Dienstag, 20. September 2016

Frankreich 2016 - 3. Tag

Hehe, heute haben wir gemogelt. Wir sind nach Deutschland gefahren. So nah an der Grenze ist es nicht einfach, sich auf ein Land zu beschränken, aber das Ziel war, heute abend in Landau im Restaurant, in dem Schatzi zu seinen Außenmissionen immer zu Abend ißt, auch mal zu essen. Also haben wir uns in diese Richtung auf den Weg gemacht.
Unterwegs sind wir durch zahlreiche Orte mit noch mehr Weingütern gekommen. Winzige Dörflein mit schmalen Gassen und an jedem oder jedem zweiten Haus hängt ein Schild mit Weingut "Sowieso". Den Gedanken, sich hier eines rauszupicken, um welchen für zu Hause mitzunehmen, habe ich mir schon abgeschminkt. Für uns Gaumentaube wäre das Perlen vor die Säue zu schmeißen. Im Moment ist wohl auch Lesezeit, ein Teil der Weinstöcke, die wir am Straßenrand gesehen haben, ist bereits abgeerntet, manche hängen noch voll. Es ist also scheinbar hohe Saison.

In einem kleinen Ort Rhodt (oder Rhot oder Rodt?) haben wir kurz halt gemacht, weil wir mal kurz schauen wollten. Auf der Seite wo wir geparkt haben, stand ein Schild: "Zur alten Drechsler Werkstatt, einfach reinschauen" gleich auf der anderen Straßenseite ein Frisör. Schatzi liegt mir schon seit Tagen in den Ohren, er müsste doch unbedingt Haare schneiden lassen... Nun ich habe ihn freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass gleich vor seiner Nase ein offener Frisör ist und ihm auch gesagt, wo er mich danach finden kann...

Also habe ich einfach mal reingeschaut. Ein uriger Raum im Innenhof, wo ein über achzig(!)jähriger älterer Herr so rumgewerkelt hat. Es hat richtig Spaß gemacht, den Gernstl zu geben und ihn auszufragen. Seit über 40 Jahren lebt der gebürtige Norrdeutsche nun dort und ist mit seinem Leben zufrieden. Auf der Rückseite des Raums standen verschiedene Behälter mit gedrechselten Kleinigkeiten. Ein Anruf hat uns unterbrochen und ich habe mir eines der Teile genommen, die recht lustig ausgeschaut haben. Eine Art Doppelklöppel mit einem wackelnden Ring darauf. Als das Telefonat beendet war, habe ich ihn gefragt, was das ist und hatte es die ganze Zeit in der Hand und habe mit dem Ringel gespielt, der ja nicht runterfallen kann. "Ein Handschmeichler" war die Antwort und ich meinte, na dann habe ich ja automatisch das Richtige damit gemacht. Auf meine Frage, wie man das nun drechselt, dass der Ring auf dem Klöppel ist, schnappt er sich ein Stückel Holz und legt los. Drei Minuten später kommt Schatzi frisch beschnitten rein und nach ganzen fünf Minuten war der Handschmeichler fertig. Natürlich war das Rohmaterial schon vorgefertigt, ansonsten hätte es etwas länger gedauert.
Zwischendurch hatte ich noch einmal in die Schale gespitzt und ein schönes "buntes" Stück gefunden. Wenn die Farbunterschiede größer gewesen wären, hätte ich auf Olivenholz getippt, so war es recht hell und ich habe Birne vermutet. Aber es war Eibe. Auch das frisch gedrechselte Teil war aus Eibe, aber wieder komplett anders. Angenehm helles Holz mit einem Stich ins rötliche. Ich konnte keines der Beiden dort lassen und habe auch (mit Genehmigung) einige Bilder gemacht.
Weil mir das so viel Spaß gemacht hat, kommt das Bild des Tages heute von dort.

