Samstag, 21. August 2021

Tirval - oder: alles, was schief gehen kann

Im April hat mich Bärbel angesprochen, ob ich Lust habe für Saskia eine Mütze namens Tirval zu stricken, sie hat ein Schaf, das so heißt und fand es nett, eine Mütze zu haben, die heißt, wie das Schaf... Saskia kenne ich nicht persönlich, aber sie hat mit Irina das Buch über die bunten Schafe geschrieben. Ich weiß also von ihr, was auf dem Buchrücken steht. Was mir gestern aufgefallen ist: nirgendwo ein Bild von ihr 😮 Aber irgendwie auch interessant, man hat so gar keine Vorstellung und keine Be- oder Verurteilung. Komplett neutral. So sollte man eigentlich jedem Menschen gegenüberstehen, ohne sich durch Äußeres beeinflussen zu lassen.

Was ich ja so gar nicht kann: mich verkaufen, also meine Ware, meine Fertigkeiten. Jemanden anzusprechen, damit er etwas von mir möchte, ist für mich der blanke Horror! Wenn ich etwas habe, das da liegt und jemand es sich anschaut und nachfragt, ist das eine ganz andere Sache. Derjenige entscheidet, ob es ihn interessiert. Aber manchmal muss man auch über seinen Schatten springen. Was ist schon dabei? Schlimmer als, "Nö, will ich von Bärbel gestrickt haben", kann es nicht werden. 

Tja, und manchmal wird man eben auch positiv überrascht 😉

Bevor ich an Saskia geschrieben habe, habe ich mir die Mütze erstmal angeschaut. Bärbel hatte mir den Link von Jamiesons and Smith mit reinkopiert, aber ich habe sie auch auf Ravelry gefunden, denn Wolle hab ich genug. Und wie kompliziert oder teuer das nun mit Brexit ist, Wolle aus England zu bekommen, wollte ich in dem Moment nicht wirklich wissen.

Bild von Ravelry!

Die Mütze wurde von mir also für machbar befunden, also Saskia anschreiben und anfragen. Es kam ziemlich schnell und unkompliziert ein OK. Pff, alles andere ist wieder easy, Details absprechen. Soll ich eigene Wolle nehmen, oder passende besorgen? Färben? Und dann kommt von Saskia die Idee, doch auch die Wolle von Tirval zu verwenden. DAS ist natürlich das I-Tüpfelchen auf dem Projekt. Damit kommt (für mich) schonmal nur Färben mit Naturfarben infrage! Es ist immer noch April und die Schafschur dauert noch. Wir sind uns einig und ich kann mich schonmal etwas näher damit beschäftigen, wie ich diese 3 Farben färben will. Ich brauche goldgelb, rot und weinrot.

Das gold würde mir in Richtung mehr gelb besser gefallen, also ein bisschen mehr Sonne, weiß kann so bleiben. Für das knallrot wollte ich mich ein weiteres mal an eine Krappfärbung in Bramscher rot wagen. Für den Fall, dass das wieder nix wird und orange-rostrot wird, nehme ich das als Grundfarbe für das weinrot und überfärbe es mit Cochenille. Ich habe ja noch Lac Dye liegen, das ich schon immer mal ausprobieren wollte. Das soll ja knallrot werden.

Ein bisschen Zeit für mich zum Stöbern, nach Saskia, nach den Schafen, nach ein paar mehr Informationen so rundum. Ich stalke nicht wirklich Leute, aber manchmal bringen mir ein paar Zusatzinformationen Ideen. Persönliches kann mit einfließen, ohne dass es vordergründig sichtbar ist. Wie eine gute Schminke, die unterstreichen, aber nicht vorstechen soll.

Auf der homepage von Saskia finde ich reichlich Schafbilder, auch ein paar Lammbilder von Tirval und sie hat mir auch noch ein aktuelles geschickt. Aktuell, heißt als erwachsener Bock

er guckt so lustig in die Kamera! Ein hübsches Kerlchen ♥

auf dem Bild schaut er Caramel vom Hof Ebeling sehr ähnlich. Und ich denke, die beiden sind auch irgendwie miteinander verwandt? Müsste ich eben nochmal nachlesen... ja, es ist der Vater von Caramel. Die Familienähnlichkeit ist unverkennbar! 

