Montag, 16. November 2020

für Petra

Petra habe ich mit meinem kleinen Webrahmen Lust auf Weben gemacht und immer wenn ich was interessantes finde, das man damit machen kann schicke, ich ihr ein Bild und ein paar Erklärungen.  Das heißt aber nicht, dass das nicht auch für andere interessant ist! Ich habe dieses Muster schon ein paar mal gewebt, aber diese Farbkombination und der Effekt haben mich auch überrascht.

Ich weiß grade nicht, wo ich dieses Ursprungsbild gefunden habe, habe es irgendwo rauskopiert 😮

⇒ gefunden: es war eine Anzeige in der Zeitschrift "littlelooms  Holiday 2020". Netterweise ist in dem Artikel gleich der Link angegeben. Also hat mich mein Instinkt nicht getäuscht... es sind Handtücher.

Aber man erkennt auch daran schon, das es ein schönes einfaches Muster ist. Gewebt auf einem Webrahmen mit einem coolen Effekt.

Ich hab mich also hingesetzt und es mal in mein Webprogramm eingetippt. Ist ja eigentlich ganz leicht.

 

Hallo Petra,

ich habe Dir mal ein paar Schritte aufgeschrieben und Bilder dazu gemacht. Ich habe leider kein Lila und Pink und der erste Gedanke bei diesem Muster war: Küchenhandtücher. Also zum Hände abtrocknen, nicht das Geschirr. Die brauche ich tatsächlich sehr oft.

Ich war der Meinung ich habe irgendwo noch eine Box mit dickem bunten Baumwollhäkelgarn für Topflappen, aber in die Hände gefallen ist mir nur eine Box mit weiß und zwei Konen mit dickerem Garn in weinrot und braun. Die Stärke passt in etwa. Es fällt mir immer schwer, Garne zu vergleichen, die zum Weben in Nel, oder NeB oder was-auch-immer angegeben sind, mit Garnen zum Stricken oder Häkeln, wo es einfach nur eine Lauflänge pro Gewicht gibt. Bisher hat es ganz gut geklappt, wenn ich sie optisch verglichen habe, oder beide Fäden zusammen zwischen den Fingern rolle (so dass sie sich nicht verdrehen), da merkt man auch recht gut einen Stärkenunterschied. 

Am Ende werden dies Handtücher und was ich über unterschiedliche Garnstärken in einem Gewebe weiß, ist, dass sie Struktur geben. Also was kann schlimmstenfalls passieren? Meine Handtücher schrumpfen in einer Richtung mehr, als in der andern, dafür werden sie dicker. Für Handtücher wäre das perfekt. Also los.


ich habe also meine 3 Farben zusammengsammelt und den Webrahmen am Tisch befestigt. Gedacht waren ca. 50cm Breite und Höhe, weil viel länger bringt bei mir nix. Beim Original ist lila die Grundfarbe. Da ich genug davon habe, hätte ich rot oder braun nehmen können, aber ich habe weiß gewählt. keine Ahnung, warum.  

Die Kette für den Webrahmen schäre ich immer gleich direkt in den Rahmen mit einem Kettdorn am anderen Ende. Diesmal war es ein langes anderes Ende... ca. 7m, länger ist mein Anbau nicht 😎 Reicht aber auch. Das gibt ein paar Handtücher.

Beim Schären direkt in den Rahmen werden Schlaufen durch die Schlitze gezogen, von denen einer am Ende durch ein Loch daneben muss. Die Farbfolge ist  immer 2 Fäden pro Farbe im Wechsel: 
2 Fäden weiß, (2 Fäden heißt = 1 Schlaufe!) 
*2 Fäden rot,
  2 Fäden weiß,
  2 Fäden rot,
  2 Fäden weiß,
  2 Fäden braun,
  2 Fäden weiß,
  2 Fäden braun,
  2 Fäden weiß*
  diese Farbfolge wiederholen, bis die Breite erreicht ist, dann noch einmal
  2 Fäden rot,
  2 Fäden weiß,
  2 Fäden rot,
  2 Fäden weiß,
damit die Farbaufteilung symmetrisch wird. 

Damit ist der Einzug eigentlich ganz einfach: 
1. Farbe am Peitschenstab anknoten und mit dem Blattstecher durch den 1. Schlitz ziehen. Mein Rahmen ist 60cm breit, also habe ich 5cm leer gelassen. Für das dicke Garn nehme ich ein 40/10er Webblatt. D.h. am Ende sind es 40 Fäden pro 10cm  (oder 4 auf 1cm)
Die Schlaufe  über den Kettdorn legen 
die zweite Farbe anknoten. Hier habe ich mich für rot entschieden... weil ich ein Mädchen bin 😄
auch hier wieder die Schlaufe durch den nächsten Schlitz ziehen. Das weiß bleibt liegen und hängt ein bisschen durch
jetzt kommt wieder weiß. Den durchhängenden Faden vorsichtig stramm ziehen, damit er nicht mehr durchhängt, hinten um den Peitschenstab führen und wieder eine Schlaufe durch den nächsten Schlitz
das Gleiche mit rot
und wieder weiß
jetzt kommt die dritte Farbe dran. Am Peitschenstab schaut es etwas wild aus, aber das stört nicht, solange nicht alles komplett miteinander verdreht wird. Also schön Ordnung halten!

