Sonntag, 26. November 2017

nochn bisschen Finnland - just a little bit more Finland...

... dann is aber gut.
Ein überraschender Tag frei hat mir Interessantes beschert. Ich habe ausgeschlafen bis halb 8 (deutsche Zeit), in aller Ruhe gefrühstückt und habe tatsächlich die Umgebung "bei Tag" gesehen.

Beim Frühstück habe ich noch zwei neue Sachen ausprobiert. Der Kollege und einer der Kunden haben mir erzählt, dass man auf die karelischen Piroggen sowas wie "Eibutter" draufschmiert. Nachgefragt, war ich etwas verwirrt. Eier unter die Butter mischen und draufschmieren? Wie jetzt? Roh, oder was? Nein, es sind hart gekochte Eier, die kleingehackt werden, dann mit der Butter vermischt und ein bisschen gesalzen. Aber das habe ich erst verstanden, als ich es probiert habe. War auch lecker, logisch, nicht süß, und gibt dem Ganzen wieder einen ganz anderen Geschmack.
Und ich habe mich gefragt, ob das Eis aus der Eismaschine im Frühstücksraum wohl was kostet, oder ob man sich das einfach nehmen kann. Es ist tatsächlich kostenlos, das selbstgezapfte Eis, hat aber einen merkwürdigen Geschmack... irgendwie, wie Milchpulver. Irgendjemand hat mir erzählt, als ich ganz verzweifelt festgestellt habe, dass das Milchregal im Supermarkt größer ist, als das Wollregal, dass die dort sehr dünne Milch trinken. Tatsächlich hat das, was wir als Kaffesahne bezeichnen bei denen 1,5% Fett! Jetzt wundere ich mich noch mehr, dass die soviel Milch trinken... kommt doch nix an Energie rüber dabei.


Gut gesättigt mache ich mich dann mal auf den Weg. Schnell nochmal geschaut, wann der Jumbo aufmacht... Um 9. das ist gut. Ich hasse es, vor geschlossenen Läden zu stehen!

Raus aus dem Hotel und gleich rechts rum ist der Weg, den ich beim letzten Mal als sehenswerter gefunden habe. Mein Zimmer müsste  das zweite über dem Container sein, also dritter Stock.
Ich dachte die bauen irgendwas untenrum, weil der Boden komplett vermatscht und aufgerissen ist. Aber es scheint, sie reparieren nur an der Fassade rum.

 Kreisverkehr wo immer es möglich ist und die Kombination mit der Brücke ist einfach genial

Ich finde ja, die Finnen sind die Meister der Alternativen! Es gibt für jeden Weg einen anderen möglichen und die Hälfte der Wege hat einen Alternativweg, um zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren.
Vieles ist geregelt durch Kreisverkehre. Ampeln stehen halt an Kreuzungen. Aber die ganze "Umweltverkehrsführung" schaut richtig elegant aus. Ich muss vor dieser Brücke über die Straße und dann unten dran entlang laufen.

Mit einem Blick zurück sieht man nun die beiden Cumulus Hotels. Eines ist ein Kongress Center, das andere ein normales Hotel für Gäste, die ihren Flug unterbrechen müssen. Es ist übrigens 9:30 morgens...


rechts oben geht die Straße lang, die weiter hinten eine Brücke wurde... Man beachte, dass der Weg trocken ist und die Seitenränder grün.
Wo der Weg dann einen Knick macht, sieht man es schon: Jumbo, recht groß und es schaut aus, als ob man nur über die Straße gehen müsste. Aber die Betobnierung um die Brückenbeine täuscht. Sie endet an der Straße, über die die Brücke führt, ich muss rechts abbiegen...

 ... unter dieser Brücke durch...
 ... und sehe einen Fußweg, der noch unter weiteren Brücken durchgeht...
... nicht jede Brücke oder Straße hat auch einen Fußweg. Wenn es keine Treppe oder andere Aufstiegsmöglichkeit gibt, kann ich dort nicht lang.

 Hier kommt meine Abfahrt, oder besser mein Aufgang
 Der Jumbo scheint jetzt wieder weiter weg. Die Brücke im Hintergrund ist die, bei der ich eben NICHT über die Straße konnte... und ist in der Nacht blau beleuchtet. Rechts, wo "meine" Brücke zu Ende ist: eine Treppe für Fußgänger und eine stufenlose Abfahrt für Fahradfahrer oder Rollstühle! Mal wieder ne Alternative 😏
Endlich sehe ich mal die Häuser, die nachts so beleuchtet sind. Die Werbung leuchtet auch bei Tag, aber nicht so intensiv

Ich bin ein braver Besucher und benutze die Fußwege und warte, dass die Ampeln es mir erlauben. Alle Fußgängerampeln, die ich gesehen habe, haben einen Knopf zum drücken und es geht meist sehr schnell. Auch Finnland ist ein Land mit viiiel Platz und größeren Entfernungen. Aber es wird Rücksicht auf die Fußgänger genommen
In Finnland wird ja alles zweisprachig beschildert, erst finnisch, dann schwedisch. Aber die Öffnungszeiten?
Dort gehts zum Parplatz. Scheinbar hat auch eine Ministraße zum Parkplatz einen eigenen Namen...

Das scheint das Deutsche Bürogebäude zu sein, Einige der Namen kenne ich, andere dürften jedem geläufig sein

Von drinnen habe ich keine Bilder gemacht, es ist ein riesiges Einkaufsparadies mit lauter kleinen Lädchen, schaut zu Hause genauso aus 😏 Aber DAS fand ich schon cool! Eine Säule aus echten (!) Büchern. Auf der anderen Seite macht es mich nachdenklich, es scheint auch kaum noch jemand ein richtiges Buch zu lesen.

 trotzdem mal geschaut, was man hier so liest. Man kann ja online nach der deutschen Ausgabe suchen

 Wieder mal Ideen geklaut...

 gaaanz genau geschaut, wie dünn gesponnen und wie gewebt 😆 Diese Decke ist übrigens leicht kratzig, hab also auch gleich mal ne Fühlprobe gemacht...



 Grade mal 3 Stunden schlendern und es ist 5cm Winter!

ein recht kalter Wind, so dass die Mütze allein nicht ausreicht und ich auch die Kapuze hochschlagen muss. Es ist ungefähr 1°C, für einen Finnen noch kein Grund, eine dickere Jacke aus dem Schrank zu holen, geschweige denn Mütze, Schal und Handschuhe! "Sind doch Plusgrade!"

 nochmal sehr schön die Alternativen, um an einem Ziel anzukommen
Der gleiche Weg, der 3 Stunden vorher noch trocken und mit grünen Randstreifen war. Aber es war jemand mit dem Radl unterwegs...