Knapp einen Monat später kommt von Saskia dann die Meldung: die Wolle ist geschoren, wo soll ich sie hinschicken? Ja, am besten zu mir 😂

Waschen in zwei Schüben

Erste Fuhre

und zusammen mit der zweiten Fuhre

hier ist mir dann aufgefallen, dass gar nicht alles so weiß ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Und, wenn ich mir das Gesamtbild so anschaue, wirkt es optisch anders, als ein geschorenes Vlies. Ich wusste bis dahin nicht, dass es gerauft war und hätte dem auch kaum eine Bedeutung beigemessen. Ich fange ja beim Spinnen immer mit dem einfachsten Schritt an, direkt aus der Flocke. Falls das nicht so gut geht, schaue ich, warum. Hier hatte ich nach dem Waschen an der Raufseite einen leichten geschlossenen Ballen und oben geschlossene Spitzen, die in Locken ausgelaufen sind. Ich habe diese Wolle automatisch auf die Kämme gesteckt, weil ich die Spitzen eh hätte öffnen müssen, dann kann ich sie auch direkt gleich durchkämmen.
beim Bilderstöbern nun sehe ich, es war auch vor dem Waschen schon so. Was bin ich mal wieder froh, dass ich immer so viele Bilder mache 😁

Weil die Vorbereitungen für das Bramscher rot so ziemlich eine Woche benötigen, fange ich damit an. Neue Beize ansetzen, Wolle abwiegen, beizen und ruhen lassen... 

Währenddessen haben die Birken auch endlich genug Blätter an den Bäumen, so dass ich mich ungeniert daran bedienen kann. Meine allererste Birkenblätterfärbung war knallgelb. Ich wollte es ja etwas heller. Birkensuppe anrühren und abwarten. 

Immer wieder zu warten war hier überhaupt so das, was am längsten gedauert hat. Nach 5 Tagen feucht ruhen für das Bramscher rot, kann ich den Krapp einweichen. Der muss auch wieder 2 Tage weichen. 

In der Zwischenzeit habe ich schonmal die weiße Farbe gesponnen, da muss ich ja auf nichts warten. Ich wasche immer mit einem Waschbad und einem Spülbad alles in altem Wasser. Damit bleibt immer noch ein Rest Wollfett in der Fasern, was beim Spinnen schön geschmeidig ist. Aber diesmal war es fast schon ein Flutschen! 😮 Hm, ob da die Beize richtig greift? Und die Farbe hält? Sehr unsicher über das Ergebnis, habe ich kurz entschlossen den kompletten Rest der gewaschenen Wolle in einen großen Topf mit Spüliwasser gesteckt und ordentlich eingeheizt. Heiß aus dem Pott, heiß durchgespült und geschleudert und wieder zum Trocknen hingelegt.

Zack, wieder ein Tag Verzögerung, zumindest zum Färben. 

Nach dem Trocknen bin ich nun zufrieden. SO kann ich weiter arbeiten. Helle Farben abwiegen und die Portionen für die beiden anderen Farben auch, jedes in getrennte Wäschenetze. Beschriften was wofür gedacht ist und zusammen in die Beize legen. 

Die Wolle für das gelb und das weinrot wird geschleudert, die für das Rot nur ausgedrückt. Sie muss ja eine Woche lang feucht gehalten werden. Ich hab sie dafür einfach in einen verschließbaren Zipperbeutel gesteckt, den kann ich immer wieder drehen, damit auch ja nix antrocknet. Geht super!

Das weiß ist also fertig und das gelb sollte doch nun auch soweit sein.

das war eigentlich nicht das, was ich erwartet hatte 😪 das sollte viiiel gelber sein!

also habe ich meine Tagetes im Garten geplündert. Viel war es nicht. Dieses Jahr will irgendwie alles nichts werden.

