Mittwoch, 1. Mai 2019

Loppis

schon das Wort klingt für mich lustig, angenehm lustig, wie staunen oder entdecken mit freudiger Erwartung. Zwischendrin vergesse ich das Wort immermal wieder, aber dann taucht es überraschend wieder auf. Und ich denke, nun hat es sich endgültig festgesetzt. Das, was ich letzte Woche als Loppis kennengelernt habe, würde man in Deutschland als Trödelmarkt oder Flohmarkt bezeichnen. Schaut man ins Wörterbuch, ist ein Loppis ein Floh. Und das passt dort, wie die Faust aufs Auge.
Loppis ist übrigens schwedisch und damit ist auch das Geheimnis gelüftet, wo ich mich letzte Woche rumgetrieben habe... in Schweden.
Es war super Wetter, angenehme Temperaturen und ich hatte sehr nette deutsch sprechende Gastgeber, damit ich nach der Arbeit nicht allein in einem langweiligen Hotelzimmer sitze und die Wand anstarren muss. Es war superschön, ein bisschen mehr schwedisches erklärt zu bekommen und auch ein paar kleine Wörter aufzuschnappen und zu benutzen. Vor allem, was wie gesprochen wird: ein G wird gesprochen, wie ein J so das Göteborg eben wie Jöteborij klingt. Aber feste Regeln gibt es wohl nicht für verschiedene andere Aussprachen. Ljus ist Licht, aber das L wird gar nicht gesprochen, dafür das u wie ein ü und damit ist es "jüst", wenn es hell ist. 😅

Den Großteil der Woche habe ich leider wieder arbeiten müssen, aber trotzdem gab es immer mal wieder was zu sehen, manches auch lustig.

Am ersten Tag gabs Mittagessen hier:

das versteht man auch als Deutscher, wobei ich am Anfang noch von Würstchen ausgegangen bin. Hab mich kräftig verlesen, also kein Wärsdhus, sondern eine Essgelegenheit für mehr als Würschteln.

Gleich daneben ein angeschlossenes Motel, in dem ich übernachtet hätte, wenn ich nicht privat untergebracht gewesen wäre.

ein sechseckiges Gebäude mit 6 Zimmern. Es ist unschwer zu erraten, wie die Zimmer aussehen: dreieckig, wie ein Tortenstück mit Doppelbetten drin.

Schon am Mittwoch wurde ich vorgewarnt: Die Piloten "meiner" Fluglinie wollen in den Streik treten und zwar von Freitag bis Sonntag! Na super. Aus Pilotensicht habe ich volles Verständnis, aber wie und wann komme ich nun nach Hause?
Nun, zumindest war ich vorgewarnt und zum Glück musste ich mich nicht mit einem Hotel rumschlagen, in dem mein Zimmer eventuell schon weiter vermietet wurde. Es waren übrigens über 900 Flüge, die gestrichen wurden, bis ich mich auf den Heimweg machen konnte. 😓
Der gestrichene Flug hat mir aber nun den Loppis beschert! Wie hat die Tante immer gesagt? Nichts ist so schlimm, dass es nicht für etwas gut ist 😉

In Viksta ist einmal im Jahr ein “Reservistenloppis“. Dort wollten wir hin. Wir waren früh um 9 da und haben ganze 3 einhalb Stunden gebraucht, um ihn komplett abzuschlendern.
Vorrangig geht es da um alte Autos und deren Zubehör, aber es gibt auch andere schöne oder auch unnütze Sachen und schauen macht sehr viel Spaß.
Ein klein wenig Beute habe ich auch gemacht. Grade genug, damit es noch in den halbleeren Koffer passt...

Das Schäfchen (Ingo), eine Flasche gut eingepackter Wein und eine kleine Flasche auch gut eingepackter Eierlikör gehen nicht wieder mit nach Hause. Achja und die Ersatzteillieferung bleibt natürlich auch in Schweden. Damit die Sachen dann auf dem Heimweg nicht klappern, muss man natürlich den Platz wieder aufüllen 😆

Ankunft auf dem Loppis. Es wird aus dem Kofferraum, dem Anhänger und auch von der Ladefläche verkauft. Es stehen auch viele improvisierte Tische da. Und alles wild durcheinander. Aslo das Angebot ist wild durcheinander. Der Aufbau der Stände folgt strengen Reihen, die man gut ablaufen kann, ohne sich zu verlaufen.

Wenn es sein muss, führt man auch mal die Funktionstüchtigkeit vor!

 Ich hab gar nicht geschaut, wie alt die Zeitschriften sind, aber die schauen mal gar nicht schlecht aus 😯 Kinderwiege, neben Lampenschirm, neben Spiegel, neben Holzkiste... hinten platziert. Vorrangig soll wohl erst das verkauft werden, was vorne steht... Autokram

ich war sehr erfreut, diese Felle zu sehen und liegen zu lassen. Der Verkäufer konnte mir nicht sagen, was für eine Schafrasse das ist, er hat sie auch nur zugekauft. Aber darin rumzuwuscheln war toll

