Dienstag, 1. Mai 2018

Spielerei oder hilfreiches Werkzeug für effektive Ergebnisse?

Ich mag facebook. Ich mag es, dort in den Gruppen meine Werke zu zeigen, meine Erfahrungen zu teilen und die Reaktionen zu sehen. Die positiven und auch die negativen. Gerade die negativen lassen mich nachdenken, ob das alles richtig ist, was ich da so treibe. Manchmal betrachte ich dann eine Sache von verschiedenen Seiten und manchmal finde ich nichts daran zu mäkeln, manchmal stimmen die Kommentare und es muss ein neuer Weg gesucht werden.
Was ich aber noch lieber mag als einfache likes oder nicht-likes, sind Kommentare. Gut oder schlecht, ohne was dazu zu sagen ist nicht hilfreich.
Deshalb hier ein Danke an alle Kommentarhinterlasser ♥ Euch mag ich richtig gerne.

Was mich immer wieder den Kopf schütteln lässt sind Aussagen wie: "Das haben wir schon immer so gemacht!" oder: "Das muss so gemacht werden!" Ich hoffe, ich werde nie so unflexibel, um diesen Satz zu gebrauchen!
Wer legt fest, was wie gemacht werden muss, oder kann? Und wer verbietet, auch mal was anderes auszuprobieren?

Ich habe gerade in der letzten Zeit verschiedene, für mich neue Sachen ausprobiert, bei denen ich vor noch nicht allzu langer Zeit den Kopf geschüttelt und als nicht wirklich praktikabel abgetan hätte. Und ich habe zu meiner Freude festgestellt, dass der einfache und schnelle Weg nicht immer der Beste ist. Manchmal muss man eine Sache etwas anders machen, aber das Ergebnis belohnt mich dann.

Gerade seit ich ganze Schafvliese be- und verarbeite, stelle ich fest, ich kann nicht einen 08/15 Weg für alles einschlagen. Manche Fasern benötigen einen anderen Weg und ich habe viel gelernt dabei.

Natürlich habe ich das nicht alles neu erfunden, aber ich habe viel gelesen, Videos geschaut und Informationen im Hinterkopf gespeichert. Alles in einen Topf geschmissen und das rausgezogen, was mir in dem Moment am meisten Sinn gemacht hat. Meine Gehirnsuppe ist inzwischen recht gehaltvoll 😅

Ich habe so 3 neue Wege gefunden, unterschiedliche Vliese zu verarbeiten, damit ich ein Garn bekomme, dass nicht nur zum Teppichweben taugt, nur weil ich alles nach Schema F abarbeite.
Ich habe mir eine kleine Stichwortliste gemacht, damit ich nix vergesse 🤔😉

- Spinnen aus dem Vlies
- Handkarden
- Kämme
- Was bringt wo nix

Anfangen möchte ich hier mit dem Skuddenvies. Da ich darüber schon geschrieben habe, hier nur das, was für meine "Auswertung" wichtig ist, im Hinterkopf zu speichern (damit ich es bei einer anderen Gelegenheit wieder in den Topf werfen und rausziehen kann...)
Das Vlies war an der Schnittseite recht fest, nicht verfilzt. Aber es auseinander zu zupfen, damit ich es kardieren kann, schien mir zu aufwändig, nicht unmöglich. Eine bessere Idee musste her. Trennen nach Islandart ging auch nicht, weil die Spitzen in Büscheln und gut zusammengedreht waren. Also habe ich sie erstmal mit einer kleinen Bürste die Spitzen ausgebürstet. Der Topf hat gesagt: Trennen und Unterseite mit der Flickkarde ausbürsten, damit die kurzen Haare verschwinden, die das Garn kratzig machen.
Es gibt Arbeiten, die sind fast schon meditativ. Handspindeln ist sowas, Klöppeln auch und Haarspitzen ausbürsten... Mitten beim Bürsten kam aus dem Topf: Wenn die Fasern auf Kämmen sind, werden sie an der Wurzel festgehalten und man kann die offenen Spitzen anspinnen oder zu einem Kammzug ziehen. Also bin ich gar nicht erst bis zum Trennen gekommen und habe das ausprobiert... und es hat funktioniert. Die feste Unterseite war dabei mein Festhalter der Fasern. Ich habe ein interessantes Garn bekommen, das durchaus halstauglich ist, auch wenn ich nun Unterwolle und Deckhaar miteinander versponnen habe, und das mich mit seiner lebendigen Farbe begeistert ♥