Links die Tagetesfärbung, rechts habe ich meine erste Portion nochmal in den Topf geworfen und meine Vorräte geplündert mit allem, was gelb färbt. Ich habe noch eine Tüte Ringelblumenblüten gefunden und ein bisschen Färberkamille und zur Sicherheit noch 3 Zwiebelschalen mit in den Topf gesteckt.

das wurde wieder nicht gelb, aber zumindest sieht es fast genauso aus, wie das Auld gold, dass ursprünglich laut Farbkarte vorgesehen war. Ich könnte fast wetten, wenn ich versucht hätte das gezielt so zu färben, wäre irgendwas anderes dabei rausgekommen, aber nicht DAS 🤣

Also bleibt es so, ich habe ja noch 2 andere Farben zu färben!

Anfang Juli (inzwischen) ist es dann soweit. Ich habe den Bramscher Färbetag so angelegt, dass er auf das Wochenende fällt. Da brauche ich Ruhe dafür, das geht nicht zwischen Tür und Angel. Es ist Sonntag und ich bin seit 5 Uhr auf und total nervös. Ich möchte eigentlich schon, dass das diesmal klappt. Das das Gelb mit so viel Nacharbeit dann doch nicht meine Wunschfarbe geworden ist, hat mir schon gereicht. 

Um 7 nach dem zweiten Kaffee bin ich dann in den Keller getigert. Augen zu und durch! Topf mit dem eingeweichten Krapp einheizen, Pottasche dazugeben und erfreut feststellen, dass es von orange zu rot mutiert. 

beim Vorbereiten hab ich gleich mal die Pottasche rausgeholt und mit daneben gelegt. Das hatte ich auch schonmal vergessen. Nachträglich dazugefügt, würde die Wolle zweifarbig, dunkler und heller


aufmerksam die Temperatur im Auge behalten. Nicht heißer, als 70°C, sonst wird es braun

Test mit Küchenkrepp: schaut ganz gut aus. Also Wolle dazu.
äähm... nein, das ist KEIN rot!  Nochmal ein bisschen Pottasche in den Pott und die Wolle wieder rein. 
DAS kommt schon eher hin! 
so wirds gesponnen.

Im Entspannungsbad habe ich ein bisschen Weinsteinrahm in das Wasser getan, weil im Rezept für das Bramscher rot was davon drinstand. Meine Beize ist aber mit Weinsteinsäure angesetzt. Der Rahm hat mir nun gewaltig eins ausgewischt und mein fast rot wieder leuchtendes Orange verwandelt! 
Also habe ich ein paar Läse gemahlen und vorsichtig mit Cochenille überfärbt *seufz
Cochenille wird auch eingeweicht, aufgekocht und über Nacht abgekühlt, es wird dann leicht gelig (gallertartig), wenn man das mit nur wenig Wasser macht. Wird zum Färben dann aber mit ausreichend Flüssigkeit aufgefüllt und färbt eigentlich schon recht intensiv.

In der Zwischenzeit habe ich dann auch das Lac Dye hervorgeholt und nachgelesen, wie es angewendet wird. Ich hatte irgendwie im Hinterkopf, dass es nicht so ergiebig ist, wie Cochenille. Ich habe eine relativ große Büchse, brauche aber für meine 50g Fasern nur ein paar Gramm. 
Es ist die erste Färbung bei diesem Projekt, die auf Anhieb funktioniert! 
mit der Cochenille war ich wohl etwas übervorsichtig, es ist etwas weniger leuchtend orange und ich fürchte fast, es hat zu wenig Kontrast zu dem weinrot. Aber so bleibt es nun!

alle 3 Farben zusammen gefallen mir sehr doch sehr gut
Das gold ist immer noch nicht gezwirnt, weil ich es gegebenenfalls mit der helleren Variante zusammen zwirnen will. Dafür muss nun aber erst das weinrot gesponnen werden

langsam fügt sich alles harmonisch zusammen

Aber ich habe wohl nicht sehr gut gespült, ich habe knallrote Hände beim Spinnen und zwirnen.

Nun muss ich entscheiden, ob ich das gold in dunkel nehme oder die hellere Färbung dazu packe. Ich entscheide mich kurzerhand für nur dunkel, weil es dem urspünglichen auld gold doch sehr nahe kommt. Jetzt bloß keine Experimente mehr! 


Und da habe ich endlich meine 4 Farben und denke: boah wat´n Gezicke beim Färben. Da liegen sie nun, als ob ich nicht zwischendurch fast verzweifelt wäre. 
Das Garn fasst sich weich an, ich bin zufrieden. 

