sind. Alles was nicht diesem Rassestandard entspricht, wird dort nicht aufgeführt, oder zugelassen. Das ist cool. Denn Skudden waren vor Ralf dort nur mit drei Farben angegeben. Weiß, braun und schwarz und dann NUR in dieser Farbe. Keine Muster!
Skudden finde ich, genauso wie Shetlandschafe, Islandschafe und die vielen Mixe damit so interessant, weil sie so unheimlich viele Farben in nur einem Schaf zur Schau tragen. Ralf hat allein am Kopf reichlich davon. Auch immer wieder schön die gestreiften Gesichter "Badgerface". Fee, mein Patenschaf auf dem Hof Ebeling hat auch so ein cooles Gesicht. Und damit nicht genug, zu unterschiedlichen Jahreszeiten ändern sich die Farbverhältnisse! Eine Zuckerschnute wird weniger hell, oder scheint zu verschwinden, Stirnlocken auch. Bei unseren Katzen habe ich das auch schon beobachtet, nur dass die Farbänderung meist mit dem Fellwechsel einherging.

Den Ralf wollte ich schon lange miniaturisieren, aber damals war ich bei der Sache mit dem langen Fell noch nicht so richtig zufrieden. Und es war ja auch von Sigis Seite erstmal nur eine Liebäugelei. Manche Sachen brauchen halt ihre Zeit und den richtigen Zeitpunkt. Und für Ralf ist er jetzt 😉

Seit dem ersten Schaf mit langem Fell (mit dem ich tatsächlich auch zufrieden war), habe ich immer wieder Neues ausprobiert, gelernt und umgesetzt. Und auch bei Ralf wird es einiges geben, das ich so vorher noch nicht ausprobiert habe.

Den Anfang macht der  Körper, allerdings schon gleich in den richtigen Farben. Für die Schnute habe ich das Garn von Jamie genommen. Jamie war ein Shetlandbock von Irina, dessen letzte Wolle mir richtig gut gefiel, also habe ich es bekommen.

die Kopfgrundfarbe hat mich etwas grübeln lassen, es ist ein recht dunkles braun, dass aber ein bisschen einen Stich ins aschgraue hat. Einmal mehr kam mir der Zufall zuhilfe. Ein Kommentar zum Flitzepieps hat mich aufmerksam gemacht. Schafe, die Flitzepieps heißen, gibt es, glaube ich, nicht so viele. Ich weiß, das Irina ein Skudden-Lamm hatte, das so hieß.
Und es handelt sich tatsächlich um dasselbe Schaf. Inzwischen wohnt es bei Sigrid. Wie lustig, dass ich vom Pieps ein kardiertes Vlies hier liegen habe. Auch eine Übernahme von Irina, die es aus Zeitmangel nicht selber verarbeitet, aber kardieren lassen hat.

Das die neuen, bunten Farben nicht so heißen, wie die schon bekannten bei Shetland Schafen ist für mich nur bedingt logisch. Die Deppen, wie ich, haben es damit nicht leicht, Farben zu vergleichen. Für die Schaf"nerds" 😉 macht es wieder Sinn. Denn auch wenn sie für mich vergleichbar aussehen, sind sie es doch eben nicht. Die Farbe von Ralf ist bronzed/nonagouti, die vom Flitzepiepsieps "vermutlich grau".  Da das Pieps so ziemlich den perfekten Farbton von Ralf hergegeben hat, ist es für mich mal wieder ein Rätsel. Am Ende liegt es wohl daran, dass die bunten Schafe in unterschiedlichen Regionen leben und jeder so seine eigene Farbe benennt. Sie nun zusammenzubringen und zu versuchen, eine Einheitlichkeit zu finden, wird wohl in die Hose gehen. Jeder wird darauf bestehen, dass er das perfekte Farb-Bestimmungs-system hat und dieses (natürlich) am aussagekräftigsten ist.
"Genetisch gesehen haben deshalb gleiche Farben verschiedene Namen. Allerdings verwendet man umgekehrt dieselben Namen für genetisch verschiedene Farben/Muster. Katmoget heißt sie bei Shetland" meine Leiblingsfarbe haferflokich "und beim Kamerung heißt sie braunmarken" sagt Irina. Ich sag ja, für einen Deppen nur verwirrend 😵

Ich habe mir also ein Stück Vlies vom Pieps geschnappt und gspunna.
Ich hatte recht, das Pieps bringt alles an Farbe mit, was ich brauche. Wen interessieren schon Farbnamen?!
Anfangs habe ich das Vlies noch einmal über die Kämme gezogen, weil ich dachte, es fast sich etwas unkuschelig an. Irgendwann habe ich es dann so gesponnen, wie es war.