Noch bevor ich die Skudde rausgekramt habe, hatte ich 2 Pommernvliese bekommen. In den Kleinanzeigen stand: gemeinnütziger Verein, die Vliese sind umsonst, aber man kann gerne für den Verein spenden. Nur Abholung, weil man ja für das Raussuchen und Verpacken der Vliese wieder eine Person abstellen muss, die ja eigentlich auch uneigennützig dort eine andere Aufgabe hat. Ich habe trotzdem meine Vliese geschickt bekommen, weil es für mich zum Abholen einfach zu weit war.
Pommern ist eigentlich eine schöne, immer graue Wolle, die auch richtig weich sein kann. Wohlgemerkt, kann, nicht zwingend immer ist. Wie ich dann festgestellt habe.

Es ist ein lockeres Vlies, dass auch gar nicht übermäßig fettig ist, also habe ich es standardmäßig gewaschen und getrocknet, kardiert und angesponnen und bin dann etwas erschrocken: es hat ein bisschen ausgesehen wie Stacheldraht...

 ein graues Vlies mit Fasern um die 7cm

 gewaschen und getrocknet bin ich begeistert, von der bunten Farbe

das schaut irgendwie nicht so richtig weich aus... ist es auch nicht
einmal genau hingeschaut, zeigt mir auch, warum

Meine Frage in der fb Gruppe hat mir dann auch bestätigt: Pommernvlies ist nicht immer gleich. Aber nun habe ich es einmal und die Farbe gefällt mir immer noch.

Erste Experimente, die Baumstämme zu entfernen: mit der Fusselbürste geht ein bissel was. Aber die Flickkarde zeigt mir ganz schnell: damit wäre ich lange beschäftigt und hätte einen Haufen Papierverbrauch.
Also habe ich eine Fuhre von der Unterseite gut durchgebürstet und noch einmal durch die Trommelkarde laufen lassen, ist immer noch nicht so recht, das, was ich mir vorstelle. Ich habe das Ganze dann erstmal ruhen lassen, aber die Wolle komplett gewaschen... alle beide Vliese. Eines war grau, das andere hatte einen schönen Braunschimmer.

Weil Grau in der Kiste oben lag, habe ich das zuerst gewaschen. Genug Zeit, um mir Gedanken zu machen, was ich nun damit anstelle... Als dann Braun dran war, habe ich dann wieder mit der Flickkarde gewütet, bis die Unterseite schön locker war. Kardiert und gesponnen. Je einmal grau und einmal braun
 schaut schon weniger stachelig aus, aber das ist immer noch nicht das, was ich mir vorstelle
 An den fertigen Strängen sieht man auch immer noch einen Unterschied.
Über die Stränge noch einmal mit der Fusselrolle zeigt, der graue hat noch reichlich mehr drin, als der Braune. Also gibt es hier tatsächlich schon einen Unterschied.

Eine Bemerkung von Irina, die aus einem total anderen Zusammenhang kam, ist mal wieder im Topf gelandet und wurde rausgezogen. Digitales Mikroskop. Eigentlich nur Mikroskop, aber es macht für mich keinen Sinn, etwas anzuschauen, dass ich dann niemandem zeigen kann, also muss es irgendwas mit PC-Anschluss sein. Das Teil oben wird zwar als solches verkauft, ist aber eigentlich eher eine digitale Lupe. Dafür war sie mit 20,- nicht allzu teuer.
Auch wenn ich nicht in oder durch die Haare schauen kann, ist der Anblick faszinierend! Das rote im Hintergrund ist eine einzelne Faser von einem australischen Merino Schaf. So ziemlich das weichste und feinste an Wolle, was es so auf dem Markt gibt, das schwarze darüber einer der Baumstämme aus dem Pommernvlies. Das ist mal wirklich dick. Kein Wunder, dass da nix von weich zu spüren ist!
Zwei weitere Bilder zeigen mir, dass es zwischen den schwarzen Dingern auch dünnere und weiße gibt. Und dass nicht alle schwarzen so fett sind. Links das graue Vlies, rechts das dunkle (braune)
Das hilft mir insoweit, dass ich nun weiß, dass ich nicht jedes schwarze Haar einzeln rausfummeln muss! Und nun weiß ich, warum das dunklere weniger kratzig aussieht 🤓