 
 Eingedeckt mit einer Strickzeitschrift (auf finnisch), schwer bemüht eine Anleitung mittels abfotgrafieren, durch Texterkennung und Übersetzungsprogramm halbwegs verständlich zu machen...

... habe ich mich mutig an das schwierigste Projekt dieser Zeitschrift gewagt. Es ist übrigens so saukalt im Zimmer, obwohl ich die Heizung voll aufgedreht habe, dass ich Eisfüße habe. Auch die drüber gezogenen Handstulpen wirken nur, wenn ich hin und wieder mit den Füßen wackele. Es ist wohl nicht geplant, dass Leute über Tag in den Zimmern weilen.

Und damit bin ich wieder zu Hause angekommen. Den Schnee hat es übrigens über Nacht wieder weg geregnet. Es war tatsächlich nur ein 5-Stunden-Winter. Ich habe fleißig am Flughafen und beim Fliegen gestrickt, um zu Hause zu merken, dass mein Strickstück zu groß ist 🙈🙊🙉... trotz Maschenprobe mal wieder 😤 Ich habe es noch nicht wieder aufegribbelt, aber mit einem neuen Knäuel noch einmal angefangen. Ich glaube wirklich, das wird mein persönlicher "Finnischer Tango" und ich bin sicher, ich werde ihn lieben. ♥ 




Mittwoch, 22. November 2017

Finnland, nochmal - Finland, again

Nochmal? Ja, ich war schonmal hier...vor zwei Wochen, für alle, denen ich es inzwischen noch nicht erzählt habe 😜

Meine erste Antwort, als jemand gesagt hat: "Ooh, toll!" war: "Was? Es ist dunkel und es ist kalt!"
Am Montagabend angekommen, bekomme ich eine Nachricht, vom Kollegen, der mich abholen wollte: Ich kann nicht, nimm ein Taxi, oder den kostenlosen Hotelbus.  -  Ähm, aha. Taxi? nee, kostet Geld, will ja wieder keiner bezahlen. Also den Bus suchen. Der fährt tatsächlich direkt am Ausgang ab, und ich muss nichtmal lange warten. Ein bisschen war ich einerseits zu müde, um zu sagen, ob es wirklich so kalt, war, wie ich dachte. Andererseits zu aufgeregt, damit ich nicht den Ausstieg zum richtigen Hotel verpasse. Der Bus fährt nämlich mehrere an... und es gibt mal eben 2 Hotels mit dem gleichen Namen, die fast nebeneinander stehen. Auf jeden Fall war es dunkel, denn Finnland ist eine ganze Stunde älter als wir. Also 1:0 für mich.

Lustige Begrüßung im Zimmer: Der Fernseher ist an und ich werde mit Namen begrüßt. Hatte ich auch noch nicht 😂
doch, da stand wirklich mein Name, aber der hat hier nix zu suchen

Zu faul, um durch die Gegend zu rennen und was zu Essen zu fangen, gehe ich abends in das Hotelrestaurant. Knapp 17,-€ für ein Chickensandwich... ganz schön teuer. Und obwohl es nicht das das Billigste Essen auf der Karte war, war es doch eines der günstigeren. 2:0 für mich. Aber man beachte: die Währung ist Euro! 2:1

Der Arbeitstag am Dienstag war zeitig zu Ende, so dass ich gegen 5 im Hotel war. Ja, es ist tatsächlich dunkel um diese Zeit. Aber Zeit für mich, die Gegend trotzdem zu erkunden. So ziemlich "über die Straße" ist ein Monster-Einkaufszentrum, genannt Jumbo. Und groß ist es! Ein Fußweg von ca. 10 Minuten kann man dafür schon in Kauf nehmen. Die werden doch Sandwiches haben, die etwas billiger sind! Tatsächlich bekomme ich 3 (!) abgepackte Sandwiches für unter 10 Euro. Das Abendessen für den Rest der Woche ist gesichert. Sehr hungrig bin ich eh nicht. Den ganzen Tag zu reden und zu erklären ist nicht soo anstrengend, dass man danach ein 5 Gänge Menü braucht, und das Mittagessen war reichlich... immer! Auf dem Weg zurück zum Hotel, habe ich einen besseren Weg gefunden, nicht kürzer, aber besser beleuchtet... Und spätestens hier habe ich festgestellt: ja, es ist verdammt kalt! ... 3:1

Aber um ehrlich zu sein, damit hat es sich mit den "Schlechtigkeiten". Was ich nämlich auch sehr angenehm fand: Beim Überqueren der Straßen kommen die Autos von der richtige Seite 😏 3:2
Und: egal, wen ich anspreche, man versteht mich und antwortet mir auch in einem vertständlichem Englisch... 3:3

Kalt und dunkel (rote Nase und Mütze auf), aber was ne Kulisse!

Die Häuser rund ums Hotel sind mit bunter Werbung beleuchtet. Heute habe ich erfahren, dass das alles Bürohäuser sind und die Werbungen außen dran sagen aus, wer dort sein Büro hat. Ich hab es noch nie bei Tag gesehen. Würd mich schon interessieren, wie das dann aussieht.


Wie gesagt, ist Mittagessen immer reichlich. Und es wird, zumindest für uns, immer auswärts gegessen. Was ich hier richtig toll finde, sind diese Mittagsküchen. Keine Imbissbude, wo man sich draußen beim Würschtle verschlingen den Hintern abfriert. Nein, richtige große Essenssääle. Die meisten haben offen von 11 bis 2 Uhr nachmittags und es gibt dort nur Mittagessen. Es gibt ein Buffet und man kann wählen zwischen bestimmten Zutaten (ist wahrscheinlich billiger) und dem Buffet für ca. 10,-€. Es gibt immer mehrere Versionen Fleisch, immer Gemüse und Salat und zu trinken Wasser (aus der Leitung), oder Milch, oder dicke Milch. Manche Leute haben 2 Gläser Wasser auf dem Tablett stehen, manche 2 Gläser Wasser und ein Glas Milch. Heute habe ich jemanden mit 3 Gläsern Wasser gesehen. Ich frage mich, warum die nicht aufstehen und nachholen? Ganz einfach: die essen in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit! Jeder weitere Gang zum Nachschlagen kostet Zeit und die Mittagspause ist scheinbar zeitlich begrenzt. Auch lustig zu beobachten ist das Publikum, das dort aufschlägt. Da ist alles dabei, vom Bauarbeiter, über die Büromietzen bis zum Manager! Also niemand ist sich da zu schade, essen zu gehen.

