Samstag, 30. August 2014

Kreta Tag 6

Ein weiterer langer Tag für die Füße. So recht hatten wir heute keinen Plan, was wir anstellen sollen. Da wir ohne Reiseführer unterwegs sind und im Hotel keine Prospekte ausliegen, war es nicht leicht, etwas zu finden, dass halbwegs erreichbar ist, ohne einen halben Tag im Auto zu sitzen. Wir haben uns dann für die Ecke oberhalb von Agios Nikolaos entschieden. Elouda und Plaka hat uns die Reisetante eingekringelt. Also auf.

Die Fahrt über die Schnellstraße war bekannt und deshalb nicht weiter interessant. Irgendwie sind wir aber nach der Tankstelle falsch abgebogen und sind anstatt in Neapoli einmal mehr in Agios Nikolaos gelandet. Ist ja nicht schlimm, inzwischen kennen wir den Weg dort raus und sind an der Küste entlang nach Norden gefahren. Das muss irgendwie die heilige Ecke von Kreta sein, alle paar Meter stehen Schilder für eine Kirche oder ein Kloster. Und auch verschiedene Schilder mit dem Hinweis auf "typical cretain village". Ich bin froh, dass die meisten Schilder zweisprachig sind. Wenn ich genug Zeit habe, kann ich das griechische schon lesen (ein Hoch auf alle Lehrer, die mit griechischen Symbolen nur so um sich geschmissen und uns damit getrimmt haben!), aber im Vorbeifahren schaffe ich das nicht so schnell und wenn, dann kann ich es nicht so schnell mit dem auf der Karte vergleichen, um zu wissen, wo ich bin und wo ich hinwill.

Auf dem Weg nach Norden fährt man direkt an der Küste entlang, wo es immer wieder Stellen gibt, an denen man anhalten kann, um einen Blick auf die Wahnsinns-Aussicht zu werfen. Auch heute war das Wetter etwas windig, und trotzdem schön warm. Darum auch schön gefährlich, um sich im Handumdrehen zu verbrennen. An einer dieser Stellen hing eine Schild von der Cretain Olive Oil Farm mit einem Bild von einem Esel, der einen Mahlstein für eine Olivenmühle antreibt. Außerdem ein Fach mit Werbeflyern, von denen ich mir gleich einen geschnappt habe. Das hat ja richtig gut ausgeschaut. Ein Ort, an dem alles noch handgemacht wird und man das sogar mit anschauen kann. Da muss ich doch hin! So einfach war es dann aber gar nicht zu finden, also habe ich in einem kleinen Lädchen in Elouda nach dem Weg gefragt. Der hat mir das recht gut beschrieben, also einfach nur die Straße zurück, und dann bei dem großen Hotel auf der linken Seite. Klingt doch einfach, zu finden. Aber erst einmal sind wir in die andere Richtung gefahren.

Von so ziemlich dem gesamten Küstenzug kann man eine Fähre zur Insel Spinalonga nehmen. Das ist die ehemalige Lepra Insel. Zur Insel sind wir nicht gefahren, aber wenn man an der Küste langfährt, kommt man ganz schön nah ran. Schaut ein bisschen aus wie Alcatraz auf griechisch. Durch die Wolken hat die Insel ab und zu mal im Schatten gelegen, das schaut gleich ein bisschen gefährlicher aus. Laut Informationstafel ist die Insel bis 1950 noch aktiv in Benutzung gewesen. Hmpf, nee da will ich lieber nicht life hin. Dann besser zur Olivenölfarm.