Werner Havekost nach getaner Arbeit und ich als neuer Besitzer eines Handschmeichlers. Warum wir beide so lachen? Weil es drei Versuche gebraucht hat, dieses Bild zu machen. Ich habe immer wieder auf meine Hände geschaut, um es zu bewundern *lach

Aber auch beim Frisör gab es scheinbar interessante Neuigkeiten: reichlich Informationen, was man in der Gegend so alles unternehmen kann. Das kam uns sehr gelegen, bis zum Abendessen war es noch ein ganzes Weilchen hin, es war ja noch nicht einmal mittag. Also sind wir nur kurz in den Ort hochgestapft. Aber da dort um die Mittagszeit irgendwie auch alles zu ist, sind wir zurück zum Auto und weiter gefahren.

In Edenkoben gibt es einen Sessellift, mit dem man 220m weiter nach oben fahren kann und das haben wir natürlich auch getan. Eigentlich wäre das noch ein Bild wert, aber es kann halt nur ein Bild des Tages geben :-)
Hochfahren ist fast leichter als hinunter, weil der Berg vor einem ist und man den Abstand nach unten als niedriger empfindet, als er ist. Das ist in die andere Richtung natürlich genau anders herum. Oben gibt es eine Burgruine... (mal wieder alte Steine) und natürlich musste ich wieder jeden Winkel inspizieren. Außerdem kann man von dort oben Rundwegwanderungen bis zu 3 Stunden unternehmen. Nun so lange wollte ich dann doch nicht auf mein Essen warten. Aber wenn man mal wirklich so eine Wanderreise plant, wäre dies ein gutes Ziel als Streckenabschnitt. Im Übrigen kann man auch ohne den Sessellift hoch und runter kommen, aber auch das hätte unseren sportlichen Rahmen gesprengt. Ich schlafe jeden Tag länger und gehe abends nicht allzu spät ins Bett und doch bin ich dauernd müde. Also ist die Bewegung nicht unsere vordergründige Ambition, mehr so ein Nebeneffekt.
Das Wildgehege ist fast keinen zweiten Blick wert. Naja, wir haben ja eines vor der Haustür und dort scheint es irgendwie mehr Platz zu geben. Aber wenn man dort vorbei ist und den Weg weiterläuft, kommt man irgendwann zu einer Stelle, an der aus den herumliegenden Steinen kleine Türmchen gebaut wurden. Große und kleine in allen Variationen. Ich kenne das schon von anderen Stellen, habe mich aber hier nicht dran beteiligt, weil erstens kaum noch Steine herumlagen, die man nehmen kann. Und zweitens ich den Grund dieser Türmchen nicht kannte. Wie gesagt, um eine Wanderung zu planen ist dieser Ort ideal, wäre sogar für Kinder ungefährlich...
Gegen drei haben wir den Lift nach unten genommen und unten im Schloss Ludwigshöhe ein leckeres Käffchen getrunken.

Immer noch reichlich Zeit, da der Trifels erst um 5 aufmacht. Aber wir sind halt schonmal losgefahren in Richtung Landau. Ich habe mal wieder festgestellt, dass mir große Städte keinen Spaß mehr machen. Es ist laut, es ist hektisch und es sind mir zu viele Menschen dort. Aber man merkt, dass die Ferien vorbei sind, man sieht weniger Kinder und es ist allgemein nicht ganz so voll. Das Wetter spielt uns diesbezüglich ein bisschen in die Hände. Ab morgen soll es ja wieder besser werden. Es war schon ganz schön frisch heute. Wir werden wohl auf der linken Seite der Grenze bleiben *grins

Ach ja, das Essen war natürlich lecker. War nicht anders zu erwarten, bei einem gefühlt 300gr schweren Rumpsteak... Wir hatten Glück, einen PLatz zu bekommen, weil wir so zeitig da waren. Die Kneipe war voll ausgebucht und kurz bevor wir fertig waren, haben sie sogar Gäste wieder weggeschickt...

Entschuldige Mom, ist wieder viel zu lesen, aber es war auch ein toller Tag :-)

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