Los, anstricken! Die Angaben in der Anleitung schien mir recht reichlich, also habe ich ein bisschen rumgerechnet und mit den Maschenmengen und Nadelstärken angestrickt, bei denen MIR die Mützen passen. Dafür musste ich im Muster ein bisschen rumstreichen, sonst würde die Mütze zu lang. 
Gemacht und am selben Abend gleich wieder aufgeribbelt  😮 😣 Ich konnte aber vorher noch feststellen, dass der Mützenumfang so passt. Was hat die Tante immer gesagt: nichts ist so schlimm, dass es nicht für was gut ist. 

Das Gestrick fasst sich irgendwie komisch an, irgendwie zu glatt. Shetlandwolle hat eigentlich einen eher samtigen Griff. Fair Isle Muster sind "normalerweise" mit Farbwechseln mit nicht mehr als 5 Maschen am Stück. Die Shetlander stricken das in der Länge ohne die Fäden hinten zu verkreuzen, weil sich das beim ersten Waschen leicht anfilzt und die Spannfäden damit auf der Rückseite fixiert werden.

Gezwirnt hatte ich das erste Garn auf meinem kleinen Mini-Elektro-Spinnrad. Ich habe eigentlich schon gleich gemerkt, dass es reichlich Drall hat. Habe aber alle anderen Farben dann genauso gezwirnt, damit die Garne nicht unterschiedlich werden. 
Aber SO wollte ich das nicht lassen. Also alles wieder aufribbeln, wieder mit dem Elektrospinner verkehrtrum zwirnen, damit der Drall etwas weniger wird. In Stränge wickeln, wieder ins Entspannungsbad, trocknen lassen neu wickeln und wieder anstricken...
Das weinrot  habe ich bei der Gelegenheit gleich noch einmal mit Schampoo gründlich ausgewaschen und es kam immer noch reichlich rote Farbe raus. Beim Stricken hatte ich einen schönen roten Strich auf dem Finger... drum. 
frisch entzwirnt 😏

Und wieder von vorn. Bilder gibt es dann ja bei mir keine mehr, bevor das Objekt nicht beim Empfänger angekommen ist, aber so kann man es ja mal zeigen.
Ich bin schon fast fertig, die Abnahmen für den Deckel kommen noch, dann ist gut. 

An dieser Stelle merke ich, dass ich noch reichlich Garn übrig habe. Zwischendurch habe ich immer mal wieder an Handstulpen in den verschiedenen Varianten gewerkelt und dann fallen mir meine Handstulpen ein, de ich von Bärbel bekommen habe, mit Schafen drauf (logisch). Mit einer Anleitung und Zählmuster dabei (cool). Aber nachgestrickt hat das bei mir damals ausgesehen, wie Kraut und Rüben. Liegt in irgendeiner Ecke!
Aber ich habe Fee und Vilma versponnen hier liegen, noch was dunkles dazu, da könnte man das Tirval Muster doch auch dreifarbig...?
An die Malmaschine und ausprobiert, Nadeln geschnappt und losgestrickt.
als dunkle Farbe habe ich Skudde english blue genommen, weil Vilma und Fee so recht keinen Kontrast zueinander haben. Im Bündchen schaut das hübsch aus, wie ein Schatten, aber oben im Muster fällt es kaum auf.

Dafür, dass sie diesmal nicht aussehen, wie Kraut und Rüben, sind sie sogar recht gut geworden. Leider nicht gleich groß. Gut, dass ich das vorher mit grau getestet habe! In der Zwischenzeit und noch einem anderen Paar Handstulpen hatte ich die Idee, den Rundenanfang nicht mitten im Muster anzufangen, sondern ihn auf hinter das angefangene Muster zu schieben. 
Für die Mütze ist das zu spät gewesen, aber die Handstulpen habe ich so gestrickt und das gefällt mir ganz gut. Werde ich im Hinterkopf behalten.

Und immer noch ist Garn übrig, vor allem vom weiß. Und ich habe ja noch ungesponnenes liegen.
Ab hier beginnt nun die "Trödelei" Zeitschinderei, denn die Mütze ist eigentlich fertig. 🤗 Was jetzt noch kommt, ist eigentlich eine Überraschung.
Was wäre eine Mütze mit Handstulpen ohne einen Schal? 

