Freitag, 26. Januar 2018

Blut geleckt

An all diejenigen, die mir immer so stolz ihre Garne präsentieren, die sie mit der Handspindel geponnen haben: nun habt Ihr es geschafft und mich mit diesen kleinen Handdingern angesteckt!
Eine selbst gebastelte Spindel verbunden mit einem Garn, dass mir so gar keine Freude bereitet, hat mich trotzdem Blut lecken lassen. Und nun seht, was Ihr angerichtet habt:
Eine Bambusstricknadel 8mm aus einem Paket mit Filzwolle (vom ALDI übrigens. Bei allen anderen sind immer Plastiknadeln drin, wenn überhaupt), uraltes Malerkrepp, das so richtig kreppig ist und nicht so platt, wie man es heue zu kaufen kriegt und ein nicht ganz so alter Kettenanhänger in Form einer runden Scheibe haben gereicht, um meinem Bastlerhirn ein bissel Gehirnjogging zu verpassen. Die Idee war (und ist es immer noch) eine Spindel zu basteln, die man auch für unterwegs in eine nicht übermäßig große Transportschachtel packen kann. Also Spinnen-to-Go quasi... oder Spinnen für die Handtasche
An dieser Stelle habe ich gemerkt, dass ich mit der Spindel andersrum drehe, als mit dem Spinnrad. So ein Mist, nun kann ich die Fäden gar nicht miteinander kombinieren. Sollte ich doch versuchen, anders herum zu spindeln? Ist ein ganz schöner Fingerbrecher, aber im Moment bin ich ja noch am Anfang und habe noch gar keiner Routine. Es sollte also möglich sein.

So ganz nebenbei, denn beim Spindel kann man wirklich schön die Gedanken rennen lassen, weil man die Finger, das Garn und die Spindel immer im Auge behalten muss, habe ich über die Reisemöglichkeit nachgedacht und habe meinen Blick etwas schweifen lassen...

Mein Chef hat mich letztes Jahr besucht und mir und meiner Kollegin Mitbringsel mitgebracht... Pralinen. Die Pralinen waren fix gegessen, aber die Schachteln lagen noch rum, die sind nämlich aus Blech. Sowas schmeißt man (nein, ich) immer noch nicht so leichtfertig weg.
die sind doch einfach viel zu schade, um sie wegzuschmeißen! Ich habe ca. eine halbe Stunde Spinnen gebraucht, um sicher zu sein, dass nur Blech wohl eine recht laute Angelegenheit wird. Erst recht, wenn da eine Glasschale drin liegt. Also muss zumindest die Schachtel für das Werkezeug ausgepolstert werden.

Doppelseitiges Klebeband und 3mm Trittschalldämmung vom Laminat verlegen haben Abhilfe geschafft. In die andere Box habe ich mal versuchsweise so viele Rolags reingequetscht, wie ohne noch größere Gewalt reingehen. 4 ist ne gute Anzahl, für mich dürfte das Beschäftigung für mindestens 6 Stunden sein. Nachschub kann man ja ins Gepäck stecken.

Die schwarze Scheibe ist übrigens aus Gummi, dort kann ich bei glatten Oberflächen die Glasschale draufstellen und sie rutscht nicht weg, oder klappert nicht.

Inzwischen habe ich mir auch eine "richtige" Laufschale gebastelt, damit die Spindel beim Drehen nicht auf Wanderschaft geht.

Nun für die Nicht-Spinner: Es gibt zwei Arten von Handspindeln (Experten werden Aufschreien und sagen: Nein, mehr! Mir egal. Für mich gibt es zwei). 
Bei der einen hängt die Spindel in der Luft, also an ihrem Spinnfaden, wird angeschubst und man kann oben aus dem Buschel Wolle immer schön rausziehen und so den Faden verlängern. Die Spindel wandert dabei immer weiter nach unten, bis die Arme zu kurz sind und die Spindel den Boden berührt.
Die anderen sind Spindeln, die man mit der unteren Spitze in eine Schale stellt, sie locker zwischen den Fingern hält und ihr auch einen Schubs gibt, so dass der Faden sich verdreht. Hier bleibt die Spindel, wo sie ist aber die Arme werden auch irgendwann zu kurz. Der Vorteil hier ist: die Spindel kann (eigentlich) nicht runterfallen... auf den Fuß etwa, weil man barfuss solche Sachen macht (wieder: ich). 
Mir hat übrigens dieses Video dazu sehr gut gefallen! 

Zurück zur Laufschale: ein Teelichthalter aus Glas, erst der bauchige ganz oben, dann später ein kleinerer sollten eigentlich gut gehen. Tun sie im Prinzip auch. Und weil ich immer sehr intensiv stöbere, wenn mich etwas brennend interessiert, habe ich gesehen, das andere (nicht alle) eigentlich auch aussehen, wie Teelichthalter. Und trotzdem habe ich die kleinere und vor allem leichtere der beiden hergenommen und etwas gefüllt. Mit lufttrocknendem Ton. In der Mitte eine schöne runde Mulde reingeformt, nicht zu spitz, nicht zu flach.

