Sonntag, 21. August 2022

alles mit der Hand - Gästehandtücher auf dem Weberknecht

Der Weberknecht soll ein Projekt werden für die offene Jugendwerkstatt in Karlsruhe. Kinder und Jugendliche sollen dort Holzbearbeitung und 3D Druck-Arbeiten betreut durchführen und anders, als das bemalte Brett im Werkunterricht (mit dem keiner was anfangen konnte), soll ein Werkzeug entstehen, mit dem man auch danach noch kreativ sein kann und soll. 

Diesen Hintergrund habe ich mir vorgenommen, um ein Webprojekt zu erstellen, bei dem man alles mit der Hand erledigen kann, ohne im Nachhinein noch mit einer Nähmaschine säumen zu müssen. Gleichzeitig ist es schnell genug gemacht, damit man auch zeitnah ein Ergebnis sieht und mit relativ dickem Garn. Es werden Gästehandtücher. Die kleinen "Lappen", die man für Besucher hinhängt.


Verwendet habe ich meinen "Shorty" Weberknecht. Er ist immer noch in der Testphase, ob 10cm länger oder kürzer einen Unterschied machen. Die Webdichte ist 40/10, die Kettlänge 2,30m. Als Kette und Schuss dickes Baumwollhäkelgarn mit 115m/50g. Das sind die kleinen Knäule mit dem richtig fetten Faden. Der Rahmen ist 25cm breit und die Handtücher sollten in etwa doppelt so lang wie breit werden.

Das Muster heißt "Turned Taquete" und ist eine Art Schattengewebe, bei dem immer 2 kontrastrierende Farben zusammengepackt werden, um diesen Schatteneffekt zu erzeugen. Gewebt wird einfarbig in den einzelnen Segmenten.

Ich habe viele Bilder gemacht, weil ich gleichzeitig an der Anleitung zum Einrichten an unserem Weberknecht schreibe. Es war ein sonniger Tag und ich weiß immer noch nicht, ob ich die Bilder überhaupt verwenden kann, denn ich bin noch gar nicht dazu gekommen, die Anleitung anzufangen, geschweige denn, überhaupt die Bilder zu betrachten.

Angefangen mit den Handtüchern habe ich mal wieder am Computer. Vorher bin ich durch mein Baumwollgarnlager gegangen, um zu schauen, was für Farben ich habe. Dann kann ich die am Computer gleich testen. Heute wird das keine Schritt für Schritt Anleitung zum Nacharbeiten, sondern "nur" das Zeigen von speziellen Schritten, um die Projektanleitung etwas besser verständlich zu machen.

Im Prinzip ist das Muster ein bisschen baukastenartig. Die Kette kann man zwar nicht ändern, aber beim Schuss kann man die Blöcke variieren, so dass man unterschiedliche Gesamtbilder erhält

Das Muster habe ich für den Weberknecht so transformiert, dass man die Musterscheiben 1:1 so aufstecken kann und auch die Schüsse mit den Einstellungen an der Walze zusammenpassen. Man kann die Patrone (das kleine Kästchen unten rechts) auch drehen, spiegeln oder auch auch oben oder links setzen, aber die Walze wird von rechts nach links bestückt und beim Weben setze ich einen Schuss über den vorherigen. Deshalb unten rechts.

Die Kette habe ich für ohne Fransen wieder mit einem Hilfsfaden am vorderen Peitschenstab befestigt. Der Kettabfall ist da sehr gering.


Als nächstes 3 Schüsse mit dickem Garn, um die Abstände gleichmäßiger zu verteilen. Ich habe da viel bei Kate von Ashford abgeschaut, die das sehr schön, einfach und verständlich erklärt. Wenn man den Ton ausschaltet, kann man sich auch sehr gut auf die Handgriffe konzentrieren. 
zuerst die 3 Schüsse in (normalerweise) Leinwandbindung einlegen, dann alle 3 miteinander anschlagen. Ich habe wegen dem dicken Garn die Aufteilung etwas gröber gewählt und immer 2 Fäden zusammengelegt.

für den Saum dünnes Baumwollhäkelgarn in 2 Leinwandschüssen, einen langen Faden (ca. 4x Webbreite) außen hängen lassen und mit diesem im überwendlichen Stich den Anfang sichern. Ich habe ihn hier in entgegengesetzter Richtung gemacht, so dass die beiden Reihen wie ein kleiner Zopf aussehen. 

wenn der Saum gewebt ist oder bevor man anfängt, das Gewebe auf den Warenbaum zu wickeln, ziehe ich die dicken Anfangsfäden, die als  Ganzes noch am Knäuel hängen, wieder heraus. 