 Immer wieder auch auf dem Verkaufsgelände alte Autos



Auch das Spinnrad habe ich schweren Herzens stehen gelassen. Es hat einwandfrei funktioniert, aber meine Gastgeberin wollte es dann doch nicht lernen. Es hatte nur eine Spule, aber 10 Minuten später habe ich an einem anderen Stand 2 Spulen gefunden, die auf jeden Fall gepasst hätten... hätte, hätte, Fahrradkette *seufz, schade
Und für den Knabberstand rechts brauchte ich nicht lesen, man hat es schon gerochen. Das Schild macht dann das verstehen wieder leicht 😋

 Kuriositäten, mit denen man so ziemlich alles transportieren kann. Musikinstrumente

 Ein "Bosch-Großhändler" und wieder einer der aus dem Kofferraum verkauft

Manchmal wie gesagt, auch mit Tisch, die Strickmaschine liegt davor auf dem Boden. Es ist ein bisschen traurig, dass Handarbeit so ungeschätzt wird. Es ist sicher schwierig, auf solchen vereinzelten Höfen eine Gemeinschaft aufzubauen und zu pflegen, die sich mit diesem alten Handwerk beschäftigt. Aber die Schleuderpreise, die für das Werkzeug dazu verlangt werden, zeigen deutlich, dass sich wohl kaum einer mehr diese Mühe machen will. 😪  Sicher gibt es auch hier Ausnahmen, aber verlorenes Wissen wiederzufinden ist sehr viel schwerer, als es zu erhalten.

Wieder Schafvliese und diesmal ein Zettel dazu. Ich denke, darauf steht diesmal was zur Schafrasse. Muss ich in einer ruhigen Minute mal übersetzten. Und mein Favorit auf dem Loppis: Eine Schallplatte von Elton John, auf der er aussieht, wie grade mal 25 Jahre! Ich glaube, als die rauskam, war ich noch nicht mal geboren! 😂

Nach den Querreihen vom Parkplatz aus sind wir an den Futterstellen angekommen. Lange Schlangen und Markus und ich waren entsetzt und gar nicht mehr hungrig. Christina hätte sich angestellt (Schweden machen das wohl sehr gerne), aber wir haben es dann doch gelassen. Auf dem Gelände gibt es ein Traktormuseum und auch eine Leinenstube. Da musste ich natürlich rein! Nur kurz, um ein paar Bilder zu machen, weil die anderen nicht gesehen haben, dass ich darin verschwunden bin und keine Suchaktion starten sollten.



Und dann kam das, warum so viele Leute dorthin fahren. Oldtimer aus allen möglichen und unmöglichen Jahrzenhnten!













 Auch zum Verkaufen


 Und zum Schluss kamen dann die Längsreihen. Bis hierher war ich tapfer und habe nur geschaut...
Ein Teigroller für Knäckebrot. Die Dame hat sich quasi entschuldigt, weil das Teil im Ganzen ist und keinen losen Griff hat 😮
Immer wieder auch mal etwas, das man versteht und sich wundert, oh, das ist ja deutsch!

Und am Knäckebrotstand haben wir angefangen und wieder aufgehört. Für mich eine Reise durch eine recht lange Zeit. Sehr interessant, was es damals gab, was man heute immer noch benutzt und was manche gar nicht mehr wissen, wie es benutzt wird, oder was es gar ist.

Meine "Beute", ca. 1 kg Mohairwolle, 3 kleinere Knäule Wolle, Eine Kiste mit Webgarnen, inlclusive der Schiffchen und den Blatthaltern und eine leicht angerostete Schafschere. Wenn Irina sagt, sie taugt nicht mehr, oder es lohnt nicht, sie wieder zum Einsatz zu bringen, bleibt sie ein nettes Souvenir.
Die Zusammensetzung der Wolle hat mich aus den Socken gehauen! Die letzte, die ich gekauft hatte, war 25g schwer und hatte einen Mohairanteil von grade mal 15%, der Rest war Chemiefaser!


à propos Socken. Ich sollte ja privat übernachten, also habe ich mir tatsächlich NICHTS zum handarbeiten eingepackt... ähm, ich habe 2 Paar Socken gestrickt und ein Schäfchen angefangen...

Ich bin übrigens wieder zu Hause, mit einem kleinen Umweg von Stockholm nach Wien, von da nach Berlin Tegel und dann 3 Stunden mit dem Auto wieder gen Süden.

Schweden hat sich von seiner besten Seite gezeigt und ich freue mich auf das nächste Mal, wenn ich wieder hin darf/muss.

2 Kommentare:

  1. Da hast du ja wirklich einen Riesenloppis besuchen können und dabei offenbar reichlich Landestypisches mitbekommen. Ach dein timing war gut, momentan ist es hier bitterkalt und vor ein paar Tagen hatten wir 5 cm Schnee, der auch am Tag darauf nocht nicht voll weggeschmolzen war.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, mit dem Wetter hatten wir wirklich Glück. Hier ist der Frühling auch böse unterbrochen worden. Es regnet (gut für die Natur), es ist kühl bis kalt. Das richtige Wetter, um drinnen zu bleiben.
      Wir hatten jeden Tag eine recht lange Anfahrt in die Firma und auf dem Weg dorthin stand verschiedentlich ein Schild mit Loppis. Aber ich habe gelernt, dass nicht jeder immer offen ist, manche nur von Mittwoch bis Samstag, oder nur nachmittags. Klingt logisch, wenn das die kaufintensivsten Zeiten sind. Würde in Deutschland kaum einer machen, da ist der Laden den ganzen Tag auf, ob er besucht wird, oder nicht.

      Löschen