An drei Abenden habe ich die restliche Wolle gesponnen, als Single mit ein bisschen gutem Drall. Es sind noch ungefähr 100g Wolle übrig. Meine leichten Schals wiegen weniger! Das sollte reichen.

so ziemlich genau 100g, am Ende mit einem anderen Garn verlängert, damit der Drall nicht aus dem Ende verschwindet.  
 
entspannt ist jetzt noch mehr Krissel drin, als vorher 😮 
schonmal ne Gewebeplanung gemacht. Ich muss mich entscheiden, zwischen einem "normalen" Schal, komplette Länge, aber schmaler, weil ich noch was für den Schuss brauche, oder später dran gedacht, an einen Loop, in der vollen Breite. Ich habe mich für den Loop entschieden. Ich selber mag meine sehr gern. Und ich denke, wenn man draußen ist bei den Schafen (also im Winter), sollte man gut eingepackt sein, ohne drüber nachzudenken, ab man den Schal verlieren könnte, weil er irgendwo rumwurschtelt. Außerdem erinnert mich diese Art Schal an die Schäferplaids von früher, wo der Schäfer auch schonmal ein Lämmchen drin transportiert hat. Die waren natürlich viel größer und breiter, aber der Gedanke dahinter gefällt mir einfach so gut. Das ist es, was ich oben zu Hintergrund gemeint habe.
Beim Kette schären gleich nochmal geändert und die Randfäden in bunt eingezogen. Da die gezwirnt sind, sollte das gleich ein bisschen stabiler sein.

und wieder einmal ziehe ich längs und quer kurze Fadenstücken ein. Diesmal, logisch, aus der Tirval Wolle. Für einen gestrickten Schal hätte es nicht gereicht, aber so sind auf jeden fall die Farben passend.

Am Anfang und Ende noch einmal die bunten Garne...

... so dass der Schal einen Rundumrand hat. Es sind übrigens auch weiße Fäden mit eingewebt, nur am Rand habe ich sie weg gelassen. Die Fäden kreuzen sich willkürlich ohne Plan, aber immer wieder gefällt mir das dadurch scheinbare karierte Muster.

das letzte offizielle Bild: alle Fäden verstochen... eben wirklich alle 😄


Und da ist es nun, das komplette Set

mit Mütze
  
Schal

und Handstulpen



Ich war mir von Anfang an sicher, dass mir die Arbeit daran sehr viel Spaß machen wird und ich habe Recht behalten. Es hat viel Spaß gemacht. Immer, wenn ich etwas mache, bei dem schon von vornherein feststeht, für wen es ist, ist das immer etwas persönliches. Genauso, wie ich im persönlichen Gespräch mit einem Menschen, wo ich mich mit diesem unterhalte und nicht einfach ein paar Worte in den Wind rede.

Danke Saskia für diesen Auftrag. Es ist nie nur eine Mütze... 😎


Nachtrag 05.10.2021
Leider habe ich heute erfahren, das Tirval so krank war, dass er nicht mehr geheilt werden konnte und eingeschläfert werden musste. Es macht mich traurig um das schöne Tier 😥 Aber nun bin ich ein bisschen froh, dass ich mich so lange und intensiv mit ihm beschäftigt habe. ♥ 
Ruhe in Frieden kleines Böckchen! 🐏


Donnerstag, 13. Mai 2021

Bänder - oder: "geht nich so gut"

Bänder weben war für mich bisher: "geht nich so gut". Verschiedentlich probiert, so recht hat mir das Ergebnis nie gefallen.

Nu hab ich mir doch einen Bandwebrahmen gekauft. Auf dem Marktplatz und in den Kleinanzeigen habe ich nichts gefunden, zum selber bauen hatte ich mal keine Lust, also ist ein Neuer eingezogen. Ich bin mal wieder beim Neuseeländer hängen geblieben... Am Ende ist der Kostenfaktor immer noch das Zünglein an der Waage.

Bevor ich mich nun doch durchgerungen habe, noch ein Teil ins Haus zu holen, habe ich (natürlich) einiges vorher ausprobiert, das allerdings meinen Grundgedanken "geht nich so gut" eher verstärkt, als abgebaut hat. 