Eine dieser Mittagsküchen war in der Nähe einer Fabrik die Kekse herstellt. Die Jungs vor Ort haben uns nach dem Essen über den Parkplatz geführt und was ganz Tolles gezeigt:

ist das cool oder was? 

Das sind Silos mit den Zutaten für die Kekse. Auf dem Weg zurück sind wir auf dieser Seite vorbeigefahren und ich konnte ein besseres Bild machen.

Das ist ein schwarz-weiß Bild! Gemalt von einem verrückten Australier, der das ganz alleine verbrochen hat mit einer Art Hebebühne, wenn ich das richtig verstanden habe. Eine Detailtreue, das man bei dem Mädel auf der rechten Seite die Maschen auf der Strickjacke nachzählen könnte! Unglaublich, und zwar unglaublich schön!

Wenn ich unterwegs bin, stelle ich immer unheimlich viele Fragen an Leute aus der Gegend und hier finden sich viele Sachen, die verglichen mit Deutschland tatsächlich ähnlich oder gleich sind. Viele Feiertage sind zum Beispiel gleich. Ich habe, glaube ich, noch kein Land gefunden, an dem es die Weihnachtsgeschenke am Heiligen Abend gibt und der 1. & 2. Weihnachtstag sind freie Tage. Hier schon.
Und ich habe noch kein anderes Land gefunden, außer Deutschland, wo es tatsächlich dunkles Brot gibt. Hier habe ich es zum Frühstück. Und mein Teller sieht jeden Tag so aus. Das dunkle ist kein richtiges Brot, eher ein Brötchen und nicht Vollkorn, sondern gemahlenes Korn, aber noch ganz frisch und immer schon aufgeschnitten. Ich denke, einmal, weil es sehr dünn und cross ist und die Leute hier einfach Angst haben, dass sich jemand in die Hände schneidet, wenn er von der schmalen, knusprigen Kante abrutscht, andererseits ist es hier üblich, die Butter gleich am Büffet aufs Brot zu schmieren und nicht eine Portion mitzunehmen. Brot mit Butter (am Buffet geschmiert) gibt es übrigens auch zum Mittag! Und das Zweite ist mein neuer Liebling. Eine Art Teigtasche, gefüllt mit Reis-Porridge, denke ich. Man isst das warm, es sättigt ungemein und wenn ich es das nächste Mal im Supermarkt finde, muss ich ein Bild vom Namen machen, den vergesse ich nämlich immer sofort, wenn mir jemand sagt, wie das heißt. Irgendwas mit Kala... ??
Schnell mal gegoogelt: Karjalanpiirakka Karelische Piroggen, Teigtaschen mit Milchreis gefüllt. Hhhm, lecker und: nicht süß!


Auf dem ersten Heimflug war ich erstaunlicherweise recht sparsam am Flughafen, ein obligatorischer Schlüsselanhänger mit der Flagge von Finnland und eine Kette mit gravierten Rentierhornscheibchen, aufgefädelt auf einen Lederriemen...

Ich bin jetzt nicht ein Alternativer Ökofreak geworden, aber ich habe mir zumindest die Bedeutung der Symbole gemerkt: links der Gott der Jagd, in der Mitte die Jadghütte und rechts das Rentier. Es gab noch eine zweite Version mit anderen Symbolen, aber da ich zu dem Zeitpunkt noch nicht entdeckt hatte, dass sie auf der Verpackung erklärt werden, habe ich mich für dieses entschieden. Ich werd mal nachschauen, vielleicht gefallen mir ja die Symbolerklärungen auch und nehm sie noch mit 😆 Und echte Schmuckketten habe ich mir schon genug zerrissen, die sind mir inzwischen zu schade, um sie ungesehen zu tragen...

Diese Woche ist es etwas ruhiger, weil ich mir Abendessen von zu Hause mitgenommen habe. So zwei halbe Scheiben Vollkornbrot mit einem Glas Wasser sind doch was Feines. Nicht, dass ich geizig wäre, aber nach einem reichhaltigem Mittagessen, bin ich abends nicht sehr hungrig. Und ich habe festgestellt, dass ich nirgendwann zu Hause so viel Wasser trinke, wie unterwegs. Ich habe immer mindestens eine halbliter Flasche bei mir, die ich mit Leitungswasser füllen kann. Und auf meinen reichlichen letzten Reisen habe ich festgestellt, dass ich nicht der Erfinder der leeren Flasche durch die Kontrolle bin. 😂 Die bemängelt nämlich niemand und man muss sie auch nicht entsorgen, ist ja keine Flüssigkeit drin! Auf der letzten Schulung am Freitag habe ich sie stehen lassen und musste mir eine Neue kaufen. Diese Woche war ich wieder in der gleichen Firma und habe meine Flasche tatsächlich wieder gefunden! Woher ich weiß, dass es meine war? Es war eine schwedische Wasserflasche!

Und da fällt mir noch etwas ein, dass mir mein Kollege erzählt hat: bis vor ca. 100 Jahren gab es Finnland gar nicht! Es war in verschiedenen Teilen Schwedisch und Russisch, abhängig von den inzwischen angrenzenden Ländern. Irgendwann haben sich die Finnen dann doch mal selbständig gemacht, aber in den Schulen wird tatsächlich zweisprachig gelehrt. Auch hier je nach Region Finnisch und Schwedisch, oder Finnisch und Russisch. Lustig: Es gibt Leute in Finnland, die verstehen kein Finnisch! Nur Schwedisch, oder Russisch... auch wieder in den Grenzregionen. Meist inzwischen ältere Leute aus fernen Orten, die halt nie oder kaum eine Schule besucht haben. Hier in Helsinki (yay, tatsächlich nicht irgendwo im Nirgendwo, sondern in der Hauptstadt!) sind alle Straßenschilder zweisprachig, erst finnisch und dann zusätzlich in Schwedisch. Weil ich das da noch nicht wusste, habe ich im Supermarkt nicht so drauf geachtet, aber ich werde es prüfen!

