Montag, 5. Januar 2015

Waschmarathon

Ich weiß nicht, wie viel Wolle ich nach dem Scheren mitgenommen habe, ich schätze mal so zwischen 2 und 3 kg. Lammwolle von einem Lamm, dass 2013 geboren wurde und nun seine erste Schur bekommen hat und Wolle vom Bergschaf. Im Hinterkopf den Gedanken von Sabine, bei der ich den Filzpantoffelkurs gemacht habe, das Wolle vom Bergschaf schon filzt, wenn man sie nur anschaut (halt wenn man sie filzen will), habe ich davon nicht ganz so viel eingepackt

Seitdem habe ich fleißig gewaschen, kardiert, gesponnen und entspannt. Und alles schön aufgeschrieben. Und für mich dokumentiert, um die beste Waschmethode herauszufinden und (hoffentlich) ein kuscheliges Garn herauszubekommen.


Zu allererst habe ich mir noch einmal Chantis Waschvideo angeschaut. Inzwischen habe ich mir schon diese Waschmittel, von denen sie da spricht besorgt. Punkt 1: ja, sie sind wirklich ergiebig, man kann mit nur einem Spritzer davon waschen und spülen. Punkt 2: ich habe parallel auch mit anderen Waschmitteln gewaschen, mit normalem Haarschampoo, mit Spüli und (außer Konkurrenz, da hier nicht erhältlich) mit Axion. 

Axion ist eine Art kalt fettlösendes Scheuerpulver, dass es im Stück gibt, oder in der Büchse. Beide Varianten sind fest, aber wenn man sie in Wasser legt, werden sie weich wie ein Paste. Kalt fettlösend, weil es aus Mittelamerika ist und es dort nicht überall heiß Wasser zum Geschirrspülen gibt. Was auch immer ich in der Küche damit geputzt habe, ist ohne großes Schrubben sauber geworden und es hat auch irgendwie eine Art Bleichwirkung, ohne dabei Oberflächen zu zerkratzen, wie lokale Scheuermittel das tun. Was mich auf die Idee bringt welches zum Wolle waschen zu testen :-)


ganz frische Lammwolle von einem Schwarzkopfschaf. Ich weiß nicht, ob man es sieht, aber sie glänzt richtig seidig, ob vom Fett, oder weil sie wirklich ganz frisch ist, kann ich aber nicht sagen


Was ich gleich nach dem ersten Trocknen festgestellt habe, ist, das der Fettgehalt der Wolle ca. 30% ist. Ich habe immer 100gr Rohwolle verarbeitet und die fertig gesponnenen Garne sind zwischen 66 und 73gr. die "schwereren" Garne werden wohl doch noch einen Tick Rest-Fett drin haben, denn es sind die Garne, die mit Spüli und Schampoo gewaschen wurden.



Schön mit unterschiedlichen Markierungen, die leicht zu merken waren: grün, weil das Spüli grün war, weiß für das Schampoo. Der erste Waschgang bringt immer eine braune Suppe hervor, gleich, wenn man die Wolle reintaucht.



ohne Markierung Power Scour und der Axion Test im schwarzen Beutel

 Irgendetwas muss ich bei dem Video missverstanden haben, denn ohne große Vorbereitung heißt für mich, Wolle abwiegen, grobe Strohhalme rausfummeln und rin inn Sack. Alle 4 Versuche waren an der "Haarwurzel" total verfilzt, obwohl ich keine extremen Temperaturunterschiede in den Bädern hatte und die Wolle eigentlich auch nicht zu sehr bewegt habe. Aber hier hat sich nach dem letzten Spülen auch schon abgezeichnet, welches Waschmittel besser entfettet. Die Wolle mit Power Scour und Axion hat sich besser entfitzen lassen und hatte nach dem 2. kardieren beim spinnen deutlich weniger kleine Knubbelchen drin.

Also bin ich zu meiner bewährten Methode zurückgekehrt, die Wolle schön auseinander zu zupfen, so dass ich einen großen fluffigen Berg in mein Netz stecke. Nun funktioniert es, ich kann die Wolle nach dem spülen schön leicht auseinanderzupfen und zum Trocknen auf den Wäschetrockner legen.