Mein weiß waren irgendwie alles angefangene Knäule und ich habe sie endlich mal aufgearbeitet. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich zweierlei Garne hatte. Eines mit 120m Lauflänge und eines mit 115m, eines hat ein bisschen geglänzt, das andere war eher stumpf. Ich habe grob überschlagen und beschlossen, die Kette mit dem Garn fertig zu machen, mit dem ich angefangen habe und das andere Garn für den Schuss zu verwenden. Meine Webbreite wird also so breit, wie das Garn reicht. 
Einen Joker hatte ich noch im Ärmel: in der Box lag ein angefangenes Strickstück... ähm, das liegt dort seit gefühlt 10 Jahren. Ich fürchte, das werde ich nie beenden, also kann ich es auch aufribbeln und den Mustersatz beenden, wenn die Knäule alle sind.


Ich bin ganz schön weit gekommen, ein Mustersatz mehr hätte es noch sein können. Aber es langt auch so.

komplett aufgewickelt sieht man dann auch endlich die  Farbwechsel

und nach dem Blattstechen auch, das immer ein Faden von jeder Farbe durch das Loch geht, einer durch den Schlitz daneben.

Zum Anbinden habe ich dieses mal etwas anders gemacht. Ich webe keine Schals, brauche also keine Fransen. Bei Kate von Ashford habe ich zum ersten Mal bewusst gesehen, dass es einen anderen Weg zum Kette anbinden gibt, als die Kettfäden in Fransenlänge um den Peitschenstab zu schlingen und zu verknoten. Ich bin sicher, andere machen das auch, nur gesehen habe ich es nicht, oder es ist mir noch nie aufgefallen.


ich nehme eine Anzahl Fäden und mache am Ende einfach einen Knoten rein. Idealerweise sollten die Knoten alle an der gleichen Stelle sein, aber wenn sie es nicht sind, ist auch nichts verloren. Sie sind zu lang geschärt und abgeschnitten. man kann mit dem Rest nichts mehr anfangen, drum kann er auch dranbleiben. Durch diese Knotenenden wird ein stabiler Faden gezogen, der erst am Peitschenstab befestigt wird, dann führt man das andere Ende durch die Fäden hinter dem Koten durch die Kettfäden, wieder um den Peitschenstab und dann durch den nächsten Knoten... Bevor man das andere Ende des Fadens auch wieder am Peitschenstab bedestigt, kann man diesen schön stramm ziehen und alle Kettfadenpaare bekommen die gleiche Spannung. 
Was ich auch sehr cool finde, dass man nicht 3 zentimeterbreite Pappstreifen einlegen muss, damit sich diese Bündellücken schließen, ein dicker Faden, doppelt genommen reicht vollkommen aus!
Ich nehme ihn von einem Wollknäuel, lege ihn doppelt ein, so dass er rechts und links ordentlich rausschaut und schlage das Webblatt vorsichtig an, um gerade zu bleiben und so nah wie möglich an das kürzeste Knotenbündel zu kommen. Das Ganze wiederhole ich noch zweimal und meine Lücken sind nicht weiter offen, als mit den Pappstreifen. Der Faden bleibt dabei am Stück. In dem Video zeigt Kate das sehr schön! Auch wenn man eventuell kein Englisch versteht, sind die Handgriffe ordentlich gezeigt, so dass man auch ohne Ton folgen kann.

Klug geworden aus meinem ersten Handtuchexperiment, nehme ich für den Saum dünneres Garn. Ein 10er Häkelgarn kommt mir da grade recht... upps, schon wieder eine Handarbeitsleiche! Auch die wird wohl nie fertig, also aufribbeln.

Beim Saum dachte ich so an 2-3cm Länge zum umschlagen und vernähen, 10 Schüsse hin und wieder zurück sind ganz in Ordnung und leicht zu merken.

Jetzt wird es noch einmal kniffelig, aber wenn man dann den Dreh raushat, sollte es von ganz allein laufen. Ähnlich wie bei der Kette, fange ich mit einem Schuss hin und zurück in weiß an. (hab ich gar kein Bild gemacht😱 ) Es fängt auf jeden Fall von rechts an.

die zweite Farbe lege ich auf der linken Seite ein. Wenn ich nicht dauernd Fäden abschneiden und wieder einlegen will, führe ich sie seitlich mit. Damit das Gewurschtel nicht nur auf einer Seite ist, verteile ich das auf beide Seiten
wenn der erste Schuss aus dem Gewebe kommt, lege ich ihn zusätzlich noch um den weißen Schussfaden, bevor ich das Schiffchen wieder zurück führe.

jetzt kommt wieder weiß
und auch hier schlinge ich den Schussaden nicht nur um den letzten Kettfaden, sondern auch um den roten
noch einmal weiß, rot und wieder weiß

die dritte Farbe lege ich wieder rechts ein und ab jetzt muss man auf der rechten Seite ein bisschen jonglieren, damit es halbwegs gleichmäßig wird, oder die losen Schlaufen nicht zu groß werden.



Das Muster hat mir auf Anhieb so gut gefallen, dass ich es mal wieder nicht abwarten konnte. So sieht meine Version aus. Ich bin gespannt auf Deine. Für einen Schal aus schönem Garn würde ich natürlich wieder normal anbinden, denn dann hat man die Fransen quasi schon inklusive 😉

Wenn man übrigens die Farben anders anordnet, bekommt man ein komplett anderes Ergebnis... Das Gleiche, wenn man einfach die Sequenz im Schuss ändert.