Ich habe es mal im Fernsehen gesehen und es ist mir wieder eingefallen, als mich mein Kollege belehrt hat, das Rentiere und Elche nicht das Gleiche sind (wer weiß das schon?), dass es in Finnland einen Ort gibt, von dem man behauptet, dort wohnt der Weihnachtsmann. Es gibt diesen Ort tatsächlich, ganz oben in Lappland. Dort ist das ganze Jahr für Weihnachten geschmückt. Und falls es jemanden interessiert: der Unterschied zwischen Rentier und Elch ist gewaltig! Siehst Du eine Herde Rentiere die Straße überqueren, kannst Du beruhigt abwarten, bis sie die andere Seite erreicht haben. Siehst Du einen Elch am Straßenrand stehen, solltest Du Gas geben und in die andere Richtung flüchten. Auch wenn das heißt, umzukehren.

Doch, Finnland ist ein hübsches "kleines" Land, das mir gefallen könnte, wenn es hier nicht so verdammt kalt wäre! Bestes Beispiel: in der ersten Woche hab ich die Heizung schön im Zimmer aufgedreht, damit ich mich ja nicht erkälte. Das hat 2 Nächte funktioniert, weil ich in der Zeit verdreht und sehr müde war. In der dritten Nacht bin ich dauernd aufgewacht und habe mich gewundert, warum ich nicht mehr schlafen kann. Das Zimmer war total überheizt, viel zu warm zum schlafen! Diese Woche bin ich etwas schlauer, ich habe die Zimmertemperatur runter geregelt auf 22° (!). Nun sitze ich in der Bude mit eiskalten Füßen und friere mir den Hintern ab. Aber die letzte Nacht hat es wieder bestätigt. Ich wache mitten in der Nacht auf und schwitze und kann nicht wieder einschlafen, bis ich die Wollsocken ausgezogen habe und eine persönliche Klimaanlage (meine Füße) soweit runtergekühlt habe, dass mir nicht mehr zu warm ist. Also kuschele ich mich recht frühzeitig in mein Bett in der Hoffnung, dass es schnell warm wird und lese driftwool.

driftwool ist kein Buch das man kaufen kann. Es ist der blog von Irina Böhme,
- von der ich wunderschöne Vliese ihrer Schafe habe,
- die schon nicht nur um die halbe, sondern scheinbar um die ganze Welt gereist ist,
- die ein Flute spielt und eine Concertina,
- immer auf der Jagd nach Informationen über Wikingerschafe oder einem Tune, den sie lernen und spielen will und
- die in der Nähe von Dresden wohnt.

Im Moment, wenn ich halt mal zu Hause bin, habe ich ihren Cookie versponnen und habe meinen inzwischen zweifach getesteten Webrahmenumbau mit einer 5m langen Kette bespannt, um ihn auch zu verweben. Ich musste das Kettenziehen leider unterbrechen, weil ich am Sonntag mit höllischen Handgelkenksschmerzen aufgewacht bin. Ähm, wasn nu los? Kann kaum greifen, kann kaum die Finger öffnen, hat schon in der Nacht weh getan 😪 Ein kurzer Blick bei Dr. Wiki sagt mir, ich habe eine Sehnenscheidenentzündung! Echt jetzt? Muss das sein? Hab ich doch keine Zeit für! 😤 Aber ich habe keine Wahl. Und es ist eigentlich zu spät, um die Reise zu stornieren, also Augen zu und durch...

Auto fahren ohne Automatikgetriebe ist ein Krampf, wenn man den Schalthebel rechts mit der linken Hand bedient! Eine Schulung zu halten, wenn man keinen Akkuschrauber halten, oder bedienen kann auch. Gut, dass die Jungs und das Mädel vom Fach sind. Es reichen gute Erklärungen und sie machen, was ich sage. Wieso klappt das zu Hause eigentlich nicht? 🤔 Sollte ich vielleicht mal drüber nachdenken! ... wenn ich Zeit hab 😉
Inzwischen ist es recht gut abgeklungen, ich bin selber überrascht, das es eigentlich minütlich besser wird. Sollte ich aus Versehen, vielleicht doch mal die richtige Salbe eingepackt haben?
Da ich mir aber nun so gar nix zum handarbeiten eingepackt habe, werde ich mich selber wieder zeitig ins Bett packen und weiter schmökern. Ist für das Handgelenk nicht das Schlechteste.

Warum ich mich bei meinem Job nicht fehl am Platz fühle, mom? Lies diesen Post, genau darum! Es ist interessant, es ist abwechslungsreich, ich habe nicht nur Europaweit, sondern auch noch ein Stück weiter Menschen kennen gelernt. Ich kann mich mit ihnen unterhalten und erfahre so viel von ihnen. Und die Schulungen, die ich mache, lassen mich nicht nur zeigen, sondern auch lernen... mal andersrum denken, eben weil jemand die gleiche Arbeit anders und deshalb aber nicht falsch macht.
Natürlich könnte ich mir einen Tippsenjob suchen, aber ich hab keinen Bock auf langweilig oder jeden Tag das Gleiche. Ich glaube, da würde ich dran kaputt gehen. Im Moment bin ich mit dem zufrieden, was ich tue und was ich dafür zurück bekomme. Das ist mehr als genug.

Apropos zweifacher Test. Der erste war je meine neue Halskrause aus Sockenwolle, der zweite ein Schal, hehe, für die mom. Kannste schonmal gucken. Er geht nächste Woche auf die Reise. Es ist kein Finnischer Tango, aber finnische Wolle, die ich in der ersten Woche hier gefunden habe. Ich musste sie tatsächlich sehr schnell verarbeiten, damit ich entscheiden kann, Nachschub mitzunehmen, oder nicht. Ich habe beschlossen, eher nicht. Ich habe noch ein zweites Knäuel in Grautönen, da mach ich mir vielleicht nochmal sowas draus... Ich geh nochmal gucken, aber wenn ich keine fetzigen Farben finde, werd ich es lassen.
Was mir sehr gut gefällt, ist die (unbeabsichtigte) symmetrische Farbverteilung in der Länge und mir gefallen die Farben allgemein sehr gut. Er ist auf jeden Fall kuschelig weich, ein kleines bissel geschrumpft, aber immer noch lang genug, um ihn schön altmodisch um den Hals zu legen, nicht son neumodischer Schlupf 😉




Sonntag, 12. November 2017

Wolpertinger, oder Königin der Diebe

Das ist dieses Mal mehr für die Bastler und Nachmacher. Für alle anderen wird das eher uninterresant sein.

In der facebook Gruppe habe ich geschrieben: "Ich gestehe: Ich bin ein Dieb! 
Ich stehle Ideen. Immer, wenn ich was Hübsches sehe, ist mein erster Gedanke: Kannst Du das nicht selber machen?"

