Sonntag, 7. Dezember 2025

Waid, färben mit extrahiertem Pigment

Mein Pigment, die Farbe aus meinem Waid, ist in lagerfähigem Pulver gesichert. Nun will ich es wissen. Färbt mein Pigment, also am Ende mein Waid, der sich inzwischen ordentlich im Garten ausbreitet? Ich verpasse es jedes Jahr, die Samen zu rechtzeitig zu ernten. Dieses Jahr habe ich es gezielt beobachtet. Es zieht sich ziemlich lange hin, dass sich die Samen nicht einfach vom Gestrüpp abtreifen lassen. Und zack, auf einmal kommt ein Wind und die Samen fliegen durch den Garten bis zu den Nachbarn.

Im Jahr nach der ersten richtigen Blatternte habe ich mich noch gewundert, weil schon wieder Blüten und Samen zu sehen waren. Der Waid ist zweijährig. Selbst wenn ich ihn gezielt ausgesät hätte, dürfte er erst im nächsten Jahr blühen! Ich habe wohl unbeabsichtigt einen Rhythmus in Gang gesetzt, der mir jedes Jahr aussät, so dass ich auch jedes Jahr frische Blätter zum Färben habe, und einige Pflanzen Blüten treiben und Samen abwerfen. 

Um meine selbst geerntete Farbe nun zu testen, muss ich was färben. Zwei unterschiedliche Extraktionen, einmal wild und kopflos und einmal genau dokumentiert, die Färbekraft muss doch unterschiedlich sein!? Damit ich gut vergleichen kann, habe ich von der zweiten Extraktion genauso viel Pulver abgewogen, wie ich von der ersten bekommen habe. Und dann habe ich von meiner Höllenwolle 2 Stränge mit je 50g gewickelt und gewaschen. Ich bekomme es aus der Spinnerei auf Konen gewickelt und da ist noch so viel Spinnöl drin, dass das Garn recht gelblich aussieht und sich sehr rauh und sogar derb anfasst. Ist das Spinnöl raus, ist die Wolle richtig schön weich (nicht kuschelweich, eher samtig) und um einiges heller.

Weil alles irgendwie nirgendwo gesammelt steht, oder ich es so nicht herauslese, habe ich mich da Schritt für Schritt durchgewurschtelt und Informationen gesammelt. Gelesen, übersetzt, nochmal gelesen, eine andere Quelle durchsucht und wieder gelesen. Und eigentlich immer den Kopf geschüttelt, weil ich es nicht verstanden habe. 

Bei Jenny Dean steht bei den Vorbereitungen schon wieder Soda. Soda? Schon wieder? Das brauche ich doch nur, um die blaue Farbe aus der Pflanze zu holen. Wenn ich diese nicht getrocknet hätte, wäre der nächste Schritt, nachdem der Schaum sich gesetzt hat, gewesen, Entfärber in den Topf zu geben, damit ich mit dem Färben loslegen kann. Es hat ein Stück und panische Nachfrage wieder bei Ulrike gedauert, bis der Groschen gefallen ist. Und nachdem ich es verstanden habe, ist es auch total logisch: Durch das mehrfache auswaschen vom Pigment, also Wasser ablassen und frisches hinzufügen ändert sich natürlich durch das Verdünnen der ph-Wert auch wieder (das hoffe ich zumindest, Chemie war nie meine Stärke. Und ich werde das im nächsten Jahr auch testen und das abgelassene Wasser mit Teststreifen prüfen) Falls das nun aber chemischer Quatsch ist, werde ich das komplett ignorieren, dass das falsch ist. Es macht für mich so Sinn und damit ist es logisch, dass ich das nun wieder angerührte Pulver kontrolliere, bevor ich blind weiter gehe.

Also das Pigmentpulver wird mit etwas warmen Wasser (100ml) eingeweicht und zu einer Paste verrührt. Ph-Wert messen: 7,0 Danach habe ich es mit Wasser aufgefüllt, bis ich ungefähr einen Liter hatte. Schön ruhig durchrühren, bis das Wasser eine gleichmäßige Farbe hat. 

Ich habe nur Platz für einen Färbevorgang am Stück und ich fürchte, wenn ich beide parallel gestartet hätte, wäre ich auch komplett durcheinander gekommen. Also habe ich mir beim ersten alles aufgeschrieben, was, wann, wie viel. Ein alter Briefumschlag war mal wieder mein Protokoll 🙈


Beim ersten Lauf war der ph-Wert am Anfang 7 und ich habe wieder überlegt, schrittweise hinzugeben und rantasten, anstatt vom letzten Vorgang zusammenzählen und alles auf einmal einzurühren. 10g Soda, umrühren, messen und schon war mein Wert bei 11. Gut, dass ich vorsichtig war! 😏
Jetzt habe ich meinen Färbetopf mit diesmal nur 5l Wasser auf 50°C aufgeheizt und jetzt vorsichtig die Pigmentsoße in den Topf fließen lassen. So, wie man Fische ins Aquarium lässt. Also den Becher ins Wasser halten und langsam kippen, so dass sich die beiden Flüssigkeiten mischen können, ohne groß aufgewühlt zu werden. Es soll nun kein Sauerstoff mehr in den Topf, wie es beim Schaumschlagen benötigt wurde. Im Gegenteil soll nun der Sauerstoff entzogen werden und das geht mit Entfärber. 