Und nun kommt ein Werkzeug, gegen das ich mich lange gesträubt habe. Ich habe es als zu umständlich und zu anstrengend eingestuft, bei dem man als Ergebnis nur eine minimale Menge rausbekommt... Handkarden. Wie ich darauf verfallen bin, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich hat mich die größere Bürstenfläche als bei der Flickkarde darüber nachdenken lassen.
Stöbern und suchen, Nutzfläche und Preise vergleichen. Damit bekommt man schon einen Nachmittag rum. Entschieden habe ich mich für mittelgroße (weil ich ja Kinderhände habe) Mini ist nicht größer, als die Flickkarde und zu groß will ja auch gebändigt werden.

Dann kamen die Dinger und bevor ich mal wieder tun wollte, was geplant war, habe ich erst einmal versucht, damit Wolle zu kardieren, wie es eigentlich gemacht wird 😉

Ich habe absichtlich kein Video gemacht, wie ich damit kardiere, weil ich WEIß, dass ich es falsch mache 😱🤔😅. Auch auf der Seite vom Skuddenvlies also nur das Video, wie ich die Fasern aus der Bürste ziehe. Und das scheint nicht nur bei mir zu funktionieren. Andere haben es nachgemacht und kommen auch damit zurecht *freu

Was dort etwas untergeht ist die Ausbeute. Ich verteile Wollbüschel auf einer Karde und bürste sie mit der anderen gut durch, damit sie zwischen den Zinken landet und erstmal alles in eine Richtung schaut. Erst dann fange ich an, sie mit der zweiten Bürste so zu bearbeiten, dass sie von der linken auf die rechte Bürste wandern. Ist in der linken Bürste nichts langhaariges mehr, mache ich die kurzen Reste raus (unten rechts) wechsel die Bürsten in die andere Hand und mache das gleich wieder (oben drüber) Hier zupfe ich noch die letzten langen Fasern mit der Hand raus und lege sie auf die andere Bürste. Beim dritten Durchgang bleibt in der linken Bürste, was oben rechts zu sehen ist. Die linke nehme ich dann her, und ziehe die Fasern raus, wie auf dem Video. Unten Links ist der Kammzug, oben drüber, das, was in der Bürste bleibt. Der "Abfall" ist beachtlich! Aber obwohl es so zeitaufwändig ist, finde ich, dass sich der Aufwand lohnt. Mit der Trommelkarde bringe ich das nicht so hin!
Vorletzten Sonntag habe ich mich also bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher auf der Terrasse belustigt. In eine Lage passen 10 gezogene Buschel, 2 Lagen sind 50g (!) Vlies. Der Abfall hochgerechnet wie oben, reichlich...

 ... aber irgendwie habe ich das Gefühl 50g sind nicht immer 50g 🤔 Wie auch immer, DIESES Ergebnis versöhnt mich mit dem Aufwand und dem Abfall. So habe ich Pommern im Kopf.

Sind die Handkarden nun eine Spielerei? Für mich nicht, auch wenn sie eigentlich nicht groß sind, also keine Riesenfläche zum viel-Material-bearbeiten haben Auch auf der Trommelkarde habe ich einen gewissen Zeitaufwand. Die Fasern mit den Fingern auflockern, mindestens 2x durchkurbeln und habe dann immer noch das kratzige Ergebnis. Auch so ein Mopsrolag wiegt im Schnitt nur um die 50g. An einem spinne ich ca. 2-3 Abende.

Wegschicken zum Lohnkardierer? Könnte ich, aber da ist wieder irgendwo ein Sperrriegel im Gehrin, der das nicht will 😉 Nicht wegen der Kosten. Auch, weil ich es dann nicht habe, wenn ich es mal eben in die Hand nehmen will. Und weil ich denke, dass es dann so einheitlich durchgemischt wieder kommt, dass das Lebendige vielleicht verschwunden ist. Cookie war auch lohnkardiert und ich habe im Gewebe Farbnuancen, aber sehr auffällig sind sie nicht. Man muss schon genau schauen.
Und das Wichtigste: es wäre eben ein Stück weniger selbst gemacht.
Jeder hat Prioritäten und die Lohnkardierer sind auch gut beschäftigt. Aber ich fummel erstmal weiter selber.