Als erstes sollte ein Band für die Pommerntasche her. Auf dem kleinen Kinderwebstuhl, den ich dafür etwas geliftet habe. Also die beiden Webkämme raus, das Anschlagblatt weg. Nur der nackiche Rahmen. vorne ein Warenbaum, hinten ein Kettbaum. Das muss doch gehen! 

Ja, so "irgendwie" geht das schon. Und eigentlich hätte es so funktionieren müssen. Aber es war einfach nur Gefrickel! 

Vielleicht, weil das Halten des Webkamms in der Position, damit ich mit dem Schiffchen durch komme, so anstrengend war? Am meisten hat mich geärgert, dass ich es nicht gleichmäßig in der Breite hinbekommen habe. Wie fest zieht man den Faden an? Ja, bis der Querfaden nicht mehr zu sehen ist, das ist klar. Aber nur bis dahin, oder doch fester? Die Breitenschwankung in diesem Fall hat mich das Teil in die Ecke stellen lassen. Damit wurde aber auch die Tasche in die Ecke geschoben, obwohl dafür so ziemlich alles fertig war. Bis eben auf das Band.

Unbelehrbar, wie ich nun mal bin, habe ich einen kleinen Miniwebrahmen entdeckt. Nicht so flach, wie sie heutzutage sind, sondern schon mit einem kleinen Untergestell und einem Webblatt, statt diesem Dreh-wipp-dingens, bei dem man nie ein gescheites Fach hinbekommt. Putzig, schmal... und viel zu leicht! Und vor allem so klein, dass ich es nicht mal irgendwo festklemmen kann, damit es wenigstens ein bisschen Halt bekommt. Dieser Rahmen war vorgesehen zum Brettchenweben. 

Brettchenweben ist auch Bändchenweben, aber nicht mit einem Webblatt, wie am Rahmen, sondern mit doppelt so vielen Fäden auf die gleiche Breite. Und ich kann (wenn ich das irgendwann mal durchschaue) jedes einzelne so verdrehen, dass es coole Muster bildet. Beim Weben mit dem Webblatt habe ich nur eins hoch, ein runter. Will ich extra Muster, muss ich diese Fäden mit der Hand zusätzlich heben. 

Ich habe mal, als ich an meinem großen Webstuhl die erste Kette abgewebt hatte, die Reste aufgehoben, grün und weiß. Damit und mit aus Pappe geschnittenen kleinen Kärtchen habe ich einen Erstversuch im Brettchenweben gestartet. Der Erfolg war mäßig. Ich habe mich dauernd beim vor- und zurückdrehen verzählt und irgendwann, kurz vor meinem Geduldsfaden, sind einige der Kettfäden gerissen. Die Baumwolle war wohl doch etwas zu dünn und weich. 

Was mich am meisten mit gestört hat, war, das ich nie wusste, welche Seite ist nun oben? Muss ich vor, oder zurück drehen? Es gibt Webbrettchen zu kaufen, da steht an jeder ecke eine Zahl. Super, damit müsste es doch gehen!? Nur leider stehen die Zahlen auf der Seite und die Brettchen sind so eng zusammen, dass man die Zahlen gar nicht lesen kann! 

Einmal mehr Kettreste. Diesmal Cottolin 22/2 aus dem ich Küchenhandtücher gewebt habe

Eines der ersten Dinge, die ich für den 3D Drucker gezeichnet habe, waren also Webbrettchen. Die ersten noch, weil sie halt so aussehen. Und dann ist mir die Sinnlosigkeit der seitlichen Zahlen wieder eingefallen. Und ich habe mir anderweitig beholfen.


Ich habe einfach Zacken in die Seiten gemalt! Oben sieht man noch die rechten von den orangenen haben das noch nicht, die sind, wie die Originalen. Und nun hat jede Seite 1 bis 4 Rillen

Damit habe ich dann mal einen Versuch gemacht.

Als Muster habe ich auf eine Seite zurück gegriffen, auf der ich es für Deppen wie mich ganz gut erklärt fand:
Die Ränder, die komplett einfarbig sind, habe ich mit roten Brettchen gemacht, die Mitte aufgeteilt in links und rechts mit blau und orange.
Zum Aufwickeln auf den "Kettbaum" Holzlatten dazwischen gelegt, damit die Kette auch eine gute Spannung hat. 

