Sonntag, 14. Januar 2018

Gastbeitrag für driftwool

Irina von driftwool hat mich um einen Gastbeitrag gebeten, bei dem es um Wolle geht. Und zwar um Wolle, die Überraschungen bereitet. Ob nun "Katze im Sack" oder 08/15 mit total überraschendem Ergebnis.
Spontan hatte ich zwei "Wollen" im Kopf. Meine Nr. 81 von meinem Schäfer around the corner für die Überraschung und ein Vlies vom Pommernschaf, dass ich auf den Kleinanzeigen gefunden habe.

Weil ich das Pommernschaf nun schon in der fb Gruppe recht ausführlich beschrieben habe, ist es quasi schon fertig.



Ich habe in den Kleinanzeigen "schwarze Wolle von Pommernschafen" gefunden und weil mir ein Big Pack für 140,- zu viel an Wolle war und ich nicht blind so eine Riesenmenge kaufen wollte, habe ich mir 2 Stück bestellt. Es war kurz vor Weihnachten und es gab genug anderes zu tun, deshalb kam sie erst diese Woche. Ich habe ein kleines Stück rausgezupft und verarbeitet...

In den Sack reingeschaut, habe ich einen Riesenfilz schwarz mit braun gesehen. Ich habe keine Ahnung, ob das vorne oder hinten, oben oder unten ist. Weil sogar helle Vliese bei mir im Keller schwer zu fotografieren sind, habe ich es hiermit gar nicht erst versucht. Nur eben ein loses Ende gesucht und was runtergezupft...























Es lässt sich mal richtig schlecht fotografieren, außer einem schwarzen Fleck ist auf den Bildern oft nicht viel zu sehen. 
Auf den ersten Blick sehe ich ein paar grobe Strohhalme, ein paar lose Nachschnitte und es fasst sich krümelig an. Ich vermute mal Sand.



Je nachdem, wie die Kamera das Umfeld erfasst, wird überraschenderweise manches Bild doch etwas besser 😉 Mein Zeigefinger ist ziemlich genau 7cm lang, darum lege ich jetzt immer gerne die Hand daneben, um einen kleinen Größenvergleich zu haben. Doch, das sind schon schöne lange "Locken"


Da meine aktuelle Probe schon verarbeitet ist, habe ich mir noch ein kleines Stück aus dem Sack geholt, um ein paar Eindrücke aufzufrischen:









Von der Ober- und der Schnittseite her sieht es sehr sauber aus, es riecht eigentlich so gar nicht nach Schaf, also so gar nicht nach Schafstall. Vielleicht, weil die Schafe bis kurz vor der Schur draußen waren? Und der gefühlte Fettgehalt ist eher gering. 



Kurz ausgeschüttelt, fällt nicht wirklich viel raus.


Weil es unter der Woche immer schon dunkel ist, wenn ich abends heimkomme, oder früh gehe, ist künstliches Licht nicht ideal, um Bilder zu machen. Aber Freitag ist der Tag, der nur halb so lang ist.

Also konnte ich bei Tageslicht endlich mal komplett auspacken und das kam das zum Vorschein. Entweder ist das schwarze ein Riesenschaf, oder das graue ein Winzling. Aber ich finde nix zu meckern, nix filziges, keine Popspartie. Ich habe keine Ahnung, warum das im Big Pack angeboten wurde wie Sauermilch!


























Ich vergesse es ja meist, aber dieses Mal habe ich ein paar mehr Bilder gemacht.
Beim Trennen ging es im hellen grau auf dem Rücken etwas schwerer, kann aber auch sein, das ich etwas hektisch war.

Gewaschen habe ich nach meiner Methode, die ich seit letztem Jahr für die Handwäsche bevorzuge: Regenwasser aus der Tonne (wasn Glück für den miesen Winter!) mit ein paar Spritzern Spüli, über Nacht drin liegen lassen und noch einen weiteren Eimer als Spülwasser gleich geholt. Regenwasser im Januar ist trotz fehlender Minusgrade sehr kalt! Also das Spülwasser gleich mit hinstellen, so ist es halbwegs gleich warm, wenn es gebraucht wird.

Getrocknet wird auf einem Etagenwäscheständer im Heizungsraum. Früh schnell gespült, mit der (extra dafür besorgten) Salatschleuder das meiste Wasser rausholen und zum Trocknen ausbreiten, trocknet es bis abends zumindest so weit, dass es eine Runde kardiert und angesponnen werden kann.

Es sind feine Krümelchen drin, der Sand, den ich vermutet habe. Und dickere weiße Klümpchen. Das kalte Regenwasser hat es wohl in die Form umgewandelt, weil es vorher nicht sichtbar war. Es ist Fett, merkt man auch beim Spinnen, ich kann es zerdrücken. Nun weiß ich auch, warum der Sand nicht einfach rausfällt, er klebt daran.


Verflixt schwer zu fotografieren, von 10 Aufnahmen ist das noch die Beste!


Ich habe 3 Abende gebraucht, bis alles versponnen war, obwohl es eigentlich wie Butter durch die Finger lief. Gestern habe ich es dann endlich geschafft. Mit Blitz fotografiert, hat das Garn einen bräunlichen Schimmer, aber das täuscht. Es ist topfschwarz. Zum Zwirnen habe ich es in ein Knäuel gewickelt und gleich mal gewogen: 148g




Aber weil es endlich fertig war, wollte ich das Zwirnen nicht aufschieben, also hab ich es gleich gemacht.



Herausgekommen ist ein schöner (dunkler) Strang. Das Entspannungsbad habe ich mit heißem Wasser aus der Leitung gemacht, damit konnte er über Nacht schön trocknen.


Was mir bei selbst verarbeiteter Rohwolle immer auffällt, ist der beiseite-"Schmutz". Also alles, was bei den verschiedenen Schritten so nebenher auch mit abfällt. Unter dem Stuhl und auch darauf schaut es da meist sehr krümelig aus. Da gefällt mir unser teppichfreier Boden immer sehr gut. Einmal drüber gekehrt, oder mit dem Staubsauger drüber und alles ist wieder weg.



Beim Spinnrad geht es nicht ganz so schnell, aber der Kompressor in der Garage ist ein hilfreicher Kumpel und schnell ist hier auch alles wieder tip-top.


Auch aus dem Entspannungsbad kommt der Strang raus und lässt noch ein paar Federn... ähm Fusseln und Krümel. Einfach feucht ausgeschüttelt bleibt noch mal was auf der Strecke.




Heute früh schon fast trocken finde ich den Strang wunderschön. Es blitzen ein paar silberne Strähnchen durch. Der graue Strang vorne ist ein Vergleich zum Pommern, dass ich schon einmal gesponnen habe. Ich habe ihn rausgesucht, weil ich ihn vor allem in Sachen Weichheit mit dem aktuellen vergleichen möchte. Ich finde keinen nennenswerten Unterschied und freue mich tierisch über meinen letzten Fang. Ich habe nicht herausfinden können, warum die Wolle im Großpack abgegeben wurde, habe aber den Verkäufer schon angeschrieben, dass ich bei der nächsten Schur gerne wieder etwas davon hätte.



Fazit: alles richtig gemacht und Glück gehabt! ♥  

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