Am Ende kam ein Garn raus, das sich doch recht angenehm anfasst. Vielleicht nicht gerade halstauglich, aber auch nicht wirklich kratzig. Der Vorteil des Kämmens war, dass wieder ein bisschen Füllmaterial in der richtigen Farbe abgefallen ist 😉

Die Beine vom Ralf sind irgendwie fuchsrot 😮 Ich bin froh, dass ich um ein Komplettbild gebeten habe, sonst wären sie auch dunkel geworden.
vergleicht man dieses Bild mit dem am Anfang, ist das weiß der Schnute kürzer, die Stirn viel heller und fast lockig
Um die Farbe für die Beine hinzubekommen habe ich in meinem Vorrat an Walnussfärbungen gekramt.
3erlei Fasern aus dem gleichen Färbepott. Bleue du Maine, Bockwolle von meinem Schäfer um die Ecke und einer der Dörtherichse von Irina (von links nach rechts).
 2x kardiert, damit es sich ein bisschen mischt, ohne gleich Einheitsbraun zu werden
spinnt sich durch die unterschiedlichen Faserlängen ganz angenehm und das Stränglein fasst sich nach dem Entspannen richtig gut an. Leider habe ich den Entspannungstopf aus den Augen verloren und die Farben haben sich etwas zu sehr verdunkelt. Das Fuchsrot ist verschwunden 😣 Da muss ich wohl nochmal mischen gehen!

Für die Hörner werde ich die gleichen Farben nehmen, nur anders mischen. Dort werde ich die helle Farbe als Grundton nehmen und von den anderen beiden ein bisschen was einstreuen. Das Ganze wird dann auch nur einmal kardiert, damit es sich dort nicht zu sehr mischt.

der erste Strang hat sich total verdunkelt 😮 dafür hat sich der zweite etwas aufgehellt, ist aber immer noch genau richtig. Das Garn für die Hörner: perfekt: beige mit ein paar fuchsigen Sprenkeln

Das Stricken des Schafes ist eigentlich immer fix gemacht, wenn es ein langes Fell bekommen soll. Hier hält das Einknüpfen der einzelnen Fellbüschel etwas auf. Weil es schwer ist, immer genug, oder nicht zu viel Fell einzuknüpfen, habe ich mir eine kleine Hilfe eingebaut. Da, wo bei den kurzfelligen Schafen die  Knubbelchen sitzen, die das Fell andeuten sollen, stricke ich einfach eine linke Masche. Die finde ich dann ganz einfach und das Fell hat genau die richtige Dichte.


Ralf hat hinten und am Rücken ein Fell, dass mich an katmoget erinnert, also haferflockich mit einem schönen Karamellton im Grund und hübschen blonden Spitzen. Nach vorne kommt dann das typische Skudden Deckhaar, lang, glatt und ein bisschen derb. In diesem Fall grau. Für den hinteren Teil habe ich, logisch, von Sigi, ein Vlies mitgenommen, das genau diesen Farbton hat. Die blonden Spitzen werden hier wohl nicht durchdringen, aber das Vlies ist schön durchgemischt, hat hellere und dunklere Stellen. Die richtige Farbe ist ganz sicher mit dabei 😉