Ein neues "Spielzeug" ist nun gestern angekommen. Meine Wollkämme, die ich noch am Sonntag bestellt habe, als ich von Irina zurück war. Wenn ich es Spielzeug nenne, dann, weil das für mich keine Arbeit ist, sondern Spaß. Spielen macht Spaß, also Spielzeug (wie Spielküche 😉).
Übrigens auch eines der Dinge, die ich als zu aufwändig mit zu geringem Nutzen innerlich abgelehnt habe. Aber eben seit ich aus der Karde einen Zug ziehen kann, war ich neugierig, was bei Kämmen möglich ist. Im Topf war noch der Zettel mit den Russian Paddels, also gar nicht erst einen Kammzug machen, sondern die Fasern auf den Kämmen verteilen, kämmen und gleich aus dem Kamm heraus spinnen.

Weil die Kämme am Freitag noch nicht in Sicht waren, musste ich das gleich mal mit der Bürste probieren 🤔 Funktioniert einwandfrei. Fast noch besser, als die Fasern als Zug rauszuziehen, weil es ja viel weniger sind... 😉 Nun habe ich noch ungeduldiger auf mein Päckchen gewartet!

Ich musste sie natürlich sofort ausprobieren und ein bissel was dazu posten. Und da kam dann der Einwand, dass das doch nur Spielerei und nichts für den ernsthaften Gebrauch ist. Und wieder habe ich mir die Geschichte mit fremden Augen angesehen und eine Bestandsaufnahme gemacht.

Wie es der Zufall will, hat mir Irina das Vlies von Jamie mitgegeben, dass sie selber erstmal nicht verarbeiten wollte, weil es auf einer Seite so gelbes Zeuch hatte, an einer Stelle recht kompakt und sie auch irgendwie keine Zeit findet, es selbst zu verarbeiten. Ich fand das Gelb nicht klebrig, das Feste immer noch locker genug und die Locken darin einfach traumhaft. Und so hatte ich es im Gepäck 😄
Zu Hause gewaschen, diesmal mit längeren Wasserbädern, weil ich einfach nicht dazu gekommen bin

Vor dem Waschen. Ich kann schon verstehen, dass das nicht so aussieht, als ob das was werden will?

Nach der Wäsche, schneeweiße Löckchen, ein paar gelbliche Spitzen, an einer Stelle schimmert was graues. Ein Vlies nach meinem Geschmack 😘

Das ist das letzte Stück, wo das Feste mit drin war. Insgesamt schaut es schön bunt aus, so dass die gelben Lockenspitzen mich nicht weiter stören. Ich weiß, dass sie beim Spinnen untergehen 😉

Den ersten Versuch lass ich mal weg. Ich habe heute gleich einen zweiten gestartet.

  das sind ca. 20g Vlies
Auf einen Kamm verteilt, ist dieser ziemlich voll. Mit ein bisschen gutem Willen hätte ich sicher noch was draufpacken können. Aber lassen wir mal 20g, weil es in etwa eine Lager gezogene Pommernbuschel sind.
Ich habe die Fasern (nach Anleitung) so auf die Zinken gelegt, dass ich mit den Zinken in das äußere Ende gefahren bin und habe mit der Hand dann ein bissel gezogen, damit sie nach unten rutschen und sich gleich ein bisschen verdichten. Von der Rückseite soll das so aussehen, dass dort nicht ein halber Meter Fasern überstehen, sondern wirklich nur ganz wenig.
Mit dem leeren Kamm fahre ich nun in die äußeren Spitzen, so, wie ich die Fasern auf den ersten Kamm gelegt habe und fahre hindurch. Ich habe da ein Bild von einem kleinen Mädchen vor Augen, mit langen Haaren, der die Mutti vorsichtig den Fitz mit einer Bürste rauskämmt, schön, von den Spitzen bis zur Kopfhaut, Strich für Strich. Ich hatte als Kind nie lange Haare, es ist also nur ein Bild.

Eigentlich soll man das mehrfach machen und so die Fasern hin und her, von einem Kamm auf den anderen und wieder zurück bewegen. Aber nach nur einem Gang (weniger als 5 Minuten) ist der linke Kamm schön durchgekämmt und auf dem rechten liegen zwar etwas kürzere Fasern, aber auch die sind schön gekämmt. Also habe ich für die Vorbereitung zum Spinnen von 20g grade mal 5 Minuten gebraucht. zum Spinnen für beide Kämme brauche ich mindestens eine halbe Stunde. Es sind feine Fasern, die sich schön dünn spinnen lassen.


