Sonntag, 12. Mai 2019

Warum ist MEINE Mutti die Beste?

Ich bin diese Woche schon wieder am rumreisen, das Radio im Auto ist etwas schwach auf der Brust und lässt nur relativ lokale Sender rauschfrei zu, also drücke ich so ziemlich alle halbe Stunde auf den Sendersuchlauf, bis ich auf der Landeswelle Thüringen stehenbleibe. Es ist die Woche vor Muttertag und es dreht sich alles genau darum. Plötzlich die Frage: "Warum sollten wir Ihre Mutter am Muttertag mit einer Schachtel Pralinen überraschen? Rufen Sie uns an unter 0800bblablabla..."
Nein, ich rufe nicht an, ich bin ziemlich sicher, meine Mutter würde sich wohl nur über die Idee freuen, weniger über die Pralinen. Aber noch viel mehr würde sie es mögen, wenn man dafür nicht irgendjemanden wildfremden vor die Tür stellt, sondern selber dort stehen würde. Auch mit leeren Händen.
Und auf einmal drehe ich den Spieß um. Mir geht durch den Kopf: Warum IST meine Mutter die Beste?

Mutter, Mutti, Mama, mom, niemals mit dem Vornamen von mir angesprochen, es ist eben meist "Mutti!" Mit über 70 Jahren ist sie ein Energiebündel mit Hummeln im Hintern, die sie kaum still sitzen lassen. Singen, Tanzen, Wandern. Ich witzele inzwischen recht gern, dass ich einen Termin brauche, um sie anzurufen. Ein Nachrichten-Junkie für lokale, regionale, nationale und internationale Nachrichten. Sie hat, zusammen mit Papa, Deutschland verlassen zu einer Zeit, als alles geregelt war. Wieder zurück nach vielen Jahren in einer Zeit und ein Deutschland, in dem man sich um alles selber kümmern muss, und keiner sagt einem, wie es geht. Zusammen mit einem technischen Fortschritt, bei dem viele das Handtuch schmeißen würden.

Sie hat sich da durchgewurschtelt und behauptet! Aber das hat alles nichts mit der Mutti zu tun, das ist sie selbst. Warum die beste MOM?

Ich habe noch einen Bruder und eine Schwester, drei Kinder und ich kann sagen, es wurde keines bevorzugt. Alle wurden gleich behandelt. Wenn ich heute Nachrichten sehe, oder im Bekanntenkreis Geschichten über Kinder und ihre Eltern höre, fühle ich mich etwas weltfremd. Wie kann es sein, dass eine Mutter zu ihrem Sohn sagt: "Was willst Du denn schon wieder hier? Kannst Du Dir nicht ne eigene Wohnung suchen? Wir haben Dich eh nie gewollt!" Der Junge hatte grade seine Lehre abgeschlossen...

Ist es nicht normal, dass Eltern ihre Kinder beschützen, sie unterstützen, ihnen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, oder auch mal Fehler zu machen, um sie erkennen zu lassen, dass das so nicht geht? Ich verstehe solche Gruselgeschichten nicht, denn SO bin ich nicht aufgewachsen. Aber ich erkenne, wie gut es mir als Kind ging, denn ich habe so etwas nicht nur nicht erlebt, es wurden mir auch andere "schlimme" Sachen vorenthalten. Nicht, um mich dumm zu lassen, sondern um mich eben zu beschützen.

Ein Haus voller Bücher und viel lesen. So kann man auch die Welt kennenlernen, zumindest die Vergangenheit. Man kann entscheiden, was man mag, oder nicht, ohne dafür gleich einen persönlichen Schritt zu unternehmen. Vergleichen, gegeneinander abwägen und es im schlimmsten Fall mit der Familie ausdiskutieren. Warum ist das so? Jeder sieht eine Sache aus einem anderen Blickwinkel, hat damit einen anderen Standpunkt dazu, kann diesen vertreten und damit anderen eine andere Sichtweise ermöglichen.

Das alles geht mir durch den Kopf bei der Frage, warum meine Mutter so besonders ist. Dann blitzt ein Autobahnabfahrtsschild an mir vorbei und auf einmal denke ich: du bist grade mal 5 Minuten entfernt, warum hältst Du nicht an und sagst "Hallo". Einfach vor der Tür stehen ist allerdings nicht grade praktisch, also rufe ich kurz an, um sicher zu sein, dass auch jemand da ist. Und ich habe Glück. Alle beide zu Hause. Ich sehe sie viel zu selten!

Und dann sitze ich dort auf der Besucherinsel und schaue sie alle beide an. Sie sind ein bisschen älter geworden. Aber eben immer noch Mutti und Vati.
Gerade, weil ich so selten da bin, wird versucht, so viele Informationen wie möglich zu bekommen. Wie geht es dem Rest der Familie, wo fährst Du hin, wie lange, wann fährst Du zurück, willst Du was essen? Ich schaue 2x auf die Uhr, nicht weil ich dringend weiter muss, oder will. Sondern, damit ich abschätzen kann, dass ich doch noch sitzen bleiben kann, einfach um zu plaudern und sie anzuschauen. Ich will heute nicht hetzen, sondern genau dort sitzen. Sie anschauen und vor mich hingrinsen. Denn auch das ist scheinbar nicht selbverständlich. Hier eben schon.

Nach einer Stunde muss ich aber doch los, ein bissel muss ich mich an Geschäftszeiten halten, wo ich heute noch was abliefern will. Wir verabschieden uns bis Ende Juli, dann komme ich übers Wochenende mit meiner Schwester. Wir besuchen einen Workshop zusammen und übernachten "zu Hause".

Ich werde nicht nur bis zur Haustür begleitet, sondern bis zum Auto. Immer! Letzte Mahnungen: "Fahr vorsichtig!" "Ja, Mutti!" "Ruf an, wenn Du wieder zu Hause bist!" "Ja, Mutti!" Sie macht sich immer noch Sorgen, bis sie weiß, dass alles wieder sicher ist. Ich werde dieses Jahr 50 und fühle mich, als wäre ich immer noch ein Kind. Bin es auch, genauso, wie sie meine Mutti ist.

Und DESHALB ist sie die beste Mom!

Alles Liebe zum Muttertag, Mutti! Ich hab Euch lieb! An jedem Tag! ♥


1 Kommentar:

  1. *schnief* Schön geschrieben, Schwesterchen *pippiindenaugen* Freu mich schon auf Ende Juli
    LG, maya1908 ;-*

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