Auch hier ging das Weben nicht so, wie ich mir das gedacht habe. Die Brettchen haben sich beim drehen verhakt. Zerfix, aber auch hier: "geht nich so gut". Das der Rahmen sehr leicht ist, stört gar nicht mal soo sehr. Man muss ja nichts heben, oder senken und halten. Also noch was für die Ecke.

Und jetzt hab ich mich endlich doch nochmal mit einem Bandwebrahmen beschäftigt. Ach, was solls, ein Teil mehr oder weniger... Wichtigste Frage, weil ich immer wieder Suchanzeigen gesehen habe, wo nach 5 und mehr Metern gefragt wurde. Wofür brauch ich das. Muss ich auch dringend 5m weben können? Bisher bin ich tatsächlich ohne Bänderweben nicht unglücklich gewesen und habe es auch nicht vermisst. Aber trotzdem habe ich nicht den kleinen genommen, sondern schon den mit möglichen 2,80m Bandlänge. 2,80m, das ist nicht ganz 2x ich. Doch, ich denke, damit kann man schon einiges abdecken. Und vielleicht, wenn es ums verrecken doch nicht reicht, kann man ein paar Stäbe dazwischen packen? 

Als erstes habe ich aber keine neue Kette aufgezogen, sondern meine angewebten Bänder auf den Rahmen gebracht. Erst die Pommern.

was mich erstaunt hat, war, dass ich offensichtlich doch schon ganz schön viel gewebt habe. Auf jeden Fall über die Hälfte. Das Webblatt habe ich auf die schnelle nicht rausbekommen, weil hinten ein Knoten  und Schlaufen in der Kette waren. Also habe ich ihn dringelassen und damit auch weiter gewebt. Das Heben und Senken, war durch den schwereren Rahmen gar nicht mehr so schlimm.

Aufwändiger war es, das Fach gut zu öffnen, weil die Pommernwolle ganz schön gehakt hat. Aber mit der Hand ging das ganz gut zu trennen.
Der Grund, warum ich auf dem ersten Gestell aufgehört habe: eine gleichmäßige Breite habe ich nicht hinbekommen. Und auf einmal hat es doch ganz gut funktioniert. Der Rest vom Band ist fast überall gleich breit und das so ziemlich ab dem Punkt, an dem ich auf den Bandwebrahmen gearbeitet habe.
Ich könnte immer noch mal fester oder weniger fest anziehen, aber alles in allem hält sich das doch recht ausgeglichen.

Nun war ich neugierig, ob das mit dem Brettchenband auch funktioniert.
Die Krux ein fertig geschärtes Webstück von einem auf ein anderes Gerät zu bringen ist, nix zu verdrehen. Die Brettchenkette war glücklicherweise nur grade mal einen halben Meter lang. Und auch die habe ich irgendwie mit tricksen aufgezogen bekommen. Gefrierbeutelclips sind einfach universell einsetzbar! 
 
vom alten auf den neuen Rahmen. Das Gewebe links schaut schon etwas ranzig aus. Ich sag ja immer wieder: "geht nich so gut" Vielleicht sollte ich das doch einfach mal akzeptieren!? Ein paar Mustersätze auf dem Bandwebrahmen zeigen allerdings doch ein recht regelmäßiges Muster. 
 
Nach dem Einzug  habe ich das schon wieder voll aus meinem Gehirn gestrichen, wie das aussah, aber irgendwie nicht so, wie links. Beim drunter gucken entdecke ich endlich, was ich suche. Yay, ein Muster! Ja, ich denke, so hat das ausgesehen. Geht ja doch! Noch nicht gut, aber auf jeden Fall besser, als vorher.

Merkzettel für mich:

Bandmuster erstellen für Kammweben:
https://webekamm.de/mustermachen.php

Bandmuster erstellen für Brettchenweben:
http://www.guntram.co.za/tabletweaving/gtt.htm

Bandwebstuhl bauen:
https://strick17.blogspot.com/2012/12/bandweben-mit-dem-inkle-loom.html
https://www.holzundleim.de/2020/11/ein-inkle-loom-fuers-bandweben-selbstgebaut/