Bei der ersten Runde hatte ich den Kamm zwischen die Beine geklemmt, ähnlich wie die Kardierbürste, aber das funktioniert hier nicht. Der Kamm ist nicht flach und kippelt, ich habe also reichlich verkrampfte Oberschenkel nach einer halben Stunde. Die zweite Runde war etwas entspannter, weil ich den Kamm einfach auf den linken Oberschenkel lege, und ihn mit dem linken Arm stütze und an den Körper drücke, während ich mit der linken Hand unter die Fasern fahre und sie ein bisschen bündele, ohne sie zusammenzuquetschen. Einfach nur in die richtige Richtung heben.

Die Kämme sind spitz, deshalb kommen, sobald ich nicht kämme, die Schutzabdeckungen drauf!

leer gesponnener Kamm. Viel "Abfall" ist da nicht! 

Das Garn schaut, ähnlich wie das Pommern nun, leicht flauschig aus. Ab und zu schaut mal ein graues Haar raus. Ob das kratzig ist, wird sich zeigen, Auch wenn es erst der Anfang ist, steht für mich fest: ich mag es! ❤️️

Ein Kamm ist 10 cm breit (da, wo Zinken sind), ich brauche 5 Minuten Vorbereitung für (mindestens) eine halbe Stunde spinnen. Auch hier muss, oder kann ich sagen: keine Spielerei. Für mich auf jeden Fall praktikabel und effektiv.
Ich bin kein Lohnspinner, der am Tag 1 Kilo Wolle auf der Spule haben muss oder will. Ich habe Spaß an der Verarbeitung an sich. Hier kann ich wirklich sagen: Der Weg ist das Ziel und ich genieße jeden Schritt. Ich muss nicht durch eine Landschaft rennen, damit ich hinterher sagen kann, ich habe 10km geschafft, aber gesehen habe ich dabei nichts. Was sind die 10km dann wert?

Letzter Punkt auf der Liste: Was bringt wo nix

Ich habe letztes Jahr von Christine ein Vlies "Bleu du Maine" (lach nicht Irina!) bekommen. Die eine Hälfte habe ich gewaschen und verschiedene Spinn-, Wasch- und Schrumpftests gemacht. Die andere Hälfte soll dieses Jahr ins Fermentierbad und dann kommen genau die gleichen Versuche. Christine meint, die Wolle taugt für Strickjacken, also zum nicht direkt auf er Haut tragen. Sie ist nicht kuschelweich, aber auch weit entfernt von kratzig, sie filzt beim Waschen kaum und schrumpft auch nur gering. Also eine Super Wolle, für leichte Behandlung nach Fertigstellung.
Ich habe von dieser Wolle das mit den Handkarden probiert und gesponnen. Ich muss den Faden nicht erst verzwirnen. Auch so weiß ich, ich muss mir die Arbeit nicht machen, denn der Rest auf der kleinen Kardenwalze entspricht in etwa dem, was in der abgekämmten Bürste hängen geblieben ist.

Für die Skudde brauch ich nicht über die Kämme nachzudenken, da wird es mir die Zinken verbiegen.

Das Pommern brauche ich auch auf keinem anderen Gerät als auf den Handkarden zu probieren, weil ich nirgendwo sonst so viele von den kurzen Dingern rausbekomme.

Mein Fazit: Ich freue mich, dass ich was gelernt habe, für mich sind weder die Handkarden noch die Kämme unnütz oder uneffektiv, sondern tatsächlich Werkzeuge, mit denen ich ein gutes Ergebnis bekomme. Jedes nicht für alles, aber in seinem Bereich unschlagbar.
Effektiv heißt für mich: mit so wenig Aufwand wie möglich, so viel Ergebnis wie möglich zu bekommen (ich weiß, Mutti, das ist Ökonomie 😉), wobei viel eben nicht immer Menge ist, sondern auch Qualiltät. Als ich in der Lehre war, war ein Motto: So gut wie nötig, nicht so gut wie möglich. Ja, ich kann auch das Bleu du Maine über die Kämme jagen, aber das Ergebnis wäre das gleiche, wie von der Trommelkarde, weil die Fasern einfach nichts anderes hergeben, zumindest nicht bei der Vorbereitung. Eventuell könnte man dem Garn mit einem langen Auszug auf die Sprünge helfen. Aber auch der liegt mir nicht (weil ich ihn nicht kann) und weil laut Topf die Garne sehr locker gesponnen und damit nicht sehr haltbar sind. 