Es ist etwas langweilig x-mal den selben Text auf verschiedenen Plattformen zu posten, darum habe ich es dieses Mal auch nur in einer Gruppe getan. Ich habe nicht viele fb Freunde und bin auch nicht in unzählig vielen Gruppen. Tatsächlich bin ich aus zweien wieder ausgetreten. Für die Sockengruppe hatte ich einfach keine Geduld mehr, um immer wieder die gleichen Fragen zu lesen von Leuten, die einfach zu faul sind zu suchen und die andere war nur sowas wie, ja was? nicht wirklich eine Verkaufsgruppe, aber da ich kaum noch fertige Kammzüge kaufe (zumindest im Moment), ist es eher uninteressant für mich zusehen, was es dort zu kaufen gibt. 


Ich habe 3 Freundschaftsanfragen von Frauen, die mal einen Kommentar gemacht haben zu etwas, das ich gepostet habe, oder auch nur ein Like geklickt. Mädels, seid mir nicht böse, aber ich verzettele mich zu schnell. ich möchte das für mich gerne übersichtlicher haben. Ich antworte gerne auf jede Frage, aber dazu muss ich nicht unbedingt gleich ne lange Liste mit Unbekannten haben.


Aber zurück zum Thema. Schaut man bei Wikipedia, ist ein Wolpertinger ein Mischwesen aus verschiedenen Tieren. Aber wer sagt, dass es immer nur Tiere sein müssen? Ich mein, so ein Baum ist schließlich auch nur ein Mensch! Und Holz wird aus Baum gemacht. Also folgedessen kann ein Wolpertinger auch mal aus Holz sein. 


Immer wieder stöbere ich in den Kleinanzeigen von ebay rum, eigentlich brauch ich ich ja nix, hab ja alles. Aber (und hier kommt der Dieb ins Spiel), ich hole mir dort auch Ideen. Es gibt halt immer noch genug Sachen, die mir gefallen, oder die ich gerne mal probieren möchte, aber wenn ich mir alles kaufen würde, wäre ich arm wie ein Kirchenmaus und dann will ich es eigentlich nicht mehr, weil es nicht das ist, was ich mir vorgestellt habe. Also muss es, zumindest zum Ausprobieren, improvisiert werden. Danach kann ich immer noch entscheiden, ob ich das will, oder doch nicht brauche. 

Dieses Mal habe ich nach Webstuhl gesucht und etwas gefunden, dass annährend nach einem Webrahmen ausgesehen hat, aber total unvollständig, kein Webblatt, und bis auf das Grundgestell war so ziemlich nichts dabei. Dafür 25,-€ brauche ich nicht, aber mal beobachten. Nun bekomme ich eine Nachricht, die sagt, dass das Angebot grade im Preis gesenkt wurde. Wieder nachgeschaut, 18,-€ ok, billiger kann ich mir einen Rahmen auch nicht bauen und er ist immerhin 60cm breit. Gefragt, gekauft, gekommen...
Ganz und gar den Rahmen wieder nur mit einem Gatterkamm zu verwenden, war nur eine halbe Sekunde in meinem Hinterkopf. Nachdem ich herausgefunden hatte, wie der Rahmen richtig zusammengabut gehört... 
... nämlich so, das in die senkrechten Holme der Kamm in der jeweiligen Hoch- oder Tiefstellung eingehängt wird. Meine gekauften Kämme von Ashford haben mehr so rechteckige Holzteile oben und unten, die ich hier nicht unterbringe. Also gar nicht erst weiter drüber nachdenken.
Mir gefällt sehr gut, dass das ganze Gestell sehr stabil ist und dass es Knebel gibt, mit denen man die Rollen bewegen kann. Das hat mir beim Selbstbau noch ein bisschen gefehlt. 

Mein kleiner Webrahmen, auf dem ich nun meine zwei schönen luftigen Schals gewebt habe, ist ein gutes Beispiel. Ich habe so lange dran rumgebastelt, dass ich ihn nun mit einem Webkamm benutzen kann, anstatt mit diesem komischen Wippbügel, der 1. kein gescheites Fach öffnet, damit man mit dem Schiffchen durchkommt, ohne hängen zu bleiben und 2. der eine so unmögliche Einteilung hat, dass es soo dickes Garn gar nicht gibt, damit dort was entsteht, das auch nur im Ansatz nach Weben aussieht.




Aber schon beim Umbau ist mir so durch den Kopf gegangen, das 40cm nicht wirklich breit ist. Für einen Schal ok, aber was Breiteres wäre doch auch schön. Vor allem, schmaler kann man dann immer noch weben 😉  Also hatte ich immer so im Hinterkopf, was man denn so braucht, um sich was selber zu bauen. 

Vor dem Baumarkt lag mal eine Palette mit Bau-  & Bastelholz, 5,-€. Schatzi überzeugt und eingepackt. 

Seit ich meinen schönen großen Webstuhl mit 4 Schäften habe, bin ich am überlegen, wo ich noch mindestens 4 weitere herbekomme (außer aus Kanada) und wie ich die da dran bauen könnte, so dass das funktioniert... Also mindestens soo lange grübele ich schon an einer Lösung, wie ich einen Schaft (Rahmen für die Litzen) basteln könnte. Und weil ich dabei so auf die Metalllitzen fixiert war, die ich dort habe, habe ich mich irgendwie selber gedanklich blockiert. Aber da einer meiner Lieblingsläden das Wollschaf ist, stöbere ich eben auch gerne mal dort. Und weil mir immer wieder viele Sachen durch den Kopf spuken, bin ich auch dort auf Ideenjadg.


Karolina hat mich gefragt, ob ich irgendwo eine Datenbank habe, wo ich sowas ordentlich sortiert abspeichere. Nun, die Datenbank ist mein Kopf voll mit offenen Regalen. Als Kind bin ich immer immer gerne an den Bücherregalen in unserem Wohnzimmer vorbeigelaufen und habe mir Buchrücken angeschaut. Viele und große Regale. Irgendwann kannte ich jeden Buchrücken. Gelesen habe ich vielleicht eine Handvoll davon (waren ja nicht meine). Aber im Prinzip mache ich das immer noch, nur nicht mehr nur mit Büchern. Ich habe verschiedene Ordner, in denen ich Bilder oder Projekte speichere und immer, wenn ich da durchlaufe und die Bilder anschaue, ist es wie mit den Buchrücken. Sehr oft, gehe ich einen anderen Weg und auf einmal sehe ich 2 Sachen, die in komplett anderen Ecken stehen und nie füreinander bestimmt waren. Aber auf einmal passen sie zusammen, wie Puzzelteile. 


