Ludmilla ist ein rauwolliges Pommersches Landschaf von Karin & Christoph, eines von vielen. Ich könnte jetzt in Schwärmerei ausbrechen, aber Karin hat das viel besser gemacht in einem Gastbeitrag bei Irina.
Ich hatte ja schon einmal was über Pommern geschrieben bei dem Werzeugvergleich. Und dort hatte ich die Fasern auch schonmal unter die Lupe gelegt. DAS war allerdings kein Vlies von Karin, sondern eines, von einem gemeinnützigen Verein, gefunden damals in den Kleinanzeigen. Danach war ich etwas skeptisch über die Begeisterung für diese Wollsorte. Mit geringem Aufwand habe ich aber auch dafür eine Methode gefunden, dass ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.
Mit Ludmilla, oder genauer gesagt mit dem Vlies von Ludmilla habe ich reichlich rumgespielt. Eigentlich eher durch Zufall, als geplant, aber es hat sich halt alles so ergeben.
Als Erstes habe ich natürlich ein Schäfchen gestrickt. Inzwischen wohnt es bei Karin.
Ludmilla geschoren |
erster Spinntest und das Ergebnis daraus...
Und dann hat das Rumexperimentieren angefangen. Ich hatte die erste Fuhre Wolle im Waschwasser. Aber weil ich dieses allererste Pommern noch im Hinterkopf hatte, war ich zu ungeduldig, um abzuwarten, bis es denn endlich trocken ist, also habe ich es ungewaschen gesponnen
Die Fasern sind so unglaublich lang, fast 10cm in dieser Strähne. Die Farbe hat mich über den ganzen Prozess begeistert.
Es lässt sich ohne irgendwelche Vorarbeiten direkt aus dem Vlies spinnen und zwar hauchdünn.
Und auf einmal gab es Diskussionen und ich habe einmal mehr eine Haarsträhne unter meine digitale Lupe gelegt. Nicht, weil ich dicke Stichelhaare gesucht habe, sondern weil die Wolle ungewaschen war und ich mal wissen wollte, ob man das sehen kann. Also das Lanolin, das Wollfett.
Man kann es sehen und es sieht unglaublich aus!
Das Ganze hat mich mal wieder dazu angestiftet, verschiedene "Waschmethoden" auszuprobieren. Also eher, verschiedene Waschmittel. Und für die Gruppe habe ich es auch recht gut dokumentiert.
Ich habe verschiedene Löckchen aus dem ungewaschenen Vlies genommen und in unterschiedliche Suppen eingelegt. Um sie besser auseinander halten zu können, hat jedes ein andersfarbiges Bändchen bekommen. Interessant, was alles so als Fettlöser hergehalten hat...
Jede Strähne habe ich nach ca. 12 Stunden aus der Suppe genommen, kurz mit Küchenkrepp angetrocknet und dann unter die Lupe gelegt. Es ist total spannend, was ich da zu sehen bekommen habe.
Unterschiedliche Fasertypen in derselben Locke, die alle anders mit dem Fett umgehen. Das müsste die Probe mit Essigessenz sein, ich habe bei den Zusammenstellungen die Hintergrundfarbe an die Bändchenfarbe angepasst
Von allein löst sich bei keinem der Versuche das Fett in Luft auf, darum kehre ich zurück zu der mir am liebsten Methode, die Wolle für 12 Stunden in kaltes Wasser mit etwas Spüli zu legen, ausspülen und trocknen lassen. Aber es hätte ja sein können... 😲
Zwischenzeitlich ist mir über die Kleinanzeigen ein zweites, ähm nein drittes, viertes (?) Spinnrad zugelaufen. Ok, ich habe gezielt nach diesem Modell gesucht, weil es zusammenklappbar ist. Und genau an dem Tag war eines für einen guten Preis zu haben. Wär ich ja dumm, es nicht zu nehmen 😉
Es heißt Merino und mit ein bisschen Nachhilfe kann ich nun den Kopf ganz leicht runternehmen und es passt zusammengeklappt in meinen Koffer! Längere Dienstreisen sind damit nicht mehr langweilig.