Übrigens: weil es ja hieß, die Handkämme sind nur Spielerei... eine Kammstation (ein halber Meter Kamm auf einen Tisch geschnallt) ist für mich (im Moment) mehr als undenkbar und ganz sicher nicht effektiv, weil er einfach nicht transportabel ist! Und dort MUSS ich die Fasern durch einen Diz ziehen. Mit dem Diz komme ich nicht zurecht, also ist die Kammstation für mich keine große Hilfe...


































8 Kommentare:

  1. Hallo Cara Colita
    Wahnsinn, was ich hier zu lesen bekam.War sehr interessant! Wir haben sehr viel gemeinsam ;-).
    Liebe Grüße
    Hilde

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    1. Hallo Hilde
      Du bist eingeladen, weiter zu stöbern und Fragen zu stellen, oder Kommentare zu hinterlassen 😉
      Liebe Grüße Cara

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  2. Hallo Cara, dein Beitrag ist klasse, hab sehr viel Interessantes für mich entdeckt, und stimme dir zu. Jeder muß seinen Weg finden. Ich spinne manchmal mit älteren Frauen, und wenn ich mal was anders mache bekomme ich gleich was zu hören. Ich kämme Rhönschaf mit englischen Kämmen. Das gehrt ziemlich schwer und es gibt viel "Abfall". Die sogenannten Kämmerlinge nutze ich zum Füllen von Kissen, gern auch für Hunde. Die so gekämmte Wolle kann man sehr gut und auch dünn und recht gleichmäßig verspinnen. Rhönschaf hat aber auch keine kuschlige Wolle. Flauschige Grüße aus der Rhön von Barbara

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    1. Hallo Barbara,
      Rhönschaf finde ich wieder schön problemlos zu verarbeiten, waschen, kardieren, spinnen 😉 Und das Garn ist angenehm unkratzig und trotzdem robust. Ich würde es fast mit meinem Schwarzkopf oder auch mit dem Bleu du Maine vergleichen. Ich habe noch welches da und werde es mal bei Gelegenheit für mich selbst unter die Lupe nehmen. Ob ich das wirklich kämmen würde? 🤔
      Was der Unterschied zwischen englischen Kämmen und meinen ist, kann ich nicht so recht beurteilen. Ich habe ja nur diese und der Vorgang als solcher ist für mich mit allen gleich. Meine Kammzugreste aus der Karierbürste taugen super als Füllmaterial für meine Schäfchen, nun muss ich erstmal gefühlt 100 Stück davon stricken, damit die Reste alle werden 😆
      Liebe Grüße Cara

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  3. Bin grad aus der Facebook-Gruppe hierher gestolpert... Super! Danke für deinen Erfahrungsbericht und danke für deine realistische Sicht der Dinge. :)
    Liebe Grüße,
    Peggy Kühne

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    1. schön, dass Du hergefunden hast. Ich schaue selber immer mal wieder in die verschiedenen Beiträge. Nicht nur, weil ich weiß, dass ich da mal was geschrieben habe und es jemandem zeigen will, der genau diese Antwort sucht, sondern auch, wenn ich selber mal wieder auf dem Schlauch stehe und überlege... da war doch mal was!?

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  4. Hallo Cara, ich sehe den Nutzen von Kämmen und Handkarden genau wie du. Mir ist eine Bemerkung aufgefallen dass die Skuddenwolle wohl die Kämme verbiegen würde. Da ich mir gerne solche Kämme anschaffen möchte erschreckt mich das und tendiere doch zum Selbstbau. Soviel Geld wenn die so empfindlich sind? Manche Kämme von mir sind sehr breit und daher auch als Kammstation nutzbar. Ich entnehme dem breiten Kamm eine portion gekämmter Wolle mit einem kleinen Kamm den ich in der Hand halten kann beim Spinnen. Das wird abgesponnen, und dann wieder eine Portion von der Kammstation holen. Das finde ich effektiv. Die Valkyrie Kämme sehen so stabil aus, meinst du dass die wirklich so schnell kaputt gehen. Ich hätte gern welche in Fine oder super Fine. Über deine Meinung würde ich mich sehr freuen Gruss PIA