Praktisch sind die 100gr Pakete, weil hinterher eben immer so um die 70gr gewaschene Wole rauskommen, viel mehr passt eh nicht auf die Kardiermaschine und auch die Spulen lassen sich so extrem voll auch nicht gut spinnen. Man muss unheimlich viel mit der Bremse arbeiten, damit das Garn gleichmäßig bleibt und ich vergesse jedesmal bei der nächsten neuen Spule, sie wieder runterzudrehen und schwupps ist mein Faden abgerissen. Also schön 70gr pro Spule auf dem E-Spinner auf die großen Spulen zwirnen und alles passt.




Und hier sind die Ergebnisse, dass Nr. 3 auch nicht so richtig weiß ist, sieht man auf dem Bild nicht so gut, aber bei Nr. 4 fällt es schon auf. Nr. 5 ist einmal das Bergschaf getestet. Von filzen habe ich nichts merken können, es ist auch mit Power Scour gewaschen, deshalb gelblich, aber da stört es nicht, weil ich keinen weißeren Vergleich habe.





Die gezupfte Lammwolle habe ich noch  nicht gesponnen, weil ich inzwischen mit Liguster gespielt habe. Das einzige, was mich da noch interessiert, ist, wie leicht es sich spinnen lässt und wie viele Knubbels ich raussuchen muss.


Mein Fazit: Ich war überrascht. Die Tests, die sich durch den kompletten Prozess so schön weich angefühlt haben sind am Ende zwar nicht kratzig, aber die "harten" Garne sind am Ende die weicheren.
Und lustig ist: die Extrem-Entfetter wie Power Scour und Axion, machen eine weichere, glattere Wolle (logisch, da ist noch mehr Fett draußen, dass die Fasern nicht verklebt), aber die Wolle ist gelblicher. Die mit Schampoo und Spüli gewaschene Wolle ist weißer, aber das Garn fasst sich halt nicht so glatt an. Darum bin ich nach den Tests zu einer Mischung aus Schampoo im ersten Bad und Power Sour in den anderen Waschgängen übergegangen. Einmal weiß wird sie ja wohl nicht wieder gelb werden.

Und nun überlege ich, ob ich mir von der Rest-Wolle noch Nachschub hole. Ich werde mal ein Lacegarn versuchen und dann entscheiden.


Bis dahin werde ich  vielleicht noch einmal Wasch- und Spinnversuche mit meiner Wolle vom letzten Jahr anstellen, vielleicht ist noch was zu retten.


Nachtrag 15.02.2015

Inzwischen habe ich seitdem gewaschen, bis die Finger schrumpelig wurden, aber ich bin fertig. Das Haus kann gelüftet werden, damit auch der letzte Hauch des Schafgeruchs verschwindet. Ich gebe es zu, es war schon heftig zum Schluss. Ich dachte schon, ich bin selber ein Schaf, das vergessen hat, zu blöken :-).

Der Nachtrag deshalb, weil ich noch verschiedene Sachen herausgefunden habe:
1. je mehr man macht, umso einfacher wird es irgendwie. Hat die Wolle ohne auseinanderzupfen am Anfang noch gefilzt, hatte ich das zum Schluss fast gar nicht mehr... und natürlich habe ich es nochmal probiert! Es ist wohl auch hier nicht zu bezweifeln: Übung macht den Meister.
2. ein kleines bisschen habe ich bei den Versuchen gemogelt, aber nur ein bisschen. Ich denke, ich habe absichtlich schmutzigere Wolle für den Versuch mit Power Scour genommen, weil ich ein Wunder sehen wollte. Es gibt halt wirklich Stellen im Fell, die nicht schneeweiß werden, egal, wie oft oder wie lange man sie wäscht. Zum Schluss habe ich auf alle anderen Waschmittel verzichtet und nur Power Scour verwendet. Es ist einfach unschlagbar sparsam.
3. Ich habe verschiedene Wolle vom letzten Jahr versucht, noch einmal zu waschen, irgendwie fassen die sich aber immer noch komisch an, fast wir klebrig. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll, das spinnen damit ist sehr anstrengend.

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