Montag, 5. Januar 2015

blau machen - making blue

Auf Ravelry bin ich irgendwann über einen Beitrag über blau färben mit Liguster gestoßen. Auch wieder ein vermiedenes Ufo, weil ich eben auf die Schnelle keine Ligusterbeeren bei der Hand hatte. Und kaufen kommt nicht in Frage (wenn es das überhaupt gibt), wenn ich es mir selber machen... ähem sammeln kann.

Der Beitrag lag gut behütet in meinem Ravelry-Postfach, nun finde ich ihn nicht mehr. Schade. Aber die Antwort habe ich noch.


Am 2. Weihnachtstag haben wir meine Eltern zum Kaffee besucht und da meine Mam immer durch die Gegend läuft, war ich mir ziemlich sicher, dass sie eine Stelle kennt, wo man Ligusterbeeren findet. Bei uns ist das irgendwie keine so gängige Pflanze, ich habe eine halb verwilderte Hecke gesehen und gerade mal eine Handvoll Beeren davon pflücken können.


Natürlich wusste die Mutter, wo es Ligusterbeeren gibt, da kann ich  mich eben drauf verlassen. Für den Kaffeenachmittag war nicht genug Zeit, aber wir wollten ja Sylvester dort verbringen, da würde sich schon ein Stündlein oder 2 finden lassen. Denn natürlich musste hingelaufen werden. Was tut man nicht alles, um Menschen glücklich zu machen. 


Also sind wir am Neujahrstag nach dem Frühstück losgegangen und haben 2 richtig große Hecken voll mit Beeren gefunden!




Fleißige Helfer und Unmengen Beeren, sogar schon vorgefrostet.


und die Ausbeute. Es waren fast 3,5 kg. ich habe sie in Frühstücksbeuteln zu je 200gr eingefroren


Um es vorweg zu nehmen: die Färberei mit Liguster mach eine Riesen-Schweinerei! Jeder daneben gegangene Tropfen hinterläßt eine Farbspur, so dass ich mehr mit wischen, als mit färben beschäftigt war. Aber nur die Harten kommen in den Garten, also Augen zu und durch. Putzen kann ich später auch.

Meine erste Handvoll, die ich mühevoll gesammelt  hatte, habe ich noch im Beutel in der Hand zerdrückt und dann in den Topf geworfen, das Ergebnis hat ausgesehen wie in der Waschmaschine verfärbte weiße Hemden, bei denen eine dunkle Socke reingerutscht ist. Ich habe die Vliese mal trocken gelegt und die Suppe stehen lassen.


Nach der Ernte habe ich 200gr dazugeworfen und das Ganze schön aufgekocht. Fehler gefunden? Ich habe die ganzen Beeren in den Topf geschmissen, das Ergebnis war einmal mehr bescheiden, also zum Mixer gegriffen und die ganze Suppe püriert. Wie gut, dass ich in meiner Spielküche einen zweiten Satz mit den wichtigsten ausrangierten Geräten habe. Inzwischen hatte ich im Topf nebenan 2x 50gr Sockenwolle mit Alaun gebeizt. Vielleicht lag es ja daran, dass ich die erste Wolle mit Simplicol Färbesalz gebeizt habe, wer weiß. Aber die Sockenwolle hat auf jeden Fall die Farbe schön angenommen. Und weil der Beiztopf noch nicht ausgeschüttet war, habe ich eben noch einmal 2 Vliese hineingesteckt, wieder gelbe von Hedwig. Und ein weißes hinterher.



der erste Versuch, der auch schon mit der Handvoll Beeren nix geworden ist, im Vlies gefärbt und noch einmal kardiert

der zweite Versuch mit Alaun gebeizt ist schon dunkler geworden, dadurch dass die Vliese einmal in der Länge und einmal in der Breite gefaltet werden (sie passen sonst nicht in den Topf) sind sie natürlich auch nicht gleichmäßg verfärbt. das relativiert sich beim Kardieren und gibt ein schönes Garn, das nicht langweilig einfarbig ist.


noch einmal zum vergleichen die beiden Färbungen übereinander. Egal, wie das Licht ist, diese Farbe lässt sich einfach nicht einfangen!

das Gleiche gilt für die Sockenwolle, auf einem weißen Hintergrund ist es total verblendet


und auch auf dem Rädchen macht die Farbe keine gute Figur, aber man sieht schön, dass das Garn nicht eintönig einfarbig wird.

Inzwischen habe ich auch heraus, wie man "langsam" spinnt, also mit wenig Drall, so dass die Wolle sich beim zwirnen wieder etwas öffnet und damit weicher wird. Wenn diese Farbe durchgesponnen ist und ich eine Lauflänge habe, werde ich es vielleicht für einen Islandpullover nehmen. Das Patenkind hat so fleißig und eifrig mit gesammelt und für sie muss es ja auch nur ein "kleiner" Pullover werden. Ich habe schon ein hübsches Muster gefunden.

Ich habe noch ca. 1,5kg Steinbach Schafwolle, die ich mal gekauft habe, als ich noch nicht spinnen konnte, die liegt nun seit fast 10 Jahren rum. Für meinen Bruder habe ich daraus einen Aran-Pullover gestrickt, aber die Wolle war so "scharf" dass ich mir fast die Finger aufgeschnitten habe. 


Ich habe ihn dann fertig gestrickt, indem ich mir ein Pflaster um den linken Zeigefinger gewickelt habe.

Jetzt habe ich sie zu Strängen gewickelt und in einen Bottich mit Schampoowasser geschmissen. Bäh, wie kann man nur so dreckige Wolle verkaufen! Na wenigstens ist sie jetzt schneeweiß und flauschig. Ich ärgere mich nur schon wieder, weil der gestrickte Pullover zwar weiß ist, aber eben nicht flauschig. Das Maschenbild hat sich zusammengezogen und ist nun eher fest.






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