Ich habe mir nach dem Urlaub noch einen Mini-Urlaub gegönnt! die letzten beiden Tage war ich beim Weberforum in Oederan. Genaueer gesagt, beim 8 Weberforum. Da wollte ich schon 2020 hin! Alles war gebucht und bezahlt und dann ist es ausgefallen. Das fand ich sehr schade, aber die Umstände haben es nicht zugelassen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass dieses Jahr alles wieder "normal" läuft.
Außer dem Programmheft, w alle Veranstaltungen und Workshops aufgeführt waren, hatte ich keine Idee, wie das abläuft. "Sind wahrscheinlich lauter Profis, die sich dort treffen und austauschen. Naja, ganz ohne Erfahrung biste nich, kannst mal hingucken" waren so meine Gedanken. Also Kurse raussuchen und Anmeldung abschicken.
Es wird ganz schön was geboten, also wirklich querbeet verschiedene Sachen. Da ich ja nur mal schnuppern will, entscheide ich mich für zwei Kurse. Färben mit Pflanzen und Weben mit dem Salusso. Keine Übernachtung, keine Abendveranstaltung. Ich fahre früh hin und abends wieder heim.
Oederan ist nun nicht bei uns um die Ecke. Die Fahrt dauert gute anderthalb Stunden.
Was ich nicht bedacht habe: ob man die Leute nun kennt, oder nicht, man kommt einfach ins Schwatzen und Erfahrungen austauschen.
Im Programmheft habe ich auch alte Bekannte getroffen, die ich länger nicht gesehen hatte. Also noch ein guter Grund, bei ihnen mal anzuklopfen und Hallo zu sagen.
Das Weberforum findet alle 2 Jahre statt. Und damit noch ein Grund, die Chance wahrzunehmen. Es findet im
Webermuseum in Oederan statt und ein Teil der Kurse hat dort auch stattgefunden. Ich habe zwischendurch und nach Feierabend der Kurse auch dort mal reingeschaut und war überwältigt von dieser Webstube. 😮 Da werden wirklich viele alte Geräte, die mit dem Weben zusammenhängen ausgestellt. Ich habe zwar ein paar Bilder gemacht, aber die zeigen lange nicht das Ausmaß dessen, was man dort entdecken kann!
Im Obergeschoss gab es dann eine Ausstellung zum Thema "Fläche und Farbe"
Kommt man die Treppe hoch, wird man mit einem 3teiligen Webkunstwerk begrüßt. Gleich vorweg, ich habe mir keine Projektdaten zu irgendeinem dieser Kunststücke aufgeschrieben, sondern habe es einfach genossen, die unterschiedlichen Umsetzungen des Themas auf mich wirken zu lassen.
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Ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Materialien und Webtechniken. Die durchsichtigen Stellen sind mit weniger Dichte gewebt.
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Doppelgewebe, das hinten farbverkehrt hist. Auch etwas, um dass ich schon länger herum schleiche |
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deflected double weave, also auch ein Doppelgewebe, bei dem allerdings ein Flechtwerk aus zwei Farben 2 Ebenen bildet, das dann auch wieder auf der Rückseite farbverkehrt erscheint. |
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auch das ist gewebt. Aus Papier! 😮 |
Im Treppenhaus hing ein langes Webstück das von ganz oben bis ganz unten lang war. Unterteilt in gleichlange Segmente, getrennt durch ungewebte Streifen, könnten es gut Handtücher werden. 😉
Mein erster Kurs war dann auch gleich mit einer "alten" Bekannten. Pflanzenfärben mit Karin Drutschmann. Von ihr und ihrer Schäferei kam die Wolle und von Irina die Idee, daraus etwas zu machen. Unser erster Stricksack wurde geboren. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Fischlimützen ich dabei gestrickt habe, aber es waren einige. 😂 Ihre Wolle war auch mein erster Gedanke, als ich gefragt wurde, wo man 2fädige Wolle für einen gewebten Stoff bekommt. Ich habe die Wolle dort bestellt, sie wurde vom Kunden mit Indigo und Krapp gefärbt und ich habe sie dann verwebt.
Auch wenn ich selber schon mit Naturmaterialien gefärbt habe, wollte ich wissen, gibt es noch was, dass ich nicht mache, ein Trick, ein Kniff irgendetwas, das ich vielleicht umständlicher mache? Irgendwas gibt es immer, das ich für mich mitnehme. In diesem Fall, dass es wirklich noch ein paar gute Bücher gibt, bei denen es sich lohnt, mal reinzuschauen. Bei dem einen waren die Rezepte schön einfach gehalten, bei dem anderen war in der Rückklappe eine Übersicht, wann man die entsprechenden Pflanzen am besten sammelt. Ob es diese Bücher noch gibt, muss ich schauen, aber auf jeden Fall hat es mir wieder neue Suchwörter geschenkt.
Der zweite Kurs war zweigeteilt. Angefangen am Samstag nachmittag und fortgeführt am Sonntag bis Mittag, war ich "Feuer und Flamme" Der Workshop mit dem Salusso Webrahmen. Und ich muss sagen, ich bin wirklich begeistert, was man mit "dem kleinen Italiener" so alles anstellen kann. Bis dahin war es für mich einfach eine andere Möglichkeit, Leinwandbindung zu weben. Aber WAS da alles möglich ist, ist einfach erstaunlich.
Das hing als Muster beim Workshop aus und dadurch dass die Kettfäden eigentlich oben offen liegen und nur mit einem Stab gesichert werden, den man entfernen kann, ist die Kette nicht mehr starr.