Eine andere Frage war, wie ich denn nun mit dem neuen Wolpertiniger alles so passend gemacht habe, ob es denn dafür nicht ein Bauanleitung gibt...

Eine Bauanleitung ist schwierig, weil nicht jeder ja nun so einen Webrahmenuntergstell hat. Aber wie ich damit einen Schritt  nach dem anderen gemacht habe, dass kann ich sagen.

Angefangen habe ich erstmal mit den Litzen, weil an denen alles andere hängt, die Rahmen müssen dazu passend sein. Mache ich erst die Rahmen, hab ich wieder das Problem, die passenden Litzen zu finden. Also Litzen (das sind übrigens die Dinger, wo durch jede ein einziger Faden gezogen wird, der dann in einer bestimmten Reihenfolge gehoben, oder gesenkt wir. So entstehen Muster) Von der Idee mit den Metalllitzen habe ich mich irgendwann verabschiedet, weil sie kaum zu bekommen sind und weil sie oben und unten so schmale Augen haben, dass man dort wirklich was spezielles braucht, um sie auffädeln zu können. Also Texsolv Litzen. Die gibt es in 6 verschiedenen Längen. Ich will keinen Turm bauen, also die kürzesten müssen her, sie sind so um die 20cm lang. Passt.
Texsolv Litzen kommen übrigens als ellenlanger Strang, sind abwechselnd oben und untern zusammen und so kann man sie auch auf den Rahmen fädeln.

Nun brauche ich die Rahmen, wo ich die Litzen auffädeln kann. Einmal mehr habe ich in meinem Fundus 2 Komponenten, bei denen ich nicht so ganz sicher bin, ob ich sie so kombinieren wollte... eine U-Schiene aus Kunststoff mit ca. 5mm Breite und Höhe und Holzleisten, um die 3-4mm stark. Die Leisten passen perfekt in das U der Schiene, also muss ich das Holz nur noch auf die Länge meiner Webrahmenbreite absägen und mal pro forma in die Schiene legen. Eines oben, eines unten, damit ich weiß, wie lang ich das U absägen muss.




Am oberen Ende habe ich das Holz mit der Heißklebepistole eingeklebt und war überrascht, dass das, wenn es geschlossen ist, ganz schön stabil ist. Bevor ich sie unten einkleben konnte, ist mir noch rechtzeitig eingefallen, dass ich es besser offen lassen sollte, falls ich mal mehr Litzen brauche, als die 100, die ich im Moment aufgefädelt habe. Solange es unten offen ist, wackelt es aber wie der Schwanz von einem Hund. Also habe ich erstmal offen gelassen, bis ich eine bessere Idee hatte. Bis dahin sind mir von allen 4 Rahmen, die ich gemacht habe, die Litzen mindestens 5x runtergefallen und ich bin leicht angesäuert, weil ich noch keine  Lösung habe, die den Rahmen stabil macht 😤

Nichts desto trotz habe ich erstmal die äußeren Maße des Rahmes und kann überlegen, wie es weiter geht.

Parallel zum Rahmenbau habe ich nach einem passenden Reed geschaut. Die engste Stelle innerhalb des Rahmens ist 65cm. Ginge eventuell noch einer mit 70cm Breite? Weil ich noch nicht wusste, wie ich ihn verarbeite habe ich mich doch für 60cm entschieden.
Als der dann kam bin ich mal wieder im Kellerregal auf die Suche gegangen und fündig geworden: Es waren noch Reststücke Plastikrohr übrig, die so in etwa den Innendurchmesser des runden Teils vom Reed hatten. Ganz wichtig: der Außendurchmesser war klein genug, dass er in die Holme passt 😉
Ich hab etwas längere Stücke abgesägt und ca. 10cm lang eingesägt, der Rest ist lang genug, dass er auch mit Verschiebung nicht seitlich rausrutschen kann.


Facebook Gruppen sind eigentlich ja sehr gut (wenn man in der Richtigen ist) Immermal wieder stellt jemand eine Frage und jemand anderes hat auch eine Antwort und vielleicht sogar die Lösung.
Mein Lervad wird leider nicht mehr gebaut. Man findet auch im Internet nichts, keine Seite mit alten Anleitungen oder ähnliches. Es gibt wohl auch keine andere Firma, die das Geschäft übernommen hat, also ersatzlos gestrichen. Einmal mehr hat sich der Zufall gemeldet. Jemand hat nach einer Aufbauanleitung für einen Louet Webrahmen gefragt und jemand anderes hatte einen Link von der Niederlassung in USA (weil in Europa ist man mit sowas sehr zugeknöpft). Dort gibt es für alle Modelle die Aufbauanleitungen. Aber eigentlich hätte ich sie nicht gebraucht, denn die Idee hab ich mir schon beim Bild abgekupfert: Und zwar wie ich die Rahmen nach oben und unten bewegen kann. Beim Jane stecken da in einer Leiste Bolzen mit Rollen, über die die Fäden laufen, wenn der Rahmen hochgehoben werden soll. Ich habe mich gar nicht erst auf die Suche nach den Teilen gemacht, weil ich die Idee mit den Rollen nämlich schon hatte, nur keine Ahnung, wie ich sie befestigen soll.
Nun hab ich meine Röllchen geschnappt... Und wer sich wundert, ja, es sind Nähmschinenspulen. Gibts im Tedi für 3 Euro 20 Sück in bunt... aus der Schraubenkiste im Kellerregal einen langen Bolzen rausgefischt und dann mal aufgefädelt. 
Mist, der Bolzen ist zu lang. Einen kürzeren habe ich nicht. Macht erstmal nix, schaun wir uns das andere Ende an. Eigentlich dachte ich: Loch ins Holz bohren, mit Unterlegscheiben und Muttern vorne und hinten und festziehen, fertich. Aber dann habe ich weitergedacht, dass das vielleicht... irgendwann... mal das Wackeln anfangen könnte. Und es gibt nichts Schlimmeres an einem beweglichen System, als wenn eine Komponente wackelt! Aber Moment, wir haben doch Helicoils! Heli... was? Ähm Gewindeeinsätze. Also Metalldinger, die ein Außengewinde wie Holzschrauben und ein Innengewinde für Metallschrauben haben. Auf Anhieb die richtige Schachtel erwischt, den Passenden gefunden und mal probehalber aufgeschraubt. Damit es schneller geht, mit einer Flügelmutter angezogen.