Der Vorteil von diesem Rädchen ist das Dreibein. Es hat vorne einen breiten Fuß und nach hinten ein Stützbein. Damit wackelt es auf keinem Untergrund und ich kann den Kippwinkel einstellen, indem ich das Bein mehr oder weniger weit aufklappe.
Es hat nur ein Pedal, eine kleine Umstellung für mich. Aber da ich von Zeit zu Zeit geschwollene Füße nach dem Spinnen habe und das meist der linke ist, kann ich den nun bequem hochlegen, während der andere schuften muss.
Eine Übersetzung für schnelleren oder langsameren Antrieb gibt es nicht am Rad zum Einstellen, sondern jede Spule hat 3 unterschiedliche Durchmesser mit Rillen, über die man das steuern kann. Der Antriebsriemen ist flexibel genug, um alle 3 Übersetzungen abzudecken.
Ludmilla habe ich mittlerweile auf 2 Rädern gesponnen. Eine große Spule auf meinem Kiwi und eine 3/4 volle auf dem Merino. Verzwirnt habe ich es auf dem Merino, weil die Spulen einfach riesig sind.
Herausgekommen ist ein Strang mit 290g Wolle.
Und ougstrickt is. Erst dachte ich, ich mache mal ein Muster, um zu sehen, ob Wolle und Nadeln zusamen passen. Aber es war so gut, dass ich es gleich ab da weiter gestrickt habe.
Ich wollte es schon am Tag vorher anstricken, aber da hat sich die Wolle so pappig angefühlt. Also habe ich den Strang genommen, in ein Waschnetz gepackt, ein bisschen darin fixiert mit einem Kabelbinder, so dass er nicht verrutschen kann und ab in die Waschmaschine im Wollwaschprogramm. Ich muss sagen, die Maschine ist schon sehr alt, aber der Wollwaschgang ist der Hammer. Die Wolle wird wirklich schonend gewaschen und sogar angeschleudert, so dass sie ruck-zuck trocken ist. Da habe ich schon gruseliges von neueren Maschinen gehört.
Weiterstricken und man erkennt schon das schöne Muster. Mir gefällt es sehr gut und passt so unheimlich gut zu der grauen Farbe. Es erinnert mich etwas an keltische Grabsteine, die ich in Schottland gesehen habe. Grauer Stein mit eingemeißelten Knotenmustern.
und ich denke, nun erkennt man auch, was es werden soll.
erste Anprobe, schaut gut aus. Irgendwie läuft bei diesem Projekt alles perfekt. Kein Ribbeln, weil die Größe nicht sitzt, oder ich die falschen Nadeln genommen habe.
Die 290g der ersten Spule haben bis kurz vor das Bündchen unten gereicht. Eigentlich soll dieser Pullover grade runter gehen und unten bei dem Zopfbund Schlitze haben. Das habe ich schonmal bei meinem finnischen Pullover probiert und war sehr unzufrieden, weil sich diese "Lappen" dauernd einrollen. Darum habe ich hier gemogelt und links gestrickte Dreiecke eingefügt.
Dann war ich im Urlaub und es hat etwas geruht. Ein Ärmel war schon vorher fertig, aber mitnehmen wollte ich es dann doch nicht.
Und dann ist es auf einmal fertig und ich bin immer noch begeistert.
Tada, fertig! ♥
cooles Muster!
Für Karin habe ich noch ein paar Bilder für ihre Homepage gemacht
Und er wiegt weniger als 400g! Das Garn hatte in etwa Sockenwollstärke, gestrickt mit Nadelstärke 3,75. So was Leichtes, das so schön warm hält, hatte ich noch nicht.
Momentan ist mir mal Wurscht, ob mich grau blass macht. Ich liebe diese tolle unkomplizierte Faser. Im Notfall kommt Farbe drauf. Das sieht auch sehr schön aus!
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