Wer da mehr dazu wissen, oder es selber ausprobieren möchte, sollte sich unbedingt zu einem Kurs bei
Ingrid Frank anmelden. Mindestens ein Wochenende lang, denn in 2x ein paar Stunden schafft man es grade, den Rahmen einzurichten und loszulegen. Ok, wenn man nicht, wie ich, losrennt, um anderswo mal reinzuspitzen. Es hat auch jemand sein Projekt beenden können 😂
Ich hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Idee, die ich früh gleich mal zusammengesucht habe. Ich habe meine Weberknecht Musterwalze und meine bisherige Dokumentation und vor allem gewebte Muster eingepackt und mit nach Oederan genommen. Dort habe ich mir 2 der verantwortlichen Mädels geschnappt und das Projekt vor ihnen ausgebreitet. Es gab ein Funkeln in den Augen und und bei der Abschlussveranstaltung durfte ich es dann noch einmal allen vorstellen. Hinterher kamen doch ein paar Interessierte, die mehr erfahren wollten. Und vielleicht, wenn genug Interesse besteht, gibt es in 2 Jahren einen Kurs: Weben mit dem Weberknecht. Bis dahin habe ich angeboten, Rahmen auszuleihen und über unser Portal Hilfe anzubieten. Das wäre natürlich super.
Es gab auch Verwunderung, warum wir das alles umsonst anbieten und nicht den großen Reibach mit dem Weberknecht machen. Einfach, weil wir möchten, dass sich die Leute dafür begeistern!
Alles in allem hat mir dieses Wochenende, so anstrengend es am Ende doch war, sehr gut gefallen und ich war ganz sicher nicht das letzte Mal dort. Das Reinschnuppern hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Vor ein paar Wochen habe ich in den Kleinanzeigen einen kleinen Webstuhl entdeckt, der interessant aussah. Er wurde nur zerlegt gezeigt. Die Oma, die ihn bis dahin benutzt hatte, war gestorben und der Preis war in Ordnung. Zwischendrin Teile von mindestens 3 Kircher (oder bauähnlichen) Webrahmen. Sie waren mit dabei und werden teilweise für richtig viel Geld gehandelt. Wenn ich sie verkaufe, habe ich ein Teil meines Geldes wieder herein 😉.
Zu Hause habe ich das Puzzle dann beim Ausladen gleich auseinander genommen und sortiert.
Eigentlich war es gar nicht so schwierig, die paar Teile richtig zuzuordnen. Umso schneller habe ich festgestellt, dass so ziemlich alles da ist, um loszulegen.
Also habe ich ihn mal provisorisch hingestellt und fange nun an, ihn Stück für Stück wieder auseinander zu nehmen und ein bisschen aufzuhübschen. AN manchen Holzteilen sind schon arge Wasserflecken.
Alles war ein bisschen wackelich, nicht nur, weil noch nichts fest geschraubt war. Die Beine als reine Stütze nach unten, wird beizeiten in die Grätsche gehen, wenn man mit dem Webblatt nach jedem Schuss anschlägt, egal, wie leicht. Also habe ich mir überlegt, wie man das stabilisieren kann und ohne noch irgendwo nachzuschauen, habe ich mir eine überkreuz-Verstrebung aufskizziert. Auf dem Weberforum gab es im Erdgeschoss einen Raum, in dem alle möglichen Webstühle aufgestellt waren. Ich habe fast einen Freudentanz aufgeführt, als ich meinen kleinen Tiefzieher entdeckt habe. Und dann habe ich mich gefreut, wie Bolle, als ich festgestellt habe, dass er genau so aufgebaut wird, wie ich das gemacht habe. Und musste mir ein Grinsen verkneifen, als die Verstrebung des Gestells genau so umgesetzt wurde, wie ich mir das aufgemalt habe. Es war schon spät am Samstag und so habe ich nur ein paar Schnappschüsse gemacht. Am Sonntag hatte ich etwas mehr Zeit und habe mir die verschiedenen Webstühle mal genauer angeschaut, also nur im Vorbeigehen, um zusehen, was für ein Webstuhl. So ziemlich alle waren webbereit und hatten auch Angewebtes zu zeigen. Es ist also zwar ein Museum, aber eines, bei dem die Museumsstücke noch benutzt werden. In einer Ecke habe ich Schäfte für unterschiedlich breite Webstühle gesehen, aber alle in der gleichen Art, wie meine. Das war wohl also die damals einheitliche Bauart. Ich könnte wetten, dass für alle Schäfte dieselben Litzen passen!
Zu jedem der Webstühle gibt es eine Fahne mit Text, wo einiges erklärt wird. Dieses Mal hatte ich keine Zeit, sie zu lesen. Aber ich bin ja Widerholungstäter. Dann nehme ich mir die Zeit!
Da hat sich ein "moderner" Tischwebstuhl mit Handhebeln eingeschlichen 😉 Alle Schäfte mit demselben System, unterschiedlich breit, aber ganz sicher alle gleich hoch.
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nicht nur Webstühle, auch alles Mögliche an Maschinen, um das Weben vorzubereiten sind zu finden. Auf der Seite, die am Anfang verlinkt ist, finden sich dazu noch mehr Bilder |
Alterfil hat am Samstag Abend einen Vortrag gehalten, den ich verpasst habe, weil ich da schon wieder auf dem Heim weg war. Auf meine Frage am Nachmittag, was das für ein Garn sei, das er da in der Hand hielt, bekam ich zur Antwort: Stein. 😮 Auf der homepage von Alterfil kann man es nicht finden, aber ich habe es am Sonntag in der Webstube entdeckt. Es ist wohl wirklich erst ein Versuchsgarn.
Ich glaube, immer, wenn ich mir die Bilder von dem Wochenende anschaue, werde ich aufs Neue beeindruckt sein und doch immer wieder Einzelheiten entdecken, die mir vorher nicht aufgefallen sind.
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