Warum Entfärber? Wie gesagt, ist Chemie so gar nicht meins. Fast überall wird von Hydrosulfit oder  Natriumdithionit gesprochen. Ich kann mit den Begriffen nichts anfangen, aber es ist auf jeden Fall in Entfärber enthalten.

Vorher habe ich noch einmal den ph-Wert gemessen. Nun, mit 5l und 2l zum abkühlen war er bei 10, das habe ich so gelassen. Hier habe ich nun 20g Entfärber in den Topf gerührt. 
Und dann war ich ungeduldig. Ich habe den ersten Strang Wolle in den Topf geworfen, ohne zu warten, dass sich die ganze Brühe gelb färbt. 
 

Das Ergebnis war kaum Farbe auf dem Strang, aber ich habe mein Färbeschema durchgezogen: Wolle 5 Minuten ins Farbbad, 10 Minuten Pause. Nach jedem zweiten Farbbad erst ausspülen, dann Pause. Damit ich nicht dauernd in den Keller und wieder hoch laufen musste, habe ich mir eine Beschäftigung unten gesucht. Irgendwas findet sich ja glücklicherweise immer.
Zwischen den verschiedenen Bädern habe ich immer wieder Bilder gemacht. Beim ersten Farbbad mit einem ungefärbten Strang als Kontrast, um zu sehen, ob und um wie viel es nun dunkler wurde.
Der Tag war schneller rum, als gedacht und ich habe es grade so geschafft, meine Färbung mit meinem zuerst extrahierten Pigment zu beenden. Danach war aber auch die Luft raus 😉

 
erster und zweiter Zug, dann spülen
 
 
 
 

Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass sich hier was geändert hat, aber am Ende ist der letzte Zug doch dunkler, als der erste. Ob es wirklich so viele Züge braucht? Vielleicht nicht, wenn man genug Pigment hat. 🤷‍♀️

In der Woche drauf habe ich dann die zweite schon abgewogene Portion Pigment angerührt. Diesmal musste ich nicht mit Soda nachwürzen, der ph-Wert war schon 11. die einzelnen Züge habe ich 1:1 wiederholt, wie beim ersten Mal. Nur habe ich dieses Mal etwas länger gewartet, bis sich der Entfärber komplett aufgelöst hat. Allerdings ist es nach dem ersten Zug nochmal fast durchsichtig geworden 
 
Das, was da am Boden rumschwebt ist einfach nur Dreck, das war wahrscheinlich schon im Pigment noch mit drin, drum war das auch eher hellblau, anstatt von dunkelblau und damit passt natürlich auch mein Pigmentgewicht eher nicht. Gewogen habe ich es nicht im Nachhinein. Wenn ich weiß, dass es da ist, kann ich es in Zukunft mit einkalkulieren. Allerdings ist mir gerade so eingefallen, dass ich meine Waidblätter auch nicht gewaschen habe... Ein Punkt für das nächste Mal 

 
jetzt im Vergleich mit dem ungefärbten und dem fertigen Strang vom letzten Mal ist alles noch besser zu sehen. Wobei der rechte ja nun schon eine Woche in der Heizung hing und Zeit hatte, komplett zu trocknen.
eigentlich sieht man hier schon, dass ich da bin, wo ich mit dem ersten Pigmentauszug nach 10 Zügen war.


 

  
der Vollständigkeit halber auch hier 10x eingetaucht.

Und weil die knapp 2,5g halt nur hellblau gemacht haben, habe ich mit dem restlichen Pigment ein drittes Mal einen Farbtopf angerührt und wollte nun wissen, geht noch was, oder bleibt das so hell?
Wie heißt es so schön: ein bissel was geht alleweil und so auch hier
 
auch hier wieder 2x färben, dann spülen. Da hat es doch endlich mal richtig Farbe drauf gehauen! Der kleine Ministrang fiel mir ist mir zwischen Tür und Angel in die Hände gefallen. Der hatte vorher auch schonmal Waidfarbe gesehen.

ab hier habe ich nach jedem Spülen den Strang gewechselt, so dass alle beide nochmal Farbe abbekommen haben. Jeden Zug habe ich jetzt nicht mehr fotografiert. Aber mit diesem Ergebnis bin ich nu mehr als zufrieden.

Meine inzwischen 3 Waidbeete sind schon wieder gut nachgewachsen. Allein, dass sie nun eben nicht mehr wachsen würden, hält ich davon ab, rausgelaufen und die Schere zu wetzen. Aber ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr! Ich werde fleißig Pigment extrahieren. Je nachdem, wie groß die Ernte pro Beet ist, könnte ich das beetweise machen und mit kleinen Mengen arbeiten, oder wieder alles, was da ist. Die Töpfe sind dafür groß genug 😉




























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