Merke für das nächste mal: 
- in kleinen Mengen einfüllen und immer wieder trocknen lassen, sonst gibt es Risse. 
Und: 
- Lackieren erst, wenn der Ton trocken ist, sonst wird der Lack nicht fest! oder braucht ne Ewigkeit.

Weil das Spinnen nun auf einmal doch funktioniert hat, habe ich zuerst meine letzte Handpsindel rausgesucht, die eigentlich im Hängen gesponnen wird. Habe sie kurzerhand umgedreht und auf dem Haken tanzen lassen... funktioniert auch  😉😝

Und weil ja auf so eine kleine Spindel nicht die Welt an Garn passt, zumindest spinne ich noch kein Nähgarn damit, habe ich mir flugs noch zwei Spindeln bestellt... *luftgugg
Wie man sieht, sind die natürlich zu lang für meine tolle Reisekiste. Da werde ich wohl noch was erfinden müssen.

Aber das Anspinnen konnte ich nicht lassen...
Bei beiden Spindeln war ein buntes Päckchen Wolle dabei, die Weiße habe ich mir für die Kreuzspindel rausgepickt. Ging ganz gut.
für diese Schönheit habe ich eine andere Schönheit hergenommen. Ich habe nämlich diese Woche ein Tauschpaket bekommen. Hergegeben habe ich Wolle von meinem Schäfer und Pommernwolle und bekommen habe ich Kerry Hill. Ein Stück Vlies bei dem die Fasern wie Federn sind. Nein, nicht so leicht wie Kükenfedern, sondern so gedreht, wie Metallfedern! Strecke ich eine Locke, wird sie locker doppelt so lang. Dabei macht sie aber einen leicht robusten Eindruck. Auf der Spindel spiele ich nur, der Rest wird auf dem Rad gesponnen. Auf dieses Garn bin ich mal gespannt...
Für den ersten Test habe ich mir einfach ein kleines Stück aus der Tüte geholt, lang gezogen und gesponnen. Der Faden ist nicht einmal gerissen, obwohl ich wirklich in der Luft gesponnen habe. Aha, so geht das also 👍 Endlich verstehe ich auch das mit dem Gummibandeffekt beim langen Auszug.
Nun wollte ich mal probieren, wie sich das spinnt, wenn man es kardiert. Also habe ich ein paar Fasern über das Brett gezogen und damit ich weiß, was was ist, habe ich hier ein bissel rot aus dem Päckchen dazwischen gelegt.
Es ist tatsächlich ein bisschen von meiner Tagesform abhängig, wie gut es geht. Nach der Arbeit ist der Kopf ausgebrannt und die Finger machen nicht, was sie sollen. Da merkt man schon, das die Routine fehlt. Ich hoffe mal, das kommt irgendwann.

Die beiden Spindeln oben waren eher günstig. Wenn es nicht funktioniert hätte, wäre der finanzielle Verlust zu verschmerzen. Aber da es nun voraussichtlich gut läuft, habe ich mir noch diese beiden Schätzchen gegönnt. Waren die ersten Schönheiten, sind dieses Göttinnen:
Ein Traum aus Rosenholz mit Ahorn links und Riegelahorn rechts
Übrigens ist einer meiner Grundgedanken zum Auseinandernehmen, dass man im Idealfall das runde Dingens am Ende entfernen kann, der Faden bleibt, wo er ist, nämlich auf dem Stab. Das Rundteil wird auf einem anderen Stab befestigt und man kann fröhlich weiter spinnen. Man braucht dann zum Verzwirnen kein Extra Gestell, auf dem sich die Handspindeln drehen lassen sondern stellt sie einfach in eine Lochleiste fixiert sie oben mit einer zweiten und los gehts.
Was ich in meiner alten Firma, wo ich noch konstruieren durfte, gelernt habe: Verwende Normteile, wo es geht. Sie sind günstig, schnell zu beschaffen, wenn man mehr braucht und wenns gut kommt, kann man sie auch für was anderes missbrauchen.
Stricknadel mit einer Spielzeugscheibe aus dem Metallbaukasten. Das wäre eigentlich das ideale Prinzip mit den idealen Teilen, um meiner Vorstellung zu entsprechen. Schraube auf, Rad runter, auf die nächste Nadel, weiter.
Ich bin allerdings noch nicht fingerfertig genug, um damit perfekt umzugehen, dieses Spielzeug wiegt weniger als 10g 😂 Es ist wohl üben angesagt. 

Und? Seid Ihr nun zufrieden, dass Ihr wieder eine infiziert habt??

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