Wie gesagt, der Bolzen ist zu lang, aber ich kann nun messen, um wieviel zu lang, oder besser, wie lang das Teil der Schrauben sein muss, wo kein Gewinde ist, damit das nicht meine Plastikrollen kaputt macht. Und ich sehe, dass der Aufbau kurz genug ist, damit ich das von mir gedachte Brett nehmen kann. 
Ein bisschen Bedenken habe ich noch, mit dem Bolzen, der so in die Luft hängt. Aber wiederum ist mein Brett schmal genug, damit ich eventuell vorne noch einen Halter dransetzen kann, um es abzustützen. 
Mit dem Helicoil im Holz und den angezogenen Schrauben brauche ich das aber gar nicht. Obwohl es richtig weiches Holz ist, wo eine Schraube von allein drin versinkt, hält der Bolzen fest, wie Ochse.

Den passenden Bolzen zu besorgen war allerdings schon ein Glücksspiel. Alle Schrauben in der Größe sind maximal 10cm lang. Ich brauche aber mindestens 15cm und der, den ich habe ist ja sogar noch länger... Im dritten Baumarkt endlich hab ich es geschnallt, das sind keine Schrauben! Das sind Fensterdübel! Die gibt es mit Hülle und Gegenstück in einer für mich perfekten Länge 😂

Nun muss ich nur noch die Löcher gerade in mein Holz bohren und die Helicoils grade reinsetzen. Fertig zum Zusammenbau.

Bevor ich die Bolzen im Holz befestigen kann, oder besser die beiden Positionen dafür festlegen kann, muss ich aber mal wieder mit dem Meter und einem fertigen Rahmen spielen. Ich könnte die Seitenteile einen halben Meter hoch machen, dann wäre ich sicher, dass ich auf jeden Fall genug Platz habe, aber ich will ja so klein wie möglich bleiben. Also muss ich erstmal schauen, um wieviel ich einen Rahmen mindestens heben muss, damit ein ordentliches Fach entsteht und wie hoch ich ihn maximal heben kann, weil mehr nicht viel mehr bringt (in diesem Fall kein größeres Fach). Das Ergebnis war 8cm Höhenunterschied. Ich habe es wirklich mehr oder weniger ausgewürfelt. Verschiedene Bretter mit Schraubzwingen am Rahmen fixiert, eine Schraube mit Röllchen provisorisch befestigt und einen Rahmen eingehängt. Ich habe die Höhe der Seitenteile nicht gemessen, eines hatte schon eine Länge, die nach der ganzen Spielerei ausreichend lang war, das zweite habe ich einfach gleichlang abgesägt. 
Die Leisten für die Bolzen habe ich in der Breite nach meinem Reed ausgerichtet, so dass ich die maximale Breite davon nutzen kann. Sie schließen seitlich mit den Seitenteilen ab und sind auch dort verschraubt und oben mit der Deckplatte bündig. Im Nachhinein, wo ich merke, dass ich die unteren Rollen gar nicht brauche, könnte man die Leiste auch quer an der Deckplatte befestigen. Vielleicht baue ich mein Gestell auch noch einmal so um.

Nächster Schritt ist die Verbindung zum Heben der Schäfte. Dafür habe ich in der Mitte der Deckplatte in jeder Position von einem Röllchen ein Loch gebohrt. Ich will mit 8 Schäften weben, also 8 Löcher. Holz kann rau sein. Damit meine Schnüre sich an den Löchern nicht abscheuern habe ich von unten lange Hohlnieten reingeschlagen. Die sind aus Metall (naja, mehr Blech) aber innen abgerundet. 
Damit ich die Schäfte genau um meine 8cm heben kann, habe ich wieder mit Holzklötzen gespielt. Ich habe an einem Rahmen provisorisch einen Faden befestigt, also oben links und rechts mit reichlich Platz dazwischen. Diesen habe ich unter der Deckplatte über die Rollen gelegt (nicht nur drüberlegen, sondern einmal drumrum schlupfen) und das immer noch lange Ende durch das entsprechende Loch in der Deckplatte gezogen. Dort festhalten, denn nun muss man mit einem Stab, an dessen einem Ende man die Schnur befestigt und einem Holzklotz, den man oben auf der Deckplatte hin- und herschiebt, ungefähr die Position finden, dass wenn der Stab in der Mitte unten ist, der Rahmen in der untersten Position ist. Wenn man ihn aber am äußeren Ende hebt, muss er die 8cm überbrücken. Je nachdem ob ich den Holzklotz zur Mitte oder nach außen bewege, verändert sich dieser Weg.
Nachdem ich die richtige Position gefunden habe, markiere ich mir die Position auf der Deckplatte und zwar links und rechts. Alle Hebel (in dieser Art) auf eine Seite zu legen ist sehr umständlich beim handhaben. Außerdem habe ich auch wieder an jeder Position, wo ein Loch im Deckel ist, mit einem kleinen Schleifer eine runde Vertiefung reingeschliffen, die das Heben und Senken leichter machen soll, und damit die Stäbe nicht wegrollen.
Der Webtest hat gezeigt, dass sie weniger wegrollen, als mehr wegspringen. Also habe ich sie zusätzlich mit Lochgummi fixiert. Nun können sie nicht mehr weg, sind aber immer noch voll beweglich.

Ich habe mir außerdem an den Enden kleine Kugeln befestigt, damit mit die Stäbe beim heben nicht aus der Hand rutschen. Ob die Stäbe selber das richtige Material sind, muss sich zeigen.

Damit die Schäfte auch oben bleiben, kommen ganz normale Hakenschrauben ans Ende der Deckplatte, dort werden die Stäbe drunter geklemmt. Auch das ist ein Grund für abwechselnd rechts-links, weil sonst nicht genug Platz ist, mit den Stäben zwischen die Haken zu kommen.

Der erste Webversuch war ein Schal aus Sockenwolle... Ich hatte die Rahmen unten genauso geführt wie oben, aber über einen Fadengummie verbunden. Irgendwie hatte es gehakt, so dass ich nach diesem Schal die Bolzen entfernt habe und mit Haken und Gummischnippchen rumgespielt habe. Die Gummis sind zu stramm, sie zu ersetzen durch längere macht wieder Schlingen, in denen sich die Rahmen verhaken 🤔 Die Gummis ersetzt durch Federn ist auch irgendwie nicht wirklich optimal. Ich werde wohl die Bolzen wieder reinschrauben und die Seitenteile der Rahmen unten passend abschneiden. Das sollte genügen. Eigentlich waren ja nur die Plastikprofile zu lang und haben auf den Rollen aufgesessen.