Aber so einfach, wie die Beschreibung war, war es dann doch nicht zu finden. Ich glaube, wir sind mindestens 2x dran vorbei gefahren, bevor wir es nach nochmaligem Nachfragen dann doch gefunden haben. Halt, wenn das große Schild schon an der Straße hängt, dann kann es eigentlich nicht mehr weit sein... es war genau gegenüber, nur war eben der Pfeil dahin zugewachsen, so dass ich ihn nicht gesehen habe. Aber alles ist gut, wir hatten es ja. Wenn ich ehrlich sein soll, war der Esel schon recht alt und krank, die Ölmühle mehr als kaputt und sicher seit Jahren nicht in Betrieb. Auch alle anderen alten Handwerkszeuge waren nur zum anschauen, nichts mit zeigen wie es geht. Schade eigentlich. Aber ich habe gesehen, wie die getrockneten Tomaten gemacht werden. Und ich konnte einem Töpfer bei der Arbeit zuschauen und Fragen stellen. Was der Mann da in Minuten gezaubert hat, war wunderschön. Im Fernsehen wird das auch immer gezeigt, aber es ist schon was anderes, wenn man direkt daneben steht. Ich habe schon einen strafenden Blick bekommen: Bevor ich ein neues Hobby anfange, muss ein anderes abgeschafft werden. Aber so sehr mich das Töpfern begeistert, das möchte ich meinen Händen dann doch nicht antun. Sie schauen eh schon immer schlimm aus. Der Ton würde sich böse in die Nagelbetten setzen und die Haut rissig machen. Und Creme (welche auch immer) und ich haben so recht keinen Vertrag miteinander. Also anschauen und gut.

Auf dem Weg zurück haben wir dieses Mal die old road genommen, also nicht die Schnellstraße, die auch die new road ist. Man fährt nicht mehr an den ganzen kleinen Dörfchen vorbei, sondern mitten durch. Mit unserem Mini-Auto ist das ja kein Problem durch diese engen Gassen und um die Kurven zu kommen. Aber gerade, wenn ich mich so durchgeschlängelt habe, denke ich, wie da die Riesen-Busse durchgekommen sind. Oder standen damals nicht an den engsten Stellen überall Autos mit Ladefläche rum? Oder vielleicht waren die Busse ja auch kleiner als die Monster von heute? Da wird mir wohl keiner eine Antwort drauf geben.

In einem dieser Dörflein haben wir auch wieder einen guten greek coffee getrunken. Der ist wirklich lecker. Ich denke, wir werden welchen mitnehmen, schon fertig gemahlen, weil so fein, wie der ist, bekommt man das wohl nicht zu hause hin. Dort war auch ein Schild, zu einem Kloster Aretiou. Das wollte ich dann doch mal anschauen. Mal sehen, was an den vielen Klöstern so dran ist. Lustig ist ja, dass man kilometerweit fährt, ohne ein bewohntes Haus zu finden, aber es gibt ein Schild für eine Kirche oder ein Kloster. Wem wollen die dort predigen? Den Oliven? Oder den Schafen und Ziegen, die dort so rumlaufen und klingeln? Zumindest sind sie recht nach bei Gott (bei welchem auch immer), denn diese Gegend ist recht hoch gelegen in den Bergen.

Und hier konnte ich dann auch mein Bild des Tages machen: ein Blümchen in der obersten Stufe, die zum Kloster führt. Es ist eine recht ausgetretene Stufe und so recht kann ich nicht glauben, dass sie so alt ist wie die Scheibe von Phaistos, aber für mich schaut sie aus, wie die Blume dort in der Mitte der Scheibe. Und vielleicht ist sie ja doch so alt? Das ist schon der zweite "Stein", den ich gefunden habe, wo so ein Symbol zu sehen war. Das erste hat ausgesehen, wie eine Fischgräte und gefunden habe ich sie in Knossos. Wenn ich noch welche finde, werde ich mal fragen, ob es dafür eine Art Schatzsuche gibt, bei der man alle Symbole der Scheibe auf der Insel finden muss *gg



Nach dem Abendbrot sind wir noch einmal in den Ort gegangen und haben mal im Umkreis geschaut, was die Läden so zu bieten haben. Vor einer der Gaststätte war ein Auflauf von Leuten. Da haben sie tatsächlich Tzaziki getanzt (ja, Mutti, ich weiß, dass das was zu essen ist). Die Sachen, die man hier kaufen kann, sind irgendwie alle Schrott oder überteuert. Wir werden doch noch einmal nach Hersonisos fahren. Dort gab es zwar Millionen Läden und mir jucken jetzt schon die Füße, wenn ich daran denke, aber was wir dort gesehen haben, hat doch etwas besser ausgeschaut und die Preise waren teilweise tatsächlich günstiger. Damit ist der halbe Urlaub rum. Ich hoffe doch, das Wetter wird noch einmal etwas besser. Am Strand hat heute die rote Fahne gehangen, was bedeutet, dass es eigentlich bei Strafe verboten ist, zu baden. Aber ich möchte schon noch einmal einen Strandtag einlegen. Na schaun wir mal, dann sehn wir schon.

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