Ich bin selber etwas überrascht: ich ziehe aus diesem Wuschel hauchdünne Strähnen und sie haben durchgängig eine Farbe 😮 Nix von wegen unten dunkel, Spitzen hell. Aber das erklärt auch, warum der Buschel als Ganzes heller wirkt, als einzelne Strähnen aus dem Untergrund. Es ist wie bei einem grauen Vlies, das nur eine Mischung aus weißen und schwarzen Haaren ist. Hier also weiß und verschiedene Braunstufen.
 Das "Schlimmste" ist geschafft, das Fell an den richtigen Stellen einzuknüpfen. Das Knüpfen selber ist nicht schlimm, nur die Stellen zu finden, ist trotz der linken Maschen nicht immer einfach. Die dunkle, bunte Wolle macht es noch mal einen Ticken weniger einfach. Am Besten geht es, wenn Sonnenlicht drauf fällt 😎 Früh und abends fällt dann dafür aus. Im Moment steht die Sonne am günstigsten am Nachmittag in der Werkstatt... wenn sie denn dann auch scheint!
Aber ab jetzt wird es wieder leichter 😉
Bis hierher habe ich die Wolle genommen, die kein so richtiges Deckhaar hat. Aber ich bin ja gut ausgestattet 😉 und habe inzwischen auch genug Deckhaar in der richtigen Farbe. Und das kommt jetzt strähnchenweise zwischen die "Unterwolle". Allerdings nur am Oberkörper. Dafür habe ich das schon eingeknüpfte Fell nochmal um einen halben Zentmeter gekürzt. Es soll, wie richtige Unterwolle von untern her verdichten. Schauen wir mal, ob das so klappt... Auf gutes Licht muss ich nun nicht mehr warten, die Zwischenräume finde ich auch so 😂
Nachschub an dunklem Deckhaar. Es ist so lang, dass ich es halbiere. Damit ich die untere Hälfte nicht wegwerfe, sind auch immer wieder weiße Strähnchen dabei. Aber eben die Mischung aus weiß und schwarz gibt am Ende grau.
Eine kleine Fingerbrecherei zum Schluss: Die Hörner mit Nadelstärke 2. die geplante Hörnerfarbe pur war mir dann doch zu hell und zu wenig meliert. Im Wechsel mit der Beinfarbe nicht genug Kontrast. Also habe ich einmal mehr in die Reservekiste gegriffen und ein schönes Garn in perfekter Hörnerfarbe rausgezogen. Unverzwirnte Shetlandwolle, die ich (eigentlich) zum Weben gekauft habe. 😉 Aber da dieses Stück eh schon abgerollt und gewaschen ist, kann ich es auch zum Stricken nehmen.

Es ist geschafft... fast. Wie immer klappt es nicht beim ersten Anlauf beide Hörner symmetrisch auf dem Kopf anzunähen. Dieses Mal war ich übervorsichtig und habe nicht einen Faden vorzeitig verstochen und abgeschnitten
Man sieht es kaum, aber das linke sitzt weiter hinten. Also wieder aufziehen. Das Garn ist super, es hält! 😮 Ich sollte vielleicht doch mal ein Webprojekt in Angriff nehmen...
Zweiter Versuch: sitzt! Puuh... Aufatmen, nun ist es nur noch ein bisschen Kosmetik.
Fäden verstechen, Ohren richten, Ohrmarke anbringen...
Aber halt! Es fehlt noch ein bissel bunt in der Stirn!
WOW! Jetzt gefällt er mir richtig gut ♥ Nun muss er nur noch "erkannt" werden 😎

Ralf ist was Besonderes. Jedes Schaf ist etwas Besonderes! Jedes hat Eigenheiten, Merkmale und meist nur für den Besitzer etwas, dass nur er kennt. Ein Schaf nur mit 2 Bildern nachzuempfinden, ist nicht einfach. Ganz unauffällig versuche ich immer, noch etwas Hintergrundinformationen zu bekommen. Nicht immer klappt es, dann müssen die Bilder genügen.

Ein fettes Dankeschön an dieser Stelle an Sigrid Heilmann, die ich besuchen durfte und einen Teil ihrer Schafe (unter anderem das Flitzepieps). Und an Irina Böhme, meine persönliche Schafflüsterin, die mir immer wieder geduldig Schafsachen erklärt, die mir unverständlich sind. Danke für Eure Begeisterung an dem, was Ihr tut. Für Eure komplett andere Sicht auf Schafe, als ich sie habe. Und Danke, dass ich Euch Freunde nennen darf! ♥