Letzte Schritte beim Einrichten zum Weben:
Damit sich die Kette und auch der gewebte Stoff schön aufwickeln lassen, habe ich Peitschenstöcke angebunden. Hier habe ich mal wieder das genommen, was da war. in den Holmen waren abgesetzte Löcher. Bei meinem Webstuhl hab ich die Schnur einfach nur am Anfang und Ende vom Peitschenstock befestigt und um den Rest lose rumgelegt. Damit verschiebt er sich dauernd, sobald er leer ist und man muss ihn immer neu ausrichten. Am umgebauten Schulwebrahmen habe ich ihn zwischen den Ritzen eingeklemmt. Hält etwas besser, aber wenn ich es zu weit abrolle habe ich wieder lose Schlaufen in der Hand. Dieses Mal habe ich was anderes ausprobiert. Ich habe die Schnur vom engen zum dicken Ende durchgefädelt, dann habe ich eine Holzmurmel aufgefädelt, die klein genug ist, um im dicken Ende vom Loch zu verschwinden und bin mit dem Faden wieder durch das Loch zurück gegangen. Wenn es einmal ausgerichtet ist, sitzt es bomebenfest und ich muss nicht 4 unterschiedlichen Fäden rumspielen, die alle gleich lang sein müssen...

Das ganze noch auf der Rückseite.. Dort habe ich übrigens festgestellt, dass ich keine erhöhten Balken brauche, wie beim Webrahmen, wo sich ohne kein Fach gebildet hat.

Fäden spannen und ein Muster weben...


Hat ganz gut funktioniert.

Hab ich irgendwas vergessen?

Checkliste zum abarbeiten:
- Reed besorgen (falls nicht vorhanden)
- Litzen besorgen, damit man die Höhe der Rahmen bestimmen kann
- Rahmen bauen und feststellen, wie hoch sie gehoben werden müssen (mindestens) und können (maximal)
- Seitenteile so lang machen, das der Rahmen in der untersten Position nicht auf dem Boden aufschlägt (ca. 5cm Platz nach unten)
 -> Länge vom Boden: 3-5cm (Luft für Rahmen unten) + 1x Rahmenhöhe + 1x Maximalhöhe vom Fach (bei mir 8cm) + ca.2cm bis zum Rollenbolzen + halber Rollendurhcmesser + 0,5cm bis Deckelplatte
- Deckelplatte so machen, dass sie links und rechts, vorne und hinten mit den Seitenteilen abschließt
- Seitenteile und Deckplatte sollten breiter sein, als alle Röllchen zusammen, damit man in der Deckplatte an jeder Rollenposition ein Loch zum durchführen der Schnüre zum Heben bohren kann
- Rückleisten mit Bolzen und Rollen entweder entlang der Seitenleisten oder entlang der Deckenleiste anbringen
- Löcher in die Deckplatte bohren in Abständen mittig zu den Röllchen
- Holm anbringen, der oberhalb des Warenbaums liegt. Höhe bestimmen über unterste und oberste Position der Litzenaugen 
- prüfen, ob ein Holm am Kettbaum notwendig ist (bei mir nicht), damit sich ein Fach öffnet

Ideenlieferanten:
Litzen. Texsolv
Reed: Ashford 60cm (40/10)
Umlenkung: Louet
Schaftheber: https://www.pinterest.de/pin/AY2-8dfcm2vREmhGJKdHW1wq9bCK3mdR6u-sIers2gcFU79fBWjiWN0/


01.05.2020
Um es etwas einfacher zu vervollständigen. Es gab wohl nie ein komplettes Bild mit aufgespannter Kette. So schaut er im Moment aus. Aber nun habe ich gesehen, es gibt immer noch Verbesserungspotential. Ein Schaft gehoben, sieht man dass genug Platz ist für ein Webrahmenschiffen. Aber auch die kleinen, leichten Schiffchen passen da durch

Die aktuellen Schäfte sind Scheibengardinenstangen. Viel zu leicht, genau, wie die ersten kompletten Rahmen, um nach dem Schaftsenken von allein wieder in die Ausgangsposition zu fallen. Ich hatte zwischenzeitlich mit Federn gespielt, die unten befestigt waren und den Schaft wieder nach unten ziehen sollten, aber das hat mit der Höhe nicht so gut gepasst. deshalb sind unten auch immer noch Umlenkröllchen. Mit einem Gummifaden der vom linken unteren Schaftende über die Rolle läuft, von dort nach rechts über die andere Rolle zur rechten unteren Schaftecke. Ideal ist auch das nicht, weil Gummiband immer irgendwann porös wird. Aber da ich nun doch noch einmal daran rumwerkeln werden, wird das gleich mit neu überlegt.
Der Blick von der Seite zeigt ganz gut, dass der Brustbaum oberhalb vom Warenbaum sitzt. Anfangs waren sie auf gleicher Höhe und es hat sich kein Fach geöffnet. Das wundert mich ein bisschen, da es ja eigentlich keine Rolle spielen sollte, ob ich nun einen Schaft mit Litzen hebe, oder ein Webblatt...

Vor über einem Jahr ist mir dann auch ein zweiter kompletter Lervad mit 80cm Webbreite über den Weg gelaufen. Die darauf aufgespannte Kette ist aus Baumwolle und es wurde mit einem dicken Garn ein Teppich angewebt. Ich habe es immer noch nicht geschafft, diese Kette fertig abzuweben, obwohl ich auch superdickes Garn für den Schuss rausgesucht habe. Aber auch dort ist mir aufgefallen, dass man die Kette sehr straff gespannt halten muss damit sich das Fach halbwegs öffnet. Ein Schiffchen, das nun mit dicker Wolle bewickelt ist, geht ganz schön stramm da durch. Und 80cm Webbreite geben zwar einen schönen breiten Stoff, allerdings ist das hantieren mit diesem Webschiffchen schon grenzwertig! Man braucht viel Platz rechts und links vom Rahmen, um es halbwegs rein- und wieder rauszufädeln. Und man braucht Affenarme, um sie komplett herauszuholen oder den Anfang einzulegen.

Danke Marlies, dass Du mir mal wieder neue Ideen beschert hast, ich werde wohl einige davon anpassen und schauen, wie ich sie hier unterbringen kann 😉