Und dann kann das Weben losgehen. Den Saum habe ich 20 Schüsse hoch gewebt, das sind so etwa 5cm. Für die Muster habe ich ausnahmsweise ein Bandmaß mitlaufen lassen, weil ich ja eine Angabe für Projektdatei brauchte. Mit einer Farbe habe ich dann 25cm gewebt, dann die Farbe gewechselt, wieder 25cm im anderen Muster gewebt und am Ende wieder 20 Schüsse für den Bund gemacht. 2 Schüsse zusätzlich, die ich wie am Anfang mit dem überwendlichen Stich gesichert habe. Normalerweise reicht dafür eine Reihe, aber ich fand dieses Zopfmuster so hübsch 😉 Noch einmal fest anschlagen, damit das schön zusammengeschoben ist. Den dünnen Schussfaden kann man hier mit einem kurzen Ende abschneiden, er muss beim nächsten Tuch wieder ein langes Stück überstehen haben, um den nächsten Anfangssaum zu sichern.
Dann habe ich mein Maßband (ein Papierband aus dem Baumarkt) als Schuss eingelegt und wieder 2 Schüsse, die mit dem überstehenden Faden gesichert werden.
Den Saum weben, das Handtuch und das Ganze noch ein drittes Mal. Ich hätte beim dritten Handtuch die Streifensequenz ändern sollen, anstatt einfach nur die Farben vom ersten auszutauschen. Zumindest hängen sie nun so rum, dass die Farben auf dem Kopf stehen. 🤷‍♀️ 
Das Maßband kann, genau wie die dicken Fäden am Anfang, nach ein paar Schüssen wieder rausgezogen werden. Ich brauche es, um beim nächsten Handtuch die Länge abzumessen.

Wenn das Ende der Kette erreicht ist, der dritte Saum gesichert, kann man die Kette abschneiden. Die Kettreste nicht wegschmeißen!
mehr geht nicht zu weben. Wie bei einem normalen Webrahmen, wo sich das Fach irgendwann nicht mehr richtig öffnet, drücken hier die Fäden auf die Kettheber. Um die Musterscheiben nicht zu beschädigen, ist es besser, rechtzeitig aufzuhören.

Kettreste, ca 30-40cm lang, weil sie um den hinteren Peitschenstab geschlungen wurden.

3 Handtücher am Stück. Der Tisch ist grade lang genug 😎

schön zu sehen, die freie Fläche, wo das Maßband drinlag

hier werden die Handtücher nun getrennt

die Webanfangsfäden nach innen legen

den Saum umschlagen
und ein zweites Mal umschlagen. Ich habe den ersten Saum mit dem Schussfaden vom Saum festgeheftet. 

weil mir das aber mit 3 Lagen sehr dick war, habe ich die Fläche noch mit einem Zierstich bestickt und die äußeren beiden Randschüsse auch noch einmal zusätzlich übernäht.

Jetzt kommen die Kettreste zum Zug. Letztes Weihnachten hatte ich mir ein Spielzeug zum Kordeln gekauft und damit auch schon Bänder für meine Küchenhandtücher gemacht. Aber jeder hat halt nicht so ein Spielzeug, es musste eine Lösung ohne Hilfsmittel her. Die bunten Farben der Kettreste haben mir mal wieder zur rechten Zeit eine Idee beschert. 

von 4 Farben je 2 Fäden geschnappt

Am Anfang eine feste, aber lösbare Schlaufe gemacht und an der Klammer zum Webrahmen befestigen eingehängt und dann einen 4strandigen Zopf geflochten bis die Fäden sich nicht mehr flechten lassen. Die Schlaufe vom Anbinden wieder lösen

diesen Zopf mit einer relativ großen Schlinge nach außen stehend auf den noch offenen Saum legen (ich hasse es, wenn ich bei einem Handtuch erst die Minischlaufe suchen muss um sie dann über einen Haken zu fummeln!)  Die losen Enden des Aufhängers sind irgendwie ungleich lang, aber das macht nichts.
Und jetzt wird der Saum wieder 2x umgeschlagen nur eben mit dem Aufhänger darin 

Weil es diesmal etwas dicker ist und auch der Aufhänger im Inneren nicht verrutschen soll, habe ich das Ganze diesmal mit Stecknadeln befestigt. 
der Zierstich hat hier gleich noch einmal die Zusatzfunktion, die Fäden in der Mitte zu fixieren. Und weil der Aufhänger fast über die ganze Breite einliegt, hält er auch bombenfest.
Die eingewebten Fäden lasse ich immer bis nach dem Waschen überstehen und schneide sie erst danach ab.
Ich habe beim Saum sichern nicht nur mit unterschiedlichen Mustern gespielt, sondern auch mit einer anderen Farbe. Wenn ich eine Naht nicht verstecken kann, warum sie nicht  betonen?

Die Handtücher sind inzwischen schon im Einsatz gewesen. Als ich mir das erste Mal daran die Hände abgetrocknet habe, fand ich sie fast zu klein, aber was sollen sie machen? Der Besucher soll sich einmal, vielleicht 2 oder 3x daran die Hände abtrocknen und dafür sind sie auf jeden Fall gut. Das kribbelbunte macht sie zu einem Blickfang im Bad. Ich finde sie lustig und wenn ein Kind sowas für mich gefertigt hätte, wären sie mir sehr wert! ♥ 

Nachtrag November 2023:
Da es immer wieder Fragen gibt, wo man einen kompletten Weberknecht kaufen kann, gibt es jetzt eine Extra Seite




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