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    1. Hallo Pia,
      ich habe die Fine Kämme und bin damit voll zufrieden. Nichts verbogen oder anderweitig kaputt. Und ich nutze sie seit wann? 2018! 😮 Wow, doch schon so lange...
      Was man nicht vergessen darf: Schafwolle ist nichts anderes als die Haare der Schafe. Wenn Du lange Haare hast und die total verfitzt sind, fängst Du ja auch nicht an der Kopfhaut an, diesen Fitz zu lösen, sondern bei den Spitzen und kämmst Dich langsam und vorsichtig zum Kopf durch. Nichts anders machst Du mit den Kämmen. An den äußeren Spitzen anfangen und langsam immer tiefer eintauchen. Verbogen hat sich bei mir noch nichts! Es ist halt so, wenn Du zu tief eintauchst, braucht Du unendlich viel Kraft. Das wirst Du nicht auf Dauer durchhalten. Also arbeitest Du so kraftschonend wie möglich. Das gibt auch weniger Verlust, der in diesem Fall auf den anderen Kamm wandert. Ich habe festgestellt, dass maximal halbvolle Kämme, eher weniger vielleicht 1/3 sehr gut verarbeitbar ist. Damit hat man am Ende am wenigsten Verlust und hat genug Spinnfutter für 20-30 Minuten... Was ich nicht mache: erst noch einen Kammzug ziehen. Ich spinne die Fasern direkt aus dem Kamm (Irgendwann bastel ich mir dafür auch einen Kammhalter 😉)
      Skudde ist nun aber ein spezieller Fall. Ich mag diese Wolle sehr und gehe irgendwie immer wieder anders an diese Wolle ran. Momentan mache ich es so: mit einer Flickkarde bürste ich die Spitzen vom Deckhaar für ein mittelgroßes Stück Vlies. jetzt spinne ich die direkt aus dem Vlies. Aber nur das Deckhaar, die Unterwolle bleibt am Stück. Das mache ich mit mehreren Vliesstücken. Für das Deckhaar habe ich eine extra Spule. Wenn ich damit so viel Deckhaar gesponnen habe, dass meine Unterwollebündel genug sind, wechsle ich zu einer anderen Spule. Nun nehme ich mir die Unterwollvliesstücken und schau mir die Schnittseite an. Bei der Skudde sind da gerne kurze Stichelhaare. Die kann man jetzt relativ leicht wieder mit der Flickkarde rausbürsten. (Man könnte auch das Stichelhaar gleich als erstes rausbürsten, dann das Deckhaar rausspinnen und hat dann die Unterwolle übrig) Übrig bleibt ein flauschiges Wuscheldings, das man direkt so spinnen kann, oder man kardiert es noch einmal. Kämmen könnte auch funktionieren. Ich spinne es meist so, wie es ist. Beim kardieren oder Kämmen könnten noch ein paar Reste von Stichelhaar rausfallen. Das muss man ausprobieren und den für sich besten Weg finden. Für mich langt es so, wie ich es mache, weil der Zeit- und Arbeitsaufwand für die Vorbereitung für mich so in Ordnung sind.
      mit den Kämmen mache ich inzwischen Wolle, bei denen die Fasern lang genug ist, wo es keine Stichelhaare, oder Deckhaar gibt. Bei Wolle mit Grannenhaaren sind sie wieder recht gut. Grannenhaare sind derber als die weiche Wolle drumrum, allerdings meist genauso lang. Beim Kardieren bekommt man alles in einem zusammengematschten Vlies. Das Garn daraus hat gerne Stacheldrahteffekt. Beim Kämmen kann man da mit den Fingern reinfahren und die grob nochmal rauszupfen. Aber man merkt auch, dass die weiche Wolle doch ein bisschen länger ist, als de Grannen und kann diese schon wieder von den Spitzen her spinnen. Es ist bei jedem Vlies und sogar innerhalb eines Vlieses oft so unterschiedlich, dass es kein Geheimrezept für eine universelle Verabreitung gibt. Ist ein bisschen wie mit Menschen. Jeder sieht anders aus und hat einen anderen Charakter. Und bei jedem muss man sich vielleicht anders verhalten, wenn man